02.10.2014, 11:29 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 181
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Nur du allein
Wie oft hast du dich bloß am Walzer berauscht, den süßlichen Klängen von Lanner und Strauß, und abends den Liedern der Schrammeln gelauscht, der Wind trug sie zärtlich zum Weinberg hinaus. Wie oft schmücktest du dir dein zierliches Haupt mit Blumen und Blüten der Prater Allee. Dein Liebreiz hat vielen den Atem geraubt, dein Charme glänzt noch heute in jedem Palais. Wie oft hast du dich aus Affären gezogen, besonnen und mutig, doch immer kokett. Es wurde bespitzelt, getäuscht und gelogen, nur du allein strahltest im Seidenkorsett. .. Geliebtes Wien, komm lass dich halten. Du Stadt, die einst Geschichte schrieb. Dein Antlitz zieren erste Falten, das Donaublau wird langsam trüb. Geändert von vedena (02.10.2014 um 13:27 Uhr) |
02.10.2014, 20:34 | #2 |
Slawische Seele
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Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Liebe vedena,
gleich nach dem Lesen habe ich mir auf youtube "Wien, Wien nur du allein ..." von mehreren Interpreten angehört. In deinem Werk bewundere ich den unverkennbaren Walzertakt. Eine schöne Liebeserklärung, das "Alter" inbegriffen. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
03.10.2014, 00:30 | #3 |
Kiwifrüchtchen
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Beiträge: 945
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Liebe Vedena,
eine wunderbare Hommage auf Deine Heimatstadt. Gut durchdacht, den von Dana schon erwähnten Walzertakt möcht ich auch nochmal lobend hervorheben. Der Metrikwechsel der letzten Strophe ist ein cleverer Kniff. Kompliment. Vorher, der langsamere, behäbige Pulsschlag vergangener Zeit, das 'nur net hudeln, es pressiert net' - und die Endstrophe vermittelt die Hektik und Schnelllebigkeit des Wiens im Jetzt. Ein typisches Vedena-Werk in gewohnter Güte. Das einzige, was für mich nicht in den Kontext passt, ist das Wort 'süßlich'. All Deine Ausführungen haben durchgehend das Flair von erhaben, edel. Süßlich assoziiere ich mit Kitsch. Was hältst Du von 'zeitlos' ? Würd sich mM nach recht schmuck ins Gesamte fügen. Fein gebastelt... hat viele schöne Erinnerungen in mir geweckt. Sehr gern gelesen und besenft. LG von Lai
__________________
.................................................. ........................................... "Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal Geändert von Lailany (03.10.2014 um 00:42 Uhr) |
04.10.2014, 18:59 | #4 |
Von Raben umkreist
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Ort: Am Niederrhein
Beiträge: 1.053
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Hei Vedena,
deine Liebe zu Wien und die Verbundenheit mit dieser Stadt schwingt in jedem deiner Verse mit. Wie Lailany bleibe ich an dem Wort "süßlich" hängen, ihr Vorschlag "zeitlos" ist nicht schlecht, transportiert aber keinerlei Gefühl, was du an dieser Stelle aber wohl ausdrücken wolltest. Mir würden eher Worte wie "wonnigen – lieblichen – heiteren - wohligen" gefallen. Trägt der Wind die Lieder wirklich zärtlich hinaus oder doch eher so etwas wie sorgsam oder sachte? Zuletzt frage ich mich, was du mit dem "zierlichen" Haupt ausdrücken willst. Ich sehe in erster Linie Dächer vor mir, die ich eher als ruhmreiches oder mächtiges Haupt ansehen würde. Ich empfinde die ersten drei Strophen als (leicht verklärte) Liebeserklärung an deine Stadt. Die Schlussstrophe dagegen ist sachlich und nüchtern, der Zauber von vorher ist verflogen. Hat mir gut gefallen. Lieben Gruß Sid
__________________
Alle meine Texte: © Sidgrani "Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch"
»Erich Kästner« |
10.10.2014, 12:08 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 181
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Hallo zusammen!
@Dana, wie schön zu lesen, dass du den Walzertakt gespürt hast - es sollte ja so sein. Ja, Wienerlieder sind schmalzig, aber doch hin und wieder nett anzuhören. @Lailany, erstmal danke für deine positive Rückmeldung. Ich bin sehr glücklich darüber. "süßlich" stört dich also - hm, na ja, eigentlich wollte ich schon ein Augenzwinkern auf den Kitsch bringen. Schon mal einen alten Wiener Film gesehen? Die sind schon kitschig - das mein ich durchaus nicht negativ, aber so empfinde ich es. Aber danke für den Hinweis. @Sidgrani, also dich stört "süßlich" auch *kratz* - nehme ich gerne zur Kenntnis. Über "zärtlich" lässt sich natürlich auch diskutieren. Sachte ist mir persönlich etwas zu abgedroschen. Sorgsam ginge eher. Bei 'zärtlich' hatte ich so ein leichtes Lüftchen vor Augen, bei dem man die Melodie ganz leise im Hintergrund hört. "zierliches Haupt" habe ich deshalb gewählt, weil die Architektur der alten Gebäude in Wien doch eher verspielt wirkt. Ich danke euch allen für die wertvollen Vorschläge und werde darüber nachdenken. Schön, dass ihr mich hier besucht habt! Lg vEdenA
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Mein Buch "Leitersprossen" ISBN-10: 3853060501 ISBN-13: 978-3853060506 - oder per PN ! |
10.10.2014, 15:21 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 105
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Ein wirklich schön geschriebenes stimmungsvolles Gedicht vedena
und dabei war ich noch nie in Wien. Schrecklich... Grüße! |
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