22.09.2015, 20:17 | #1 |
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Faux-pas
Die Maus hat, sich windend, kürzlich,
unter Wehen, einen Berg geboren, der ihr nun schwer auf dem Magen liegt. Täglich wird ihr klarer, schmerzlich, dass der Satz, den sie, gedankenverloren, von sich gab, immer schwerer wiegt. Weil die Zeitung, einmal gedruckt, selbst die schlechtesten News nicht nochmal einstampfen kann und recyclen. Und so sehr sich die Maus auch duckt, hofft, auf ein „Einmal ist keinmal“, es bleibt beim Faux-pas, dem heiklen. Das Land, es kratzt sich hinterm Ohr und fragt sich, ob es ihres sei, alles steuert eine Meinung bei und ist so klug, so klug als wie zuvor. |
22.09.2015, 20:51 | #2 |
Lyrische Emotion
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Moin wolo,
wir werden sehen, wie lange die deutsche Kanzlerin ihr freundliches Gesicht noch zeigen wird. Ihr Spruch hat auf jeden Fall das Zeug, als Zitat in die Geschichtsbücher einzugehen und zwar als DIE Untertreibung des 21. Jahrhunderts schlechthin. Zurecht kratzt sich das Land verwundert hinter den Ohren und wenn die Bundeskanzlerin wirklich Stil und Klasse besäße, würde sie Neuwahlen anberaumen und das Land somit darüber abstimmen lassen, ob der bisherige Kurs weiterverfolgt werden kann oder doch besser nicht. So funktioniert in meinen Augen Demokratie. Was dabei besonders auffällt, ist die Unverfrorenheit, wie einem ganzen Kontinent durch einige Wenige ein gesellschaftlicher Strukturwandel aufgezwungen werden soll. Das kann nicht gut gehen und ausbaden müssen das immer diejenigen, die keinerlei Entscheidungen mittreffen dürfen und auch die, die mit großen Hoffnungen nach Europa gekommen sind. Diese einsame Entscheidung wird auf allen Seiten nur Verlierer zeitigen. Nun denn, auch Versager sind in die Geschichtsbücher eingegangen. Ihr Platz ist ihr sicher. Mir ist die etwas schwierige Metrik in den Zeilen aufgefallen, aber man kann es sich "zurechtlesen". Das macht den Text nicht ganz so geschmeidig, wie sonst von dir gewohnt. Gewagt ist auch der Reim "recyclen"/"heiklen", aber er ist trotzdem interessant. Gern gelesen und zustimmend kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
28.09.2015, 10:50 | #3 |
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Hallo Falderwald
Danke fürs Reinschauen und das feedback. Viele Millionen DDR-Bürger haben es nicht geschafft, die Kultur Mitteleuropas nachhaltig zu zerstören. (Einige sind im Gegenteil so integriationswillig, dass sie ihr Sächseln nach Möglichkeit unterdrücken.) Wie soll es da zwei Milllionen Asiaten und Afrikanern gelingen? Ich gehe (noch) davon aus, dass auch dieser Hype mal zu Ende geht und man wieder über die Ukraine oder Euroland sprechen wird. Frau Merkels Lapsus war mir trotzdem eine kleine Aufmerksamkeit wert. Da wagt sie sich mal auf die Äste hinaus, und schon reibt sich das Volk verwundert die Augen: Was, wir haben nicht alle die gleiche Mutti? Was, aus der spricht nicht immer nur "Kohls Mädchen"? Die denkt und fühlt ja eigenverantwortlich? Vielleicht sollten wir das auch mal tun?) So weit, so gut oder unbeholfen. Die Hauptsache an diesem Text ist mir die Form. Ich habe es nochmals recht genau angeschaut und ich finde den Ausdruck "man kann es sich zurecht lesen" etwas ungerecht (ohne deine Intention). Ich denke, dass die Zeilen in ihrer Mehrheit einem natürlichen, den Sprachgenen nicht zuwiderlaufenden Lesen entgegenkommen, man also beim Lesen nichts zurechtbiegen muss. Ich hoffe, ich bin nicht der einzige, der das "merkt". Schönen Tag wolo |
28.09.2015, 13:19 | #4 |
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wenn die Maus einen Berg gebiert, weil sie hoch hinaus will, dann freut sich der Tierarzt.
Und der Tierarzt, lieber Wolo, das sind die Bürger.... LG von Agneta |
28.09.2015, 20:20 | #5 |
Lyrische Emotion
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Moin wolo,
du hast recht, ich habe mich ungeschickt ausgedrückt. Ich hätte schreiben sollen, ich konnte es mir "zurechtlesen". Woran liegt das? Eben daran, dass du keinem der üblichen Metrikkonstrukte gefolgt bist, sondern deinen eigenen Rhythmus erschaffen hast. Wie aber soll ich als Leser diesen ganz speziellen Rhythmus beim ersten oder zweiten Lesen sofort in seiner eigenen Regelmäßigkeit erfassen? Das mag an meiner Erwartungshaltung liegen, aber zunächst ist dieser Rhythmus erst mal unbequem und damit nicht sofort geschmeidig, wie ich schon andeutete. Jetzt, nach mehrfachem Lesen, könnte ich das auch gut vortragen, aber ich musste mir den Rhythmus erst "erlesen". Das war es eigentlich, was ich meinte. Ich hätte das vielleicht vorher so ausführlich darlegen sollen. Mea culpa... Liebe Grüße Falderwald
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30.09.2015, 19:00 | #6 |
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hallo agneta
naja, da möchte ich kein hund sein. hallo falderwald ich habe verständnis für deine sicht und fand es nicht notwendig, dass du das präzisierst. dass du nicht schon beim titel "faux-pas" hellhörig wirst, kann ich dir nicht verdenken. leicht verwunderlich scheint mir aber, dass du nicht bereits in der ersten zeile merkst, dass dieser vers seinem eigenen rhythmus folgt. zugegeben, der anfang von zeile drei ist nicht sehr glücklich gewählt. vielleicht ändere ich da noch was. nochtsdestoweniger danke für dein genaues feedback. beiden einen schönen abend wolo Geändert von wolo von thurland (30.09.2015 um 19:14 Uhr) |
30.09.2015, 21:41 | #7 |
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Anhang:
Wenn ich den Text laufend setze wie unten, wird mMn jeder, nicht nur du, Falderwald, genau Melodie und Rhythmus folgen, die auch für den rhythmisierten Text oben gelten. Ich sehe selber keine Stelle, wo in dieser Beziehung ein zweifel bestehen könnte. Gut, die eigenen Augen sind für so was blinder als fremde. Aber bitte, widerlege mich. Wenn es nicht zu widerlegen ist, muss also auch die obige Version von jedem gelesen werden können.
Gute Nacht wolo Die Maus hat, sich windend, kürzlich unter Wehen einen Berg geboren, der ihr nun schwer auf dem Magen liegt. Täglich wird ihr klarer, schmerzlich, dass der Satz, den sie, gedankenverloren, von sich gab, immer schwerer wiegt. Weil die Zeitung, einmal gedruckt, selbst die schlechtesten News nicht nochmal einstampfen kann und recyclen. Und so sehr sich die Maus auch duckt, hofft (auf ein „Einmal ist keinmal“), es bleibt beim Faux-pas, dem heiklen. Das Land, es kratzt sich hinterm Ohr und fragt sich, ob es ihres sei, alles steuert eine Meinung bei und ist so klug, so klug als wie zuvor. |
03.10.2015, 01:16 | #8 |
Lyrische Emotion
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Moin wolo,
das ist jetzt schwer zu beurteilen, da ich den Text nun schon mehrere Male gelesen habe und seinen Rhythmus nun kenne. Ich stimme dir ja zu, dass es nun beim Lesen passt, jedoch behaupte ich nach wie vor, dass der rhythmische Charakter sich beim ersten oder zweiten Lesen nicht unbedingt sofort erschließt. Das macht es ja nicht falsch oder wertet den Text ab. Nur ist es eben ein Fakt, dass hier kein durchgängig gleichmäßiger Versfuß vorliegt. Die Maus hat, sich windend, kürzlich, xXxxXxXx unter Wehen, einen Berg geboren, XxXxXxXxXx der ihr nun schwer auf dem Magen liegt. xXxXxxXxX Täglich wird ihr klarer, schmerzlich, XxXxXxXx dass der Satz, den sie, gedankenverloren, XxXxXxXxxXx von sich gab, immer schwerer wiegt. XxX, XxXxX Weil die Zeitung, einmal gedruckt, XxXxXxxX selbst die schlechtesten News nicht nochmal XxXxxXxxX einstampfen kann und recyclen. XxxXxxXx Und so sehr sich die Maus auch duckt, XxXxxXxX hofft, auf ein „Einmal ist keinmal“, XxxXxxXx es bleibt beim Faux-pas, dem heiklen. xXxxXxXx Das Land, es kratzt sich hinterm Ohr XxXxXxXx und fragt sich, ob es ihres sei, xXxXxXxX alles steuert eine Meinung bei XxXxXxXxX und ist so klug, so klug als wie zuvor. xXxXxXxXxX Übrigens hatte ich bei Goethes "Rezensent" am Anfang das gleiche Gefühl. Auch das musste ich mir erst einmal "erlesen". Liebe Grüße Falderwald
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08.10.2015, 12:38 | #9 |
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Hallo Falderwald
Noch kurz ein Dankeschön für deine neuerliche Beschäftigung mit den sperrigen Versen. Du scheinst mit Goethe mindestens die Neugier gemeinsam zu haben. Und schon das ist nicht wenig. Ich wünsche dir weiterhin viele "Stolpersteine" der angenehmen Sorte. wolo |
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