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Experimentelles Versuchslabor

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Alt 09.05.2019, 05:11   #1
Lightning
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Standard Gedankenverloren

Gedankenverloren und ohne Gefühl
die Worte, sie finden heut einfach kein Ziel,
sie kommen und schweben und gehen vorbei,
der Geist ist bemüht, aber leider nicht frei.

Gedanken versuchen Gefühle zu finden,
das Gefühl will nur den Gedanken entschwinden,
es möchte nur fühlen und ohne das Denken,
das magische Kribbeln in Worten verschenken.

So macht das Schreiben für mich keinen Sinn,
Gedankenwirrwarr, kein Ziel, kein Beginn,
ich lasse jetzt einfach Gefühle schreiben,
jambisch, trochäisch, das wird sich noch zeigen.

Im kunterbunten Wunderland,
wurd ein Gefühl noch nicht erkannt,
ganz einsam war es dort verloren,
und dacht, es wäre dort geboren.

Es war das Leid, doch in dem Traum,
jetzt muss ich denkend nochmal schaun,
da war es von der Last umgeben,
dass dort nur Schöngefühle leben.

Im Leiden sagt das Leid zu sich,
fühlt sich dazu noch jämmerlich,
ach würd es mich doch nur nicht geben,
in diesem wunderbaren Leben.

Es dacht, dann wäre alles gut,
ihm fehlte einfach dieser Mut,
den wahre Helden in sich tragen,
ganz selbstbewusst und ohne Fragen.

Im Selbstmitleid sich selbst verlierend,
nach Mitgefühl und Liebe gierend,
da saß das Leiden einfach dort,
an diesem ihm so fremden Ort.

Dem Selbstmord nah, dem Eigentod,
da kam zum Glück in letzter Not
die warme Liebe um die Ecke,
sie macht das Leiden jetzt zur Schnecke!

"Du wunderbares Leidgefühl, du dunkles Licht am Himmelszelt,
warum gibst du dein Leben auf, obwohl es mir so sehr gefällt?
Wenn jemand mich in sich verliert, dann wäre er doch ganz allein,
was wäre er denn ohne Leid, oh Leid, du musst doch einfach sein.
Es wär doch auch mein Herz verloren, ohne dich in mir, mein Leid,
und dennoch würde ich dich spürn, in der gebrochnen Herzenszeit."

"Oh Liebe, du hast ja so Recht,
ich denk, ich fühle das jetzt echt!
Es liegt ein Kribbeln hier im Raum,
bin ich denn noch im fremden Traum?"

"Nein, du träumst hier neben mir, wo du doch schon immer warst,
voller Sorge bin ich auch, dass du mich gar nicht mehr magst."

"Oh Liebe, gut, dass du das sagst,
jetzt fühle ich mich wieder gut,
ich fühle dieses Leid in dir,
das macht mir selbst auch wieder Mut."

Genug jetzt auch der schönen Worte,
in welchen ich noch gerne bliebe,
das Leid sucht leider neue Orte,
so weich von hier, du liebste Liebe.

Die Liebe war nach diesen Worten
nicht mehr erfüllt von Heiterkeit,
sie dachte, soll das Leid doch morden,
es scheint, als wär der Hass bereit.

Aus einer unbekannten Welt,
kam er sogleich herangeflogen,
er runzt die Stirn, weils ihm gefällt,
noch nie fand er etwas verboten.

Voller Zorn und voller Wut,
flucht der Hass, er kann es gut,
"Haut doch ab mit eurem Scheiss,
ich leg euch beide gleich auf Eis!"

"In diesem gottverdammten Land, befreit von Angst und all den Kriegen,
kann man einfach gar nichts tun, nicht einmal den Feind besiegen!
Komm jetzt einfach mit, du Leid, spiel nicht rum im Wunderland,
Blitze solln euch beide treffen, denn ihr raubt mir den Verstand!
Die Metrik habt ihr auch zerrissen, fühlen, denken, drauf geschissen!
Leiden brauch ich, hier uns jetzt, fast hätte man mich schon ersetzt!
Nur wegen eurer Spielerei, will keiner mehr das Leiden sehn,
und ohne Leid kann ich mein Leben, leider auch nicht mehr verstehn!"

Voller Angst und ohne Freude,
gibt das Leid dem Hass sich hin,
Angst und Freude neue Freunde?
Vielleicht ein neuer Traumbeginn.

Lightning

Geändert von Lightning (01.06.2019 um 19:11 Uhr)
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Alt 09.05.2019, 19:11   #2
Erich Kykal
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Hi Lightning!

Die Metrik:

xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxX

S1 ist noch wunderbar gleichmäßig und sauber getaktet.

xXxxXxxXxxXx
xxXxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxXx

S2 - die erste Zeile passt, wenn auch nun mit weiblicher Kadenz, aber in Z2 sind gleich 2 metrische Brüche.

xXxXxxXxxX
xXxxXxXxxX
xXxxXxxXxXx
_XxxXxxXxxXx

In S3 gibt es keine fehlerlose Zeile. Der klare Takt geht mehr und mehr verloren. Silben fehlen, und Z4 hat plötzlich einen betonten Auftakt.

xXxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxXx
xXxXxXxXx

Ab S4 schaltet das Versschema komplett um - es wird praktisch ein anderes Gedicht.


Den Rest lese ich ein anderes Mal. Du schreibst sprachlich gut, aber du solltest bei EINEM Rhythmus bleiben, und den kann korrekt durchziehen, sonst holpert und stolpert man beim Lesen dauernd über die Brüche, bzw. man wird hart aus dem Takt gerissen, wenn das Schema plötzlich und ohne jede Notwendigkeit umspringt.


Dennoch gern gelesen.

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 10.05.2019, 09:38   #3
Chavali
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Hallo Lightning,

aus diesem Text könntest du 3 Gedichte machen, wenn auch thematisch hier alles zusammenhängt.

Ich bin mir nicht sicher, ob du Wert darauf legst, deinen Text metrisch aufgedröselt zu wissen.
Vielleicht kommt es dir - so sehe ich das - doch eher auf den Inhalt an, da du ja das Werk
in *Experimentelles* eingestellt hast, das heißt, du hast es keiner
bestimmten Kategorie zugeordnet.
Ein bisschen wirkt es wie ein Theaterstück oder Dialog.

Interessant immerhin - gedichtsseitig sind sehr gute Phasen dabei.

Schreib mal noch
Zitat:
kunderbunten
kunterbunt mit *t*

Gern gelesen!
LG Chavali

__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 10.05.2019, 20:54   #4
Lightning
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Hallo ihr zwei!

Wie in der Hafenkneipe erwähnt, bin ich "Anfänger", daher freue ich mich natürlich über Kommentare jeder Art. Die metrischen eingeschlossen. Wenn mir jemand meine "Fehler" um die Ohren haut.. kann ich daraus lernen

Ich erwarte aber auch nicht, dass jemand das komplette "Gedicht" für mich in Metrik zerlegt. Sind ja doch ein paar Verse. Evtl. kann man dem Inhalt auch entnehmen, dass ein "Konflikt" zwischen Gedanken, Gefühlen und Metrik besteht. Gerade für mich als metrischen Beginner.. durchaus ein Thema. Die ersten Strophen sind abgetrennt vom Rest, weil sie - wenn auch inhaltlich verbunden - eigentlich für sich stehend betrachtet werden können.. oder eben als Einleitung.

Die Zeilen sind allgemein wohl eine Mischung aus nächtlichem Rumgeschreibsel.. Gedichten.. metrischer Übung.. dem genannten Theaterstück/Dialog.. und diesem Gedankenspiel der Gefühle. Ich konnte sie selbst nicht einordnen, daher ist dieses Schiff in der experimentellen Bucht gelandet. Im Nachhinein dachte ich auch, dass ich daraus evtl. mehrere Gedichte machen sollte, aber Experimente sind doch auch was schönes. Wenn man alle Gefühle ins Spiel bringen würde, könnte man aus dem Hintergrundgedanken evtl. auch mehr machen, statt die Zeilen zu zerlegen. Der Gedanke ist am Ende ja auch angedeutet.

Hmm.. und wer hat dieses "d" in mein Kunterbunt geschrieben? Frechheit *g*
Hab es natürlich gleich ersetzt. Thx auch für diesen Hinweis.

Und natürlich auch an dich nochmal ein Dankeschön @Erich, für die schönen X-en

Ich persönlich hatte S1-3 so betrachtet:

xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxX
xXxxXxxXxxX
Daktylus

xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxXx
xXxxXxxXxxXx
Daktylus

xXxXxXxXxX
xXxXxXxXxX
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXx
Jambus

Da ich sogar das X-en noch üben muss.. fällt es mir schwer, die Kadenzen immer so zu beachten, wie "erwünscht".
In dem Fall wollte ich auch gar nicht weiter darüber nachdenken, was ja auch in den Zeilen steht:

S3: "So macht das Schreiben für mich keinen Sinn,
Gedankenwirrwarr, kein Ziel, kein Beginn,
ich lasse jetzt einfach Gefühle schreiben,
jambisch, trochäisch, das wird sich noch zeigen."

Und da schwenkt auch der Daktylus in was anderes.. bzw in den Jambus,
weil ich den irgendwie für ein "schönes" Gefühl am brauchbarsten finde. Aber auch diesbezüglich bin ich noch am "testen".
Auch der vorherige "Umschwung" in der Metrik wird eigentlich durch die ersten 2 Zeilen dieser Strophe "erklärt".
Natürlich nur wenn man weiß, dass sich ein Teil des "Gedankenwirrwarrs" auch auf die Metrik bezieht.
Es herrscht also ein gewisses Zusammenspiel zwischen Inhalt und Metrik. - Experiment eben

Um das noch anzufügen:
Allgemein kommt es mir beim Lesen/Schreiben mehr auf Inhalt/Aussage/Gefühl an, als auf Metrik.
Das hat Chavali durchaus richtig erkannt. Trotzdem versuche ich den "Kram" zu lernen *g*

Liebe Grüße,
Lightning

Geändert von Lightning (11.05.2019 um 01:23 Uhr) Grund: abc und viele x-en
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