Spieglein, Spieglein an der Wand

[Mephisto]

Da lebte er ein Leben lang
mit seinem immertreuen Weib,
dann nahm das Leben seinen Gang
und Mutter Erde ihren Leib.

Er denkt an all die schöne Zeit
in jedem glücklichen Moment.
Anstatt er sich daran erfreut,
schmort er im Selbstmitleid und flennt.

Das Schicksal ist nur Heuchelei,
gepaart mit Tücke und mit List,
die eine Seele ist nun frei,
die andre bleibt ein Egoist.

[Blaugold]

Nun ja, so sagt man, sicherlich:
dass eine Seele sich befreit,
entgeht sie diesem Ego-Ich
nach einer Lebenszeit.

Dann ist sie irgendwie im Wo,
und nimmermehr in einem Leib.
Vielleicht auch anders und nicht so
wie jeder Mann und jedes Weib.

Und wenn man deshalb nicht mehr weiß,
von welcher Art sie jetzt so ist,
dann nützt es wirklich einen Scheiß,
dass einer ihren Leib vermisst.

[Falderwald]

Hallo Mephisto !

Das ist ja schwärzester Humor
auf allerfeinste Geisterart
und ein Schlag in das Kontor,
für jeden der der Tröstung harrt.

Doch ist es so auf dieser Welt,
der eine kommt, der andre geht,
denn unter diesem Himmelszelt
wird manches Stäubchen schnell verweht.

Wenn einer geht, dann tut es weh,
weil es ihn hier nun nicht mehr gibt.
Am Ende bleibt das Resümee,
daß einen Alten niemand liebt.

Wer an die Macht Liebe glaubt,
dem sei die Trauer auch erlaubt.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

[Mephisto]

Die Haut wird fahl, das Haar wird licht
und immer schneller tickt die Zeit,
wie trüb ist doch die Zuversicht
in göttliche Gerechtigkeit.

Zu oft geschieht der Sündenfall,
was ja die Menschheit oft bewies,
so platzt mit einem Riesenknall
auch jeder Traum vom Paradies.

So mancher rote Erdbeermund
zieht tausend Küsse in den Bann,
der letzte Kuss macht alles rund,
denn der gehört dem Knochenmann.

[Dana]

Sei gegrüßt, Mephisto!

Ich habe über den Mephisto gelesen, dass er (nicht nur im Faust) eine schillernde Persönlichkeit ist und seine Aufgaben mit ganzem und perfektem Einsatz erfüllt.
Da er zum Ganzen gehört und somit einen Obersten (Gott) zum "Vorgesetzten" hat, ist sein Tatendrang zur Zerstörung schon bewundernswert, weil das Ergebnis eigentlich im Voraus bekannt ist.

So ähnlich sehe ich deine lyrische Perfektion, die stets ins Schwarze trifft, Wahrheiten knallhart ausspricht und sogar noch zum Lachen bringt.
Am auffälligsten jedoch ist, du unterhälst auf feinste teuflische Art.
Der erste Mephisto, den man zu mögen beginnt.

Wenn du damit umgehen kannst:

Liebe Grüße
Dana

[Mephisto]

Die Sympathie wirkt wie ein Gift
und weckt den eitlen Menschenneid.
Für den, den sie mit Blindheit trifft,
beginnt nun meistens schon das Leid.

Befreit von Objektivität,
erkennt er auch die Fehler nicht,
wenn seine Souveränitität
am Wohlgefallen erst zerbricht.

Das Leben als Laborversuch
wirkt von der Logik unbenetzt,
doch wird es wie im Märchenbuch
vor lauter Liebe totgeschwätzt.