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Stammtisch Gesellschaft, Politik und Alltag

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Alt 22.06.2012, 12:22   #1
Archimedes
der mit dem Reim tanzt
 
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Hallo, liebe Larin, wenn die englische Presse beim Fußball das Nazi-Deutschland zitiert, dann ist das eigentlich ungeheuer. Doch etwas ist nach wie vor dran.
1. Deutschland ist weltweit Waffenexporteur an dritter Stelle.
2. Die Verlogenheit der Politik ist schlimm. Sie behaupten, nicht in Krisengebiete die Waffen zu liefern, schicken sie aber nach Israel und Saudi-Arabien.
3. Das Spiel selbst ist zwar harmlos, aber viele "Fans" bedienen sich hier, um vermeintliche Überlegenheitsgefühle nationalistischer Prägung auszuleben. Und da hat die englische Presse ein bisschen Recht. "Am deutschen Wesen...." ist leider noch nicht beerdigt.
Danke für das Unbehagen. Das genau war die Absicht.
Lieben Gruß Archimedes ...der mit den sublimierten Kreisen
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Alt 03.07.2012, 22:03   #2
Falderwald
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Hi Archi,

ich kann die Verbitterung durchaus nachvollziehen.
Vor allem kann einem das scheinheilige Gerede ganz schön an die Nieren gehen.
Krieg? Nein, wie abscheulich und verurteilungswert.
Aber wir hätten da was...

Auf der anderen Seite sind es die Menschen, die Waffen haben wollen und diese auch einsetzen.
Und wenn Deutschland die nicht produziert, verdient sich halt ein anderer eine goldene Nase damit und es gäbe nicht eine Waffe weniger auf dieser Welt.

Der Mensch hat nun mal halt auch ein destruktives Wesen.

Die englische Presse ist ziemlich schnell und nicht minder scheinheilig in ihren satirischen Provokationen.
England ist immerhin der 5. größte Waffenexporteur der Welt.
Deutschland verkauft eben nur drei Mal so viel wie die Briten und da ist der Konkurrenzkampf ganz schön groß geworden.

Aber wenn ich mir die Umsätze so betrachte, dann liegt der deutsche Waffenexport bei ca. 3,1 Milliarden US Dollar pro Jahr, das sind doch Peanuts...
...wenn man die Schulden dagegen rechnet.

Und was den Fußball angeht, so habe ich noch nie eine solch faire Veranstaltung erlebt, wie diese EM.
Es gab keine Ausschreitungen und keine Skandale, selbst auf den Spielfeldern ging es relativ fair zu.
Zitat:
Das Spiel selbst ist zwar harmlos, aber viele "Fans" bedienen sich hier, um vermeintliche Überlegenheitsgefühle nationalistischer Prägung auszuleben.
Ich denke, es gibt bei allen sportlichen Veranstaltungen Menschen, die sich so verhalten.
Das ist aber kein typisch deutsches "Symptom", sondern zieht sich quer durch alle Nationen.
Die meisten Fans sehen in ihrer Nationalmannschaft etwas, mit dem sie sich identifizieren können, zumal in den heutigen Zeiten sehr wenig existiert, mit dem man sich überhaupt noch identifizieren kann.

Ich bin zwar kein richtiger Fußballfan, aber bei solchen Turnieren sitze ich doch vor dem Bildschirm und drücke unserer Mannschaft ganz patriotisch die Daumen, warum denn auch nicht?

Aber wir können uns ja alle wieder einkriegen. Diesmal sind sie ja nur bis Italien gekommen, da war Ende...


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 04.07.2012, 23:07   #3
Archimedes
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Hallo Falderwald, mit dem Argument, man könne Waffen exportieren, da sonst es andere tun werden, bin ich gar nicht einverstanden. Dann können wir weiter Atomkraftwerke betreiben, die anderen tun es ja auch. Wir können weiter Schadstoffe in großen Mengen in die Luft pusten, die anderen tun es ja auch usw. Das ist ja gerade die Scheinheiligkeit, die vor der Verantwortung drücken soll. Es muss immer einer anfangen, damit es einen zweiten und dritten geben kann. Deshalb ist der Atomausstieg der Deutschen so wichtig und richtig. Das Verbot von Waffenexporten ist genau so wichtig. Nur so kann ein Umdenken angestoßen werden, dass die Staaten, die Waffen liefern eines Tages geächtet werden. Noch vor 10 Jahren konnte man nicht glauben, dass heute die Raucher so in Misskredit geraten sind. Und da spielt der Verlust der Arbeitsplätze in der Tabakindustrie keine Rolle. Warum aber bei der Waffenindustrie?

Das als meine kleine Anmerkung. Ich finde es richtig und gut, dass du deine Meinung geäußert hast, auch wenn ich sie so nicht teile.
Lieben Gruß Archimedes ... der mit den destruktiven Kreisen
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Alt 05.07.2012, 20:03   #4
Falderwald
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Hi Archi,

weißt du, im Prinzip gebe ich dir mit allem Recht, jedoch werde ich mit zunehmendem Alter immer pragmatischer, denn die Träume und Vorstellungen, für die ich mich früher eingesetzt und auch gekämpft habe, sehe ich heutzutage immer mehr schwinden.
Es hat sich gar nichts geändert, nur die Methoden sind subtiler geworden.

Zitat:
...mit dem Argument, man könne Waffen exportieren, da sonst es andere tun werden, bin ich gar nicht einverstanden.
Das ist dein gutes Recht, aber ich kann mich nur noch einmal wiederholen:
Es gäbe keine Waffe weniger auf dieser Welt.
Und, die Waffe ist kein Mörder, sie ist lediglich ein Werkzeug und solange es Bekloppte auf dieser Welt gibt, die diese einzusetzen bereit sind, muss es auch solche geben, die zum Schutz da sind.
Und solange die USA und Russland Waffen in die ihr genehme Welt exportieren, können wir das auch.
Ich sehe keinen Unterschied darin, wo diese Erzeugnisse hergestellt werden, das ist völlig gleichgültig.
Und eine Welt ohne Waffen ist eine ferne Utopie, solange die Menschen nicht reif genug sind, bestimmte Denkmuster aus ihren Schädeln zu verbannen.
Dazu gehören auch die Religionen.

Zitat:
Dann können wir weiter Atomkraftwerke betreiben, die anderen tun es ja auch.
Ja klar, wir schalten unsere relativ "sauberen" Atomkraftwerken ab und die Betreiber der "dreckigen" Meiler in Osteuropa freuen sich einen Wolf, weil wir anschließend ihre so produzierte Energie importieren.
Da haben wir doch richtig was für unsere Umwelt getan, nicht wahr?

Zitat:
Wir können weiter Schadstoffe in großen Mengen in die Luft pusten, die anderen tun es ja auch usw.
Natürlich können wir das.
Die Gutmenschen wollen ja, daß es allen 7 Milliarden Menschen auf dieser Welt gut geht.
Wem willst du also etwas zugestehen und wem verweigern (z.B. ein Auto)?

Zitat:
Das ist ja gerade die Scheinheiligkeit, die vor der Verantwortung drücken soll.
Nein, die Scheinheiligkeit liegt darin, die Preise und Abgaben für Energie (oder Schadstoffausstoß) immer weiter in die Höhe zu treiben.
Es wird also gar nichts dagegen getan, sondern nur dafür abkassiert.
Und wer es sich leisten kann, der macht halt weiter wie bisher oder investiert in neue Technik und wird ebenso zur Kasse gebeten. (Daß das Herstellen und Entsorgen der neuen "umweltschonenden Technik" auch nicht ohne ist, wird dabei gerne verschwiegen. Wie ist es denn mit den alten Solarzellen, hm?)
Auf jeden Fall ist es ein gutes Geschäft, nicht wahr?

Zitat:
Es muss immer einer anfangen, damit es einen zweiten und dritten geben kann.
Jawohl und das ist Deutschland.
D ist das Gewissen dieser Welt und alle werden es uns nachmachen.
Vor allem eine Milliarde Chinesen.
Die warten gerade darauf, das deutsche Modell zu kopieren.
Und wir verkaufen ihnen, was sie wollen. Wir müssen ja schließlich die Wirtschaftsleistung ankurbeln.
Aber Hauptsache, Deutschland ist eine grüne Insel inmitten des ganzen Schadstoffausstoßes.

Zitat:
Deshalb ist der Atomausstieg der Deutschen so wichtig und richtig.
Genau und deshalb wird sich in absehbarer Zeit der Strompreis vervielfachen. Energie wird zu einem Privileg für Wohlhabende, dolle Kiste.
Hautsache eine Insel ohne Atomkraftwerke, egal ob hüben in Frankreich weiter produziert wird und drüben in Polen 27 AKWs geplant sind.

Zitat:
Das Verbot von Waffenexporten ist genau so wichtig. Nur so kann ein Umdenken angestoßen werden, dass die Staaten, die Waffen liefern eines Tages geächtet werden.
Das ist ein Geschäft wie jedes andere.
Und solange man damit Geld verdienen kann, wird sich gar nichts ändern.

Willst du tatsächlich ideologisch an dieses Problem herangehen?
Das ist der falsche Ansatz.
Es müsste ein globales Umdenken erfolgen und das liegt noch in weiter Ferne.
Vielleicht lernen wir aus der jetzigen Krise etwas, nämlich daß dieses neoliberale kapitalistische System nicht funktionieren kann.

Solange aber das ganze Streben aller Staaten auf wirtschaftliches Wachstum und somit Aufschwung ausgerichtet ist, wird sich an der gängigen Praxis nichts ändern.

Auch die Bürger jener Staaten werden sich hüten, das bestehende System anzukratzen, es gab nämlich schon schlimmere und schlechtere Zeiten.

Zudem hege ich keine Befürchtungen, was die Zukunft anbelangt.
Die Probleme, welche die Menschheit sich selbst schafft, werden eines Tages gelöst werden.
Entweder sie schafft das selbst oder die Natur wird dafür sorgen.

Und sterben müssen sie alle einmal, spätestens, wenn unsere Sonne in ihrer Endphase sich unseren kleinen Planeten einverleibt, was freilich noch, vorausgesetzt es erfolgt keine kosmische Katastrophe (aus unserer relativen Sicht), mehrere Milliarden Jahre dauern wird.

So wird es sich herausstellen, ob die Spezies Mensch sich zum Überleben qualifizieren wird oder bei Gelegenheit wieder abtreten muss.
Darüber mache ich mir keine Gedanken und ein Patentrezept dafür gibt es auch nicht.

Ich glaube nicht daran, daß sieben Milliarden nackte Affen den Willen der Natur beeinflussen können.

Also, worüber reden wir hier eigentlich?

Über einen winzigen Planeten eines kleinen Sonnensystems, welches sich im Verbund mit 100 Milliarden anderen Sternen in einem Galaxienverband befindet, welcher sich seinerseits wieder mit 100 Milliarden anderer Kollegen das Universum teilen muss.

Auf gut Deutsch gesagt, es ist scheißegal, was hier abgeht.

Moral und Ethik sind lediglich die Erfindungen abstrakt denkender Wesen und stets ihrer Weltanschauung unterworfen.

Niemand trägt alleine die Verantwortung, es ist immer die Gesamtheit.

Also, nur wer versteht, daß alle seine Handlungen in seinem Einflussbereich zu Konsequenzen führen und dies selbstlos und uneigennützig umsetzt, der handelt verantwortungsbewusst und der darf auch den ersten Stein werfen.

Alle anderen sollten die Klappe halten, was auch ich jetzt tun werde...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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