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Auf der Suche nach Spiritualität Religion und Mythen

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Alt 06.07.2013, 21:38   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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In deiner kleinen Hölle
(Ein unreiner Reim)


Kopfüber stürze ich mich von den Klippen
hinab zur Unterwelt ins Abenteuer
zu dir, du heißes Liebesungeheuer,
ich will von deinem Flammennektar nippen.

Mich windend in den süßen Qualen neuer
Gefühle, pocht mein Herz bis an die Rippen,
mit feuchtem Glanz frohlocken deine Lippen,
mein Schmerz brennt lichterloh im Fegefeuer.

Vulkanisch eruptieren Gluten, Welle
um Welle dringt die Lust aus allen Poren
beim Anblick meiner Leidenschaften Quelle.

Ich spüre die Dämonen schon rumoren,
lass mich schnell ein in deine kleine Hölle,
dort hat sich meine Seele längst verloren!


Falderwald
. .. .

__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 07.07.2013, 08:17   #2
Erich Kykal
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Hi, Faldi!

Sehr gelungen, sowohl das (strukturell) saubere Sonett als auch die süffisante Anspielung im Untertitel!

Was dieses Gedicht allerdings ausgerechnet unter "Suche nach Spiritualität" zu suchen hat, ist mir nicht recht klar...darunter hätt ich jetzt doch was anderes verstanden...

Übrigens: Die Vagina als "Hölle" zu bezeichnen (Wenn auch wahrscheinlich in halber Anspielung auf "Höhle"...), wie auch der allgemeine inhaltliche Duktus des Werks, rücken das Weibliche doch ein Stück weit ins Dämonische, Böse - du wirst doch nicht zuviel in der Bibel gelesen haben???

Das Lyrich scheint Sex als etwas im Grunde Schmutziges, Verderbtes erleben zu wollen - ob als Eingebung des Augenblicks oder ganz allgemein, sei mal dahingestellt. Natürlich wissen wir um die aphrodisierende Wirkung dieses Umstands (Besorg's mir, du Tier!) - aber wie gesagt, mit Suche nach Spiritualität kann ich das nun eher nicht verbinden, das hätte wohl besser in "Liebesträume" gepasst!

Sei es, wie es sei - formidabel gedichtet und daher gern gelesen, du oller Höllenforscher!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 08.07.2013, 20:56   #3
Falderwald
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Servus Erich,

der Untertitel ist nur wegen dir, sonst hättest du mir sicherlich den Reim Quelle/Hölle angekreidet und so konnte ich dir direkt den Wind aus den Segeln nehmen...

Und die Zweideutigkeit ist da ja auch gegeben, nicht wahr?

Jetzt gehen wir das Ganze mal von der spirituellen Seite an.

Religionen und Mythen verbinden viele Dinge.
Dort gibt es Überlieferungen die sich mit Göttern, Dämonen, Entstehung der Welt, Erschaffung der Menschen usw. befassen und es kommen darin Personen, Dinge, Orte, Begebenheiten usw. vor, welche aus (meist) verschwommenen, irrationalen Vorstellungen heraus glorifiziert werden und legendären Charakter besitzen.

All diese Dinge kommen auch im Text vor: Unterwelt (griechische Mytholgie), das Liebesungeheuer als weiblicher Dämon Sukkubus, der direkt aus der Hölle (christliche Mythologien) kommt und den Protagonisten Qualen ausstehen lässt.
Ganz neue Gefühle umkochen ihn, sein Herz rast vor Verlangen, der Dämon lockt und sein Schmerz verbrennt in fast, es ist, als sei er dem Fegefeuer ausgesetzt.
Doch dann bricht alles aus ihm wie aus einem Vulkan hervor, die Lust übermannt ihn, denn die Quelle seiner Leidenschaft steht vor seinen Augen.
Und seine triebhaften Dämonen setzen ihm auch noch zu und treiben ihn an, so dass er Einlass in des Sukkubus' Hölle fordert, weil seine Seele schon längst diesem Dämon gehört.

Und was ist passiert? Gar nix, denn es bleibt ja offen, ob dieses Liebesungeheuer ihn reingelassen hat.

Nun, mein lieber Erich, stell dir doch einmal vor, du liegst nachts schön friedlich schlafend im Bett und ein weiblicher Dämon würde dich besuchen und den Beischlaf mit dir vollziehen.

Da könnte man doch vom rechten Glauben abkommen...

Und an irgend etwas muss man doch schließlich glauben, oder?

Und deshalb, so finde ich, steht das hier doch schon ganz richtig, oder sind das etwa keine aus verschwommenen, irrationalen Vorstellungen heraus glorifizierten Personen, Dinge, Orte, Begebenheiten usw. (s.o.) ?

Ein ganz individueller Mythos, sozusagen...


Vielen Dank für deinen Kommentar und die lobenden Worte...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Alt 08.07.2013, 22:20   #4
Erich Kykal
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ICH hätte dort am Ende geschrieben:

"so lass mich ein zu dieser einen Stelle,
in der sich meine Seele längst verloren."

Das behebt zwar den unreinen Reim, aber das Attentat des unvollständigen Verbs (o, ja, auch ich weiß, was dich ärgert!) wollte ich dir nicht antun!

Seltsam übrigens, dass dich grade das so nervt, wo es in der klassischen Lyrik doch ein probates, früher oft gebrauchtes und anerkanntes Stilmittel darstellt! (Unschuldig pfeif...)

LG, eKy
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Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Alt 08.07.2013, 22:47   #5
Falderwald
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Natürlich ist die Hölle auch eine Stelle, aber das war ja schon so geplant...

Und nein, ich werde die Hilfsverben nicht weglassen, auch wenn die alten Klassiker dies als probates Mittel oft verwendet haben.
Ich könnte so etwas dem alten Goethe, aber auch Heine (und natürlich auch Kykal, der kann es ja noch lesen) um die Ohren hauen, wenn ich das bei ihnen sehe.
Aber die hatten wahrscheinlich auch einen solchen "Output" wie du und somit keine Zeit, das zu überarbeiten (ebenfalls unschuldig pfeif)...


Liebe Grüße

Falderwald
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