28.02.2011, 18:56 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Früh übt sich
Um heutzutage mitzubieten,
stehn gern im Fokus die Eliten. Wir werden immer mehr Gestalter und fangen an im zarten Alter. Die Dimensionen müssen stimmen, und so beginnt das große Trimmen. In Zukunft sagt der kleine Schatz nach Wochen schon den ersten Satz. Auf einen Sprachmix geht es zu, mit drei kann jeder "I love you". Französisch, Englisch, das muß sein, ein Jahr darauf gibts noch Latein. Beim angesagten Kräftemessen, geht es darum, nichts zu vergessen. Im Tatendrang gibts kein Verzagen, denn man muß andre überragen. Gestählt, mit forschem Kenntnisstand, winkt elitär der Doktorand. Das geht viel leichter als man glaubt, ein bißchen Schummeln ist erlaubt. Geändert von Justin (17.03.2011 um 17:57 Uhr) |
13.03.2011, 19:04 | #2 | |
Gelegenheitsdichter
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Zitat:
die Kommafehler habe ich ausgebaut, eine kleine Unebenheit beseitigt. Einen Vers habe ich leider nicht verstanden. An dieser Strophe solltest Du noch etwas feilen. Insgesamt ein nachdenkliches Werk, das auf die immer verrückteren Versuche mancher Eltern und Pädagogen hinweist, bereits im frühkindlichen Alter mit wahnwitzigen Bildungsversuchen zu beginnen. Irgendwann wird auch die pränatale Bildung gefordert, könnte man meinen. Gerne gelesen und kommentiert! LG W.
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13.03.2011, 19:45 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Lieber Walther,
ich verstehe schon, daß Du bei dieser 3. Strophe mehr oder weniger stutzig geworden bist. Im Nachhinein bin ich selbst nicht so recht zufrieden damit. Diese Strophe ist wohl um des Reimes willen so ausgefallen. Um sie trotzdem zu rechtfertigen, könnte man sagen, daß im pädagogischen Übereifer eine aufgenommene Tätigkeit ganz einfach abgebrochen wurde, um sich einer neuen zuzuwenden. Das entspricht ja sehr oft der Wirklichkeit. Du hast recht, daß ich an dieser Zeile noch feilen sollte. Vielleicht fällt mir früher oder später etwas ein, um den Gesamteindruck zu glätten. Deine Kommaänderungen gehen in Ordnung, aber ich denke, daß mir diese Fehler noch aufgefallen wären. Das ist schon mehrmals der Fall gewesen. Das Regelwerk kenne ich nämlich. Du warst ein aufmerksamer Leser und hast mir eine nützliche Anregung gegeben, die ich versuche, umzusetzen. Liebe Grüße Justin |
14.03.2011, 19:07 | #4 |
Gelegenheitsdichter
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Lb. Justin,
Du hast ein wichtiges Thema engagiert und pointiert aufgegriffen. Das ist aller Ehren wert! Die paar kleinen Fehler passieren jedem. Und ein nicht ganz gelungener Vers - welches Werk in diesem Forum hat ihn nicht? Naja, die meisten. Und meine sind mit Sicherheit sehr oft ebenfalls darunter! Leider ist mir nichts wirklich Passende eingefallen, vielleicht muss man den anderen Vers in die Bearbeitung mit einbeziehen, um den gordischen Inhaltsknoten zu trennen. LG W.
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14.03.2011, 20:21 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Lieber Walther,
ich danke Dir für diesen weiteren Eintrag. Du meinst also, man sollte versuchen, den ursprünglichen Vers mit dem nachträglich Entstandenen zu verbinden. Hast Du dabei bestimmte Vorstellungen, wie das aussehen könnte? Dann würde ich mir darüber mal Gedanken machen. Die aggressiv vorgezogene Pädagogik im Kleinkindalter hat teilweise schon um sich gegriffen und zeigt sich vor allem in unrealistischen Vorstellungen der Eltern. Diese scheinen zu denken, wenn sie ihr Kind einer Eliteeinrichtung anvertrauen, werden sie auf jeden Fall besser abschneiden als gewöhnlich. Das erweist sich dann oft als Trugschluß. So wie man einem Kind, das völlig unmusikalisch ist, keine Musik eintrichtern kann, wird das auch auf anderen Teilgebieten nicht gelingen. Die Förderung von Sprachen befürworte ich, zumal ich selbst gern englische Texte lese. Die Begabung ist aber in diesem frühen Alter nur schwer erkennbar. Ich habe mir in verschiedenen Filmbeiträgen angesehen, was da so abgeht. Die Kleinkinder dort hatten überhaupt keinen Bock auf Sprache. D. h., daß ein Kind in einer ganz normalen Schule viel erfolgreicher sein kann, wenn sein Talent erkannt wird und dann eine gezielte Förderung einsetzt. Das ist meiner Meinung nach sinnvoller und hat sich auch schon vielfach bestätigt. Doch beim Begriff "Elite" werden Eltern leicht irregeführt und verkennen die tatsächlichen Gegebenheiten. Liebe Grüße Justin Geändert von Justin (14.03.2011 um 21:19 Uhr) |
17.03.2011, 19:14 | #6 |
Slawische Seele
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Lieber Justin,
fein auf die Schippe genommen - man verliert sich im "nachdenklichen Grinsen". Auch ich sehe das Projekt sehr kritisch. Als hätten die Politiker eine weitere "Blendlücke" entdeckt, um Eltern irre zu leiten. Kaum jemand hat eine Vorstellung, welcher Aufwand dahinter steckt. Dafür werden Pädagogen stundeweise von Schulen abgezogen, die Kinder für diese Zeit in einen "Sammel-Kindergarten" befördert usw. Später, auf den Schulen findet ganz normaler Unterricht statt, mit Lehrermangel, weil kein Geld für Gehälter da ist. Also pure Augenwischerei. Es gibt so viele andere Probleme, die mit einem solchen Projekt verwischt werden. Es scheint tatsächlich so zu sein, dass man sich auf die Unsicherheit der Eltern verlässt. Niemand "muckt" auf, es entstehen keine Diskussionen. Vor ein paar Jahren hieß es noch, den Kleinen so viel Kindheit wie nur möglich zu lassen. Heute gilt es genau umgekehrt, weil sich die Welt ach so verändert hat. Sie hat sich verändert, und wie! Die Jungen bekommen kaum Ausbildungsplätze, die Eltern sind arbeits- und mittellos. Deine ironische Betrachtung hat mir gut gefallen. Liebe Grüße Dana
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18.03.2011, 14:57 | #7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Liebe Dana,
Du hast mit Deinem Eintrag eine treffende Ergänzung geschrieben. Was wir erleben, ist oft mehr Schein als Sein und stellt einen Versuch dar, die Wirklichkeit auf den Kopf zu stellen. Es spielt sich alles anders ab als angedacht. Die Förderung von Eliten irritiert darüber hinaus nicht nur die Eltern, sonden sie ist auch eine Entsolidarisierung der Gesellschaft. Denn zugunsten von Minderheiten wird damit das Gemeinwesen vernachlässigt, das vorher noch besser funktioniert hat. Ganz wichtig auch Deine Feststellung, in welchem Ausmaß das klassische Kindheitsmuster mit Spielen, Vorlesen, Singen usw. infrage gestellt wird. Auch heute noch hat dieses Muster nichts von seiner Bedeutung verloren. Nur möchte man es gern durch andere Modelle ersetzen, die sehr fragwürdig sind. Im erwähnten Filmbeitrag wurde eine Mutter vorgestellt, die ihre Tochter nach klassischem Vorbild erzogen hat, was sich auszahlen sollte. Denn das Mädchen war in keiner Weise schlechter als die elitären Schüler. Ganz anders dagegen das Beispiel eines Vaters, der im Vorschulalter nur Englisch mit seinen Kindern redete und sich was davon erhoffte. Die sprachliche Reaktion der Kinder blieb aus, und schon das hätte eine Warnung sein sollen, die in den Wind geschlagen wurde. Jedenfalls setzte die Normalität erst ein, als ein Schulwechsel erfolgte. In einem Textanhang eines Deiner Gedichte habe ich ein wenig von Dir erfahren. Daraus geht hervor, daß Du dich in einer Etappe Deines Lebens mit größeren Schwierigkeiten auseinandersetzen mußtest und ganz bestimmt keine elitäre Schule durchlaufen hast. Und dennoch schreibst Du so tolle Gedichte. Das soll Dir die Elite erst mal nachmachen. Manchen von denen mag das gelingen, aber längst nicht allen. Einer Sache muß man sich verschrieben haben, sie gern haben und lieben. Das ist nicht an Eliten gebunden und kann durch diese erst recht nicht eingeimpft werden. Liebe Grüße Justin |
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