Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Bei Vollmond

Bei Vollmond Phantastisches und Science Fiction

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 13.11.2011, 15:46   #1
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard Rabenschwarz



R
abenschwarz war letzte Nacht,
mondenfern und sternenleer,
wildes Wort als letzte Macht,
über mir Boreas' Heer.

Wütend pfeifen alle Stürme,

lassen untergehn mein Schiff.
Wellen bauen sich als Türme,
werfen es ans spitze Riff.

Schreie treffen meine Ohren,

Tränen salzig wie das Meer!
Oh, wär ich doch nie geboren,
habe keine Kräfte mehr.

Lasse mich zu Boden sinken,

schließe Aug' und Ohren zu,
weigere mich, Met zu trinken,
über mir ist endlich Ruh.

Schnee und Nebel hüllen ein,

was am Strand unrettbar war.
Übrig bleibt ein kalter Stein,
der erinnert: Trauerjahr.




__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*

Geändert von Chavali (16.11.2011 um 10:51 Uhr) Grund: kl. Änderung in Z3 von S1 und Z2 in S5
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.11.2011, 16:01   #2
ginTon
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von ginTon
 
Registriert seit: 14.02.2009
Ort: Mainz
Beiträge: 12.416
ginTon eine Nachricht über ICQ schicken ginTon eine Nachricht über Skype™ schicken
Standard

hi chavilein

Auch deinen Text finde ich, wie den zuvor von Stimme gelesenen, super. Er ist
inhaltlich ganz anders umgesetzt worden und trifft im Kern die Vergangenheit
des Jahres. Rabenschwarz gleitet hier somit in den Hintergrund der Trauer und
des Schmerzes. Ich finde den Text super gut geschrieben...Meine Lieblings-
strophe ist diese hier:

Zitat:
Wütend pfeifen alle Stürme,
lassen untergehn mein Schiff.
Wellen bauen sich als Türme,
werfen es ans spitze Riff.
war ne prima Idee,, liebe Grüße ginnie
__________________
© Bilder by ginton

Was aus Liebe getan wird, geschieht immer jenseits von Gut und Böse (Nietzsche)

Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
ginTon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.11.2011, 16:16   #3
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard

hi ginnie,

du warst aber schnell
Zitat:
war ne prima Idee,
ja, finde ich auch und was für unterschiedliche Sichtweisen da herausgekommen sind - sagenhaft

Deine Interpretation zu meinem Text
Zitat:
[...]trifft im Kern die Vergangenheit
des Jahres.
ist interessant. Weil das letzte Wort Trauerjahr ist gell.
Zitat:
Ich finde den Text super gut geschrieben.
Danke! das freut mich

Erleuchtete Grüße!
chavi
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.11.2011, 16:34   #4
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Liebe Chavi,

ich finde deinen Text auch wirklich schön geschrieben. Und ich halte es auch für sehr interessant, wie verschieden wir doch schreiben, aber gerade das macht es doch aus, finde ich.

Die Metaphern der salzigen Tränen, das gesunkene Schiff, Boreas (der Nordwind) und der Sturm, der durch das Leben des LI "tobte", und dann, am Ende des Gedichts, besonders ausdrucksstark in der Wirkung, der Stein und das Trauerjahr. Wirklich tief berührend, schmerzerfüllt und - ja, du kannst wirklich Traurigkeit vermitteln! (Ich bin nicht neidisch, ich bewundere das. )

Ich habe eine "Schwäche" für mythologische Bezüge in Gedichten, daher ist meine persönliche "Lieblingsstrophe" die erste:

Zitat:
Rabenschwarz die letzte Nacht,
mondenfern und sternenleer,
wilder Traum als letzte Macht,
über mir Boreas Heer.
"Mondenfern und sternenleer" - einfach (dunkel)schön!

Liebe Grüße

Stimme
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


Stimme der Zeit ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.11.2011, 19:48   #5
Cebrail
verkannt
 
Benutzerbild von Cebrail
 
Registriert seit: 05.08.2010
Ort: Wo der Himmel die Erde berührt
Beiträge: 332
Standard

Hallo Katzi,
nun habe deine Worte vor mir und wieder eine andere Perspektive vor Augen.
Die anderen Kommentare habe ich mir noch nicht angeschaut, ich will mal unvoreingenommen an dein Gedicht gehen.
Erst mal vorab, ich bin nicht gerade der Meister im Kommetare schreiben, von daher bitte ich um ein wenig Nachsicht ;-).
Irgendwie sehe ich in meinen Gedanken ein Wikingerschiff, obwohl du dein Gedicht ja wahrscheinlich in der griechischen Mythologie, angesiedelt hast.
Dass du Boreas erwähnst gefällt mir besonders, ich bin zwar mehr ein Fan von Zephyros, weil der mehr zu erzählen hat, aber der Nordwind bringt die nötige Kälte in deine Zeilen, passt gut.
Es ist wirklich schön zu sehen was das Wort Rabenschwarz
so auslösen kann und wie es hier umgesetzt wurde.
Gefällt mir.
Mit einer Zeile komme ich nicht klar, kannst du mir da helfen?
Zitat Katzi;
was am Stand unrettbar war.
Ich bin mal gespannt was ich hier noch zu Lesen bekomme.
Einen schönen Gruß
C.
__________________
© auf alle meine Texte

„Mir gefiel der Geschmack von Bier, sein lebendiger, weißer Schaum, seine kupferhellen Tiefen, die plötzlichen Welten, die sich durch die nassen braunen Glaswände hindurch auftaten, das schräge Anfluten an die Lippen und das langsame Schlucken hinunter zum verlangenden Bauch, das Salz auf der Zunge, der Schaum im Mundwinkel.“
Dylan Thomas
Cebrail ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.11.2011, 16:09   #6
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard

Hallo liebe Stimme,
Zitat:
Und ich halte es auch für sehr interessant, wie verschieden wir doch schreiben, aber gerade das macht es doch aus, finde ich.
Ja, das war die Idee hinter dem inoffiziellen Wettbewerb (an dem sich jeder noch beteiligen kann):
Gleicher Titel und Anfangszeile und Rubrik und dann schreibt jeder so, wie er das Thema versteht und umsetzen möchte
Zitat:
Die Metaphern der salzigen Tränen, das gesunkene Schiff, Boreas (der Nordwind) und der Sturm, der durch das Leben des LI "tobte", und dann, am Ende des Gedichts, besonders ausdrucksstark in der Wirkung, der Stein und das Trauerjahr. Wirklich tief berührend, schmerzerfüllt und - ja, du kannst wirklich Traurigkeit vermitteln!
Das freut mich sehr, vielen Dank!
Lieben Gruß, Chavali


Hi Cebrail,
Zitat:
Erst mal vorab, ich bin nicht gerade der Meister im Kommetare schreiben, von daher bitte ich um ein wenig Nachsicht ;-).
Ich freu mich sehr, dich hier zu finden und das ist das Wichtigste.
Zitat:
Dass du Boreas erwähnst gefällt mir besonders, [...] der Nordwind bringt die nötige Kälte in deine Zeilen, passt gut.
Es ist wirklich schön zu sehen was das Wort Rabenschwarz
so auslösen kann und wie es hier umgesetzt wurde.
Danke. Die Idee mit dem Wort Rabenschwarz (auch als Titel) kam uns im chat,
und nun haben wir schon insgesamt 5 Stück von der rabenschwarzen Sorte
Zitat:
Mit einer Zeile komme ich nicht klar, kannst du mir da helfen?
Zitat Katzi;
was am Stand unrettbar war.
Hm, das habe ich schon verbessert, es war ein Tippfehler, ich hatte das r in Strand vergessen
Ich denke, nun hat die Zeile Sinn.

Danke auch dir und liebe Grüße,
katzi




__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.11.2011, 17:12   #7
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Liebe Chavali,

das muss wirklich schauerlich grauslig gewesen sein - wann verzichtet man schon auf Met.

Die Bilder in deinem Gedicht wirken auf mich "balladig" - so wie man Zeichnungen in alten Gedichtebüchern stundenlang anschauen kann.

Sehr schön, was hier so "mit einem Mal" entsteht.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.11.2011, 22:07   #8
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

wow, chavali,

du hast die rabenschwärze sogar ernst genommen -
da ist ein feines gedicht draus geworden. wirklich super, sehr stimmungsvoll - düster.


chapeau!
larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.11.2011, 10:27   #9
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard

Liebe Dana,
Zitat:
Die Bilder in deinem Gedicht wirken auf mich "balladig" -
so wie man Zeichnungen in alten Gedichtebüchern stundenlang anschauen kann.
Das ist toll. Stelle ich mir fantastisch vor
Danke!



Liebe larin,
Zitat:
du hast die rabenschwärze sogar ernst genommen -
Ja. Zumindest in dieser Rubrik
Zitat:
da ist ein feines gedicht draus geworden. wirklich super, sehr stimmungsvoll - düster.
Danke!
Schön, wenn mir das gelungen ist.



Rabenschwarze Grüße an euch zwei,
Chavali



__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.11.2011, 12:11   #10
wolo von thurland
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

hallo chavali
o ja. ein sehr schönes gedicht.
wenn ich schon vorher mehr als das, was beim anpirschen im kleinen fenster erscheint, gelesen hätte, hätte e smir schon früher gefallen. aber dann hätte ich keinesfalls etwas von "Augen und Ohren schliessen in der Nacht" geschrieben. denn das ist in deinem geschichte die schwachstelle: entweder Auge und Ohr (Aug' und Ohr) oder Augen und Ohren. sonst ist es ein Polyphem-Gedicht, oder nicht? man könnte eventuell noch "Aug- und Ohren" schreiben, aber das ist doch wenger der stil hier. ;-)
bei boreas würde ich noch einen genitiv-apostroph setzen.
gruss wolo

Geändert von wolo von thurland (15.11.2011 um 12:17 Uhr)
  Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 
Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu

Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Rabenschwarz Stimme der Zeit Bei Vollmond 8 21.11.2011 17:11


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 00:06 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg