Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Auf der Suche nach Spiritualität

Auf der Suche nach Spiritualität Religion und Mythen

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 07.08.2016, 11:25   #1
Romantiker2016
Holger
 
Registriert seit: 01.08.2016
Ort: Jerxheim
Beiträge: 70
Standard Buddha

Buddha

Du bist schon fern vom Anfang
der Dinge, die noch nicht bestehn;
als alle Welt dir absprang,
nach deinem leeren Flehn,

warst nicht mehr länger bleibend,
die Welt war dir Bezug -,
hast dich, im Weltall wiegend,
entfernt vom Sinnbetrug.

Und aus der Zeit heraus gedehnt,
ist dir im Geist entsprungen,
dass allem Denken, das sich wähnt,
wird Täuschung abgezwungen.
__________________
„ . . . wenn uns das Lärmen der Tage erschöpft, tun sich leise träumend
Land und Himmel auf, – Wiesen werden zu sanften Brüdern.“

Geändert von Romantiker2016 (07.08.2016 um 13:51 Uhr)
Romantiker2016 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.08.2016, 12:12   #2
Kokochanel
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Guten Morgen, Romatiker,

leider kenne ich mich mit der buddhistischen Lehre nicht aus, aber es interessiert mich. Bezieht sich dein Text auf Buddha selbst oder auf einen, der seiner Lehre (neuerdings) folgt?
Das Zeitliche überschreiten, mehrmals leben - und somit der eigenen Existenz keine übersteigerte Position zumessen, das stelle ich mir unter Buddhismus vor.
Das lese ich auch aus deinen Zeilen heraus.

Allerdings stoße ich mich an ein paar Formulierungen. Vielleicht möchtest du darüber nachdenken:

Buddha

Du bist schon fern vom Anfang
der Dinge, die noch nicht bestehn;

warum verkürzt du hier? Bestehen und Flehen wären flüssiger.

als alle Welt dir absprang

"Absprang" finde ich etwas unlyrisch.
nach deinem leeren Flehn,



warst nicht mehr länger bleibend,
die Welt war dir Bezug -,
hast dich, im Weltall wiegend,
entfernt vom Sinnbetrug.

Die logische Konsequenz kommt mir zu unvorbereitet. Allein durch das Wiegen im Weltall, hat er sich vom Sinnbetrug entfernt. Da würde ich eine überleitende Strophe dazudichten.

Und aus der Zeit heraus gedehnt,
( das gefällt mir)
ist dir im Geist entsprungen,

Das "entspungen" wiederum gefällt mir nicht. IN dem Geist kann nichts entspringen, vielleicht kann sich etwas AUS ihm heraus ENTWICKELN.

dass allem Denken, das sich wähnt,

Kann Denken "sich wähnen"? Was soll das aussagen?

wird Täuschung abgezwungen.

hier hast du durch den Nebensatz mit "dass", auf den er sich ja bezieht, eine Inversion.

Das Gedicht hat gedanklich sicherlich Potential, aber du solltest es vielleicht noch einmal überarbeiten. Dann könnte es richtig gut werden.

Grüße von Koko
  Mit Zitat antworten
Alt 07.08.2016, 13:51   #3
Romantiker2016
Holger
 
Registriert seit: 01.08.2016
Ort: Jerxheim
Beiträge: 70
Standard

Hallo Koko,
ein jeder welcher die sogenannte "Erleuchtung" in ihrer höchsten Form (es gibt Abstufungen)erlangt hat ist ein Buddha; an solch eine Seele richtet sich das Gedicht. - Es geht nicht um Wiedergeburt usw. sondern um den erreichten geistigen Zustand jenseits der Duialität.
Deine Alternativen respektive Anregungen zu den Formulierungen habe ich gern zur Kenntnis genommen; wie schon gesagt, ein Gedicht ist, ob der mannigfaltigen Möglichkeiten, niemals ganz fertig.
Zitat:
"als alle Welt dir absprang"
Das höchste Erfahren (Erleuchtung) ist kein Prozess: Es bricht gewissermaßen durch, wie man urplötzlich durch ein morsches Brett in den darunterliegenden Raum bricht.
Zitat:
"Die logische Konsequenz kommt mir zu unvorbereitet. Allein durch das Wiegen im Weltall, hat er sich vom Sinnbetrug entfernt. Da würde ich eine überleitende Strophe dazudichten."
Die Strophe ist (in der Kontinuität) in sich zusammenhängend; nach ""absprang" hatte ich ein Komma vergessen, was ich zwischenzeitlich geändert habe: Der Bezug zur Welt resultiert aus der Wahrnehmung aus einer anderen Perspektive (dem Singulären) heraus. - Die Metapher "im Weltall wiegend" meint das Verharren in einem dem Irdischen enthobenen Raum.
Zitat:
"ist dir im Geist entsprungen"
Das bezieht sich wiederum auf das zuvor beschrieben "Durchbrechen", hinein in eine höhere Wahrheit.
Das Gedicht entstand aus meiner Erfahrung im Zen heraus. - Diese Meditationsform habe ich unter anderem in den 90er Jahren bei Gundula Meyer in Ohof erlernen dürfen.
Durch ein tiefes spirituelles Erlebnis öffneten sich dann für mich die Pforten zur Dichtung.
Dazu ein Zitat von Jorge Luis Borges:

[...] "....Im ersten Fall, bei San Juan de la Cruz, bedenken wir, daß
er die höchste Erfahrung erreicht hat, zu der die Seele eines
Menschen fähig ist - das Erleben von Ekstasen, die Verschmelzung
einer menschlichen Seele mit der Seele der Göttlichkeit, mit der
Seele der Gottheit, Gottes. - Als er diese unausprechliche Erfahrung
gemacht hatte, mußte er sie irgendwie in Metaphern mitteilen. - Da er
das "Hohelied" zur Hand hatte, nahm er (wie viele Mystiker es taten)
das Bild der sexuellen Liebe als ein Bild der mystischen Vereinigung
zwischen dem Menschen und seinem Gott, und er schrieb das Gedicht. "

Ich hoffe, dir mit meinen Zeilen ein wenig den Sinn des Gedichtes vertieft zu haben, Koko.

Ganz herzliche Grüße,
Holger
__________________
„ . . . wenn uns das Lärmen der Tage erschöpft, tun sich leise träumend
Land und Himmel auf, – Wiesen werden zu sanften Brüdern.“
Romantiker2016 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.08.2016, 14:06   #4
Wodziwob
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Hallo Holger,

also mir gefällt es so, wie es ist. Bin da wirklich kein Fachmann, aber das kryptisch Verborgene seiner Aussage macht es umso interessanter. Bei mir würde eine Behandlung der Materie in etwa so klingen:

Buddha saß sinnend unter dem Baum,
befreit von der Fessel aus Zeit und Raum.
das reinste Licht hat er geschaut,
aus dem das Universum gebaut.

Wie, fragt er, soll ich's den Menschen sagen?
Nun denn, ich werd's durch mein Leben tragen.


Das ist jetzt vielleicht weniger spirituell, aber ich glaube, dass mir der Erhabene nicht böse wäre, sich ihm zu nähern wie ein neugieriges Äffchen. (Als die Taliban seine steinernen Uraltstatuen sprengten, haben sie sich nach meiner Überzeugung aus der Lebens- und Schicksalsgemeinschaft der Menschheit gesprengt.)

Auf alle Fälle wird Dein Gedicht der Rubrik rundum gerecht.

Entspannt im Hier und Jetzt
Wozi

Geändert von Wodziwob (27.08.2016 um 12:05 Uhr) Grund: Schriftart
  Mit Zitat antworten
Alt 07.08.2016, 14:51   #5
Romantiker2016
Holger
 
Registriert seit: 01.08.2016
Ort: Jerxheim
Beiträge: 70
Standard

Ja, Wozi: Deinem Gruß "Entspannt im Hier und Jetzt" wohnt mehr Weisheit inne, als man es beim flüchtigen Lesen für möglich halten könnte. - Freut mich, dass Dir mein Gedicht gefällt. Liebe Grüße, Holger
__________________
„ . . . wenn uns das Lärmen der Tage erschöpft, tun sich leise träumend
Land und Himmel auf, – Wiesen werden zu sanften Brüdern.“
Romantiker2016 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.08.2016, 19:32   #6
Kokochanel
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

ich danke für die Erläuterungen.Bist du Buddhist?

Die Formulierung "als alle Welt dir absprang" bleibt auch nach den Erklärungen (wie alle anderen auch, die ich monierte) für mich schwammig.
Dann müsste es wohl eher heißen: "Als alle Welt von dir absprang".

Der Leser muss ja immer von dem ausgehen, was da steht, nicht von dem, was der Autor eigentlich meinte.
Letzendlich aber sind es deine Verse und es steht mir nur zu, meine Meinung dazu zu sagen.
In buddhistischer Friedlichkeit Grüße von Koko
  Mit Zitat antworten
Alt 08.08.2016, 01:04   #7
Romantiker2016
Holger
 
Registriert seit: 01.08.2016
Ort: Jerxheim
Beiträge: 70
Standard

Hallo Koko, danke für Deine Zeilen. - Tja, bin ich Buddhist? Wohl eher nicht, weil ich den Buddhismus nicht als Religion, also Folklore, empfinde, sondern als Philosophie; jedoch ist für mich der Buddhismus die Königin aller Philosophien, weil sie nicht nur aus apriorischen Denkgebäuden besteht, sondern durch die spirituellen Erfahrungen einen wahrhaftigen Bezug zum Dasein findet. -
Es ist für mich immer wieder erstaunlich, was der Leser eines meiner Gedichte darin entdeckt, weil es - und das kann allgemein sagen - oft nicht deckungsgleich mit den Gedanken des Dichters ist. - Aber das ist ein Hauptsinn von Dichtung, dass der geneigte Leser in seinen Gedanken dazu angeregt wird, sich selbst weiter zu entwickeln oder einfach nur um Stimmungen zu evozieren, um den Alltag besser zu ertragen. Friedliche Grüße zurück von Holger
__________________
„ . . . wenn uns das Lärmen der Tage erschöpft, tun sich leise träumend
Land und Himmel auf, – Wiesen werden zu sanften Brüdern.“
Romantiker2016 ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu

Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Buddha in dir Erich Kykal Denkerklause 11 12.12.2014 16:37
Der Buddha Erich Kykal Denkerklause 13 23.10.2009 21:08


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 05:55 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg