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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 07.03.2019, 18:22   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Dominus

Was drückst du, schönes Opfer, dich
herum dort in der Ecke,
so schüchtern und so weinerlich
vor dem, was ich bezwecke?

Was tust du so, als würde dich
mein Starren wundberühren?
Mein Gieren ist schon außer sich
und will dich endlich spüren!

Was zierst du dich, wenn ich dich will,
du ausgesuchtes Wesen,
so unberührt und fügsam still,
von Angesicht erlesen?

Was kannst du wollen als nur mich,
wird dir dabei auch bange -
so komme ich denn über dich
in meinem harten Drange!

Was sind wir doch ein schönes Paar,
seitdem ich dich besitze!
Ich will dich halten Jahr um Jahr,
solang ich dich benütze.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (31.03.2019 um 17:44 Uhr)
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Alt 01.04.2019, 11:21   #2
Wilhelmine
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Beiträge: 113
Standard

Hallo Erich!
Das ist eine Welt, die für mich (zum Glück) keine Bedeutung hat. Aber da gibt's ja genügend Spielarten, die beiden gefallen. Schlimm nur, wenn die Dominanz einseitig ausgeübt wird.
Ich finde, du hast in deinem Gesicht das "Dominanz-Gebaren" so gut beschrieben, dass mir der Dominus richtig zuwider ist.
Sehr gutes Gedicht, sehr gern gelesen.

LG Wilhelmine
Wilhelmine ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.04.2019, 22:39   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi Wilhelmine!

Ja, die Sado-Maso-Schiene, die du ansprichst, findet sich durchaus in den obigen Zeilen gespiegelt, aber nicht nur auf Erotisches zielt mein Gedicht ab.

Auch in vielen Kulturen ist es (früher wie heute) leider so, dass Männer quasi allmächtig sind und Frauen nichts gelten und nichts zu melden haben. Sie werden gehandelt und behandelt wie Vieh.
Manche Kulturen haben dieses Brutalpatriarchat sogar in ihre Religion hineingeschrieben und glauben aufrichtig, diese Sicht der Dinge sei gottbefohlen!

Das männliche Ego und sein Eros leben geradezu vom Prinzip physischer und psychischer Dominanz. Nicht umsonst löst die Emanzipation der Frau bis heute bei vielen Männern Kastrationsängste aus.
Nicht dass der Mann per se so sein müsste, aber da wirken uralte, seit der Steinzeit - und weit davor - tief verwurzelte Prägungen, die den Mann als Geschlecht überhaupt erst geformt haben: den Herrscher, Beschützer, Besteiger des Rudels ...

In der - noch gar nicht sooo lange - zivilisierten und - noch nicht mal so richtig - gleichberechtigten Gesellschaft unserer Tage funktioniert dieses archaische Rollenbild so natürlich nicht mehr, und viele verschieben die damit zusammenhängenden Bedürfnisse dann eben in Sexualpraktiken, wo sie - vergleichsweise gezähmt - ausgelebt werden können, in Rollenspielen oder sogar in echt.

Das Dominieren hat dabei nichts mit Sadismus zu tun, dieser kam irgendwann einfach dazu und alles wurde in dieselbe Schmuddelecke gestellt.
Im obigen Gedicht spricht - oder sinniert - ein typisches Beispiel für die machohafte Seite der Dominanz, die für manche Frauen, die Unterwürfigkeit und Hingabe beim Sex genießen, aber durchaus ihren Reiz zu haben scheint.
So findet jeder Topf seinen Deckel ... - vorausgesetzt natürlich, das "Opfer" nimmt seine "Rolle" freiwillig ein und an. Was von Kerlen zu halten ist, die sich jemandem gegen dessen Willen aufzwingen, bloß weil sie glauben, das Recht dazu zu haben oder unwiderstehlich zu sein, wissen wir alle.

Dass Männer, die heute in unserer Gesellschaft dauernd so denken und handeln, soziopathische Arschlöcher sind, muss nicht extra betont werden. Eben alles zu seiner Zeit und im passenden Kontext!
Leider sind es gerade diese Rücksichtslosen, die leicht Karriere machen und ihren Hang zur Dominanz mit wahrer Macht dann erst so richtig ausleben und realisieren können. Wir selbst machen sie zu unseren Vorgesetzten, wählen sie und vertrauen uns ihnen an, immer noch von Stärke (oder deren perfekter Vorspiegelung) fasziniert und bereit, uns für irgendein erklärtes Ziel unterzuordnen.

Ob Erotik, Politik oder Karriere - Dominanz zieht immer noch!

LG, eKy
__________________
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