Sag mir mal ein liebes Wort

[Walther]

Sag mir mal ein liebes Wort,
Ich hätte nichts dagegen.
Böse werf in den Abort.
Das könnte viel bewegen.

Frag nicht, was das Ganze soll.
Jetzt rede einmal ich.
Hab die Schnauze richtig voll.
Was, ich schockiere Dich?

Gern hätt ich ein Lob gehört
Für dieses oder jenes!
Deine coole Art, sie stört.
Egal? Doch, ich erwähn es!

Nein, ich kriege mich nicht ein!
Du bist jetzt einmal still!
Das muss wirklich endlich sein,
Weil ich sonst nicht mehr will.

Nein, du willst das nicht, du gehst?
OK, dann geh für immer.
Weil du einfach nichts verstehst,
Wär bleiben noch viel schlimmer.

[Falderwald]

Guten Abend Walther,

das ist so ein Text, der mich zu einer Spontanantwort reizt...

Der Titel hätte auch "Ein wahres Wort" lauten können, denn mit diesem klingt es ja auch aus.
Wenn das Verständnis nicht mehr gegeben ist, wenn man einander nicht mehr zuhören kann oder will, ist es meistens zu spät.
Da hilft den Betroffenen oft wirklich nur eine Trennung, so traurig wie das manchmal ist.

Dein Gedicht liest sich gut.
Der Wechsel zwischen Trochäus und Jambus macht die Zeilen recht flott.
Allerdings muss ich sagen, daß mich S3/Z1 völlig aus dem Rhythmus gebracht hat.
Die zusätzliche Hebung passt einfach nicht, es ließ mich beim ersten Lesen durch die restlichen Strophen stolpern.
Ich habe mir das hinterher selbst schön gelesen: "Gern hätt ich ein Lob gehört"

Das wäre sprachlich durchaus vertretbar und würde dem Lesefluss an dieser Stelle gut tun.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

[Walther]

Lb. Falderwald,

uiuiuiui, ich habe doch tatsächlich einen meiner eher seltenen Stockfehler produziert! Du hast völlig recht, da ist ein ganzer Takt zuviel in diesem Vers - und dank Deines guten Vorschlags auch bereits ausgebaut.

Wenn sie Dir sonst mundete, meine gereimte Schimpfkanonade über eine echte Beziehungskrise, dann ist es schön. Mir schoß dieser Text so durch den Kopf, als ich mal wieder über unsere Unfähigkeit guter und offener Kommunikation nachdachte! Da haben wir Menschen schon Sprache, Mund und Ohren - und machen doch fast nie in der richtigen Weise davon Gebrauch!

LG W.

[Falderwald]

Guten Abend Walther,

ja, das kann passieren.
Bei mir kommt es schon mal vor, daß ich eine Hebung vergesse...

Ja, der Text hat mir gut gemundet.

Das Problem an und mit der Kommunikation ist, daß wir meistens zu höflich sind, um ein Anliegen direkt vorzutragen.
In manchen Fällen natürlich auch zu feige.

Manchmal wirkt eine Portion Eigenhumor da Wunder. Viele Dinge lassen sich mit ein wenig Humor oft leichter betrachten.
Natürlich ist das kein Allheilmittel, denn dazu brauchst du auch ein entsprechendes Gegenüber. Ich könnte da auch Dinge erzählen...

Wichtig ist aber, daß zumindest die Bereitschaft zur Kommunikation gegeben sein muss.
Das ist die Grundvoraussetzung für alles.

Das kann man in deinem Text erkennen.
Die zweite Ebene ist natürlich die, wie ich auf den anderen zugehe.
Das geschieht hier auch nicht gerade zimperlich, sondern ziemlich direkt, um nicht zu sagen krass.

Vielleicht wäre die Bereitschaft zur Kommunikation gegeben gewesen, wenn sie auf eine andere Art angefangen hätte.

Auch daran sieht man die Unfähigkeit.

Also ist dieser Text sehr stringent und entspringt sicherlich guten Beobachtungen; er klingt authentisch.


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

[Walther]

Lb. Falderwald,

Konflikten gehen wir alle gerne aus dem Weg. Wenn das dann überläuft, ist der Ausbruch eruptiv und schließt über den auslösenden Anlaß hinaus. Die Kunst ist, den schmalen Grat zwischen Konflitvermeidung und Konfliktlösung zu finden. Und diese Kunst kann niemand immer und jeder immer besser in Form des Ratgebenden als des Ratsuchenden.

Danke und lieber Gruß

W.