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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 07.11.2011, 15:43   #1
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard Herbstspaziergang

Kürzer sind die Nachmittage,
Dämmern liegt schon wie ein Hauch,
eine kaum gestellte Frage,
Antwort heischend nur noch vage
über jedem Baum und Strauch.

Wie die Blätter Abschied winken!
Sammeln sich am Straßenrand,
lassen deinen Schritt versinken,
knöcheltief im Laub ertrinken.
Mit dem Schirm in deiner Hand

stapfst du zögernd duch die Haufen.
Macht dich wohl ihr Rascheln froh?
Willst du, ohne zu verschnaufen,
wie ein Kind nur: Laufen! Laufen!
Kühler wird es sowieso.

Sonne bricht noch durch die Wolken,
keinen Augenblick zu spät!
Prachtvoll leuchten die Alleen,
wo sich kleine Wirbel drehen,
bis auch sie zuletzt verwehen -
birkenblattgoldübersät.
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (12.11.2011 um 05:36 Uhr)
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Alt 07.11.2011, 16:39   #2
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard

Liebe larin,

herrlich

leider muss ich jetzt weg, ich komm später nochmal und editiere.
Aber hier musste ich die Erste sein

lg ch.

EDIT:


hier bin ich wieder.

Der Titel lockt eher nicht, zuviel schon gibt es davon.
Aber wo larin draufsteht, ist auch larin drin und das ist in den allermeisten Fällen absolut lesenswert.

So auch hier und du zeichnest ein wunderbares Bild eines Herbstspazierganges.
Am liebsten hab ich die letzte Strophe und davon wieder das letzte Wort
Zitat:
Sonne bricht noch durch die Wolken,
keinen Augenblick zu spät!
Prachtvoll leuchten die Alleen,
wo sich kleine Wirbel drehen,
bis auch sie zuletzt verwehen -
birkenblattgoldübersät.
Gerade solchen Weg kenne ich auch, irgendwie kam es mir eh vor, als gäbe es in diesem Jahr mehr Blätter...

Im Birkenblattgold geschwelgt hat
mit lieben Grüßen
Chavali

__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*

Geändert von Chavali (07.11.2011 um 18:12 Uhr)
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Alt 08.11.2011, 09:28   #3
Sanssouci
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Liebe Larin!

birkenblattgoldübersät Toll!!!
Auch sonst sehr schön und stimmig, dein Herbstspaziergang.
Einzig das knöcheltief, als wärs ein Hinken! gefällt mir nicht so ganz wegen des Hinkens. Das passt irgendwie nicht (dem Reim geschuldet?).
Auch die von dir gewählte Reimform gefällt mir (a,b,a,a,b), und auch die Variation in der letzten Strophe, wo der Wind noch eine weitere Zeile "aufwirbelt" (a,b,a,a,a,b).
Sehr gern gelesen und kommentiert.

Herbstliche Grüße von Sanssouci
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Alt 09.11.2011, 18:51   #4
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
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Beiträge: 5.637
Standard

Liebe Larin,

das kann man nicht oft genug betonen:

Birkenblattgold und dann noch birkenblattgoldübersät ist einfach nur zauberhaft, wie der gesamte Spaziergang.


Mir geht es bei dieser Strophe ähnlich wie Sanssouci - dieses Hinken ernüchtert zu sehr den gegebenem herrlichen Rausch.


Zitat:
Zitat von Larin
Wie die Blätter Abschied winken!
Sammeln sich am Straßenrand,
lassen deinen Schritt versinken,
knöcheltief, als wärs ein Hinken!
knöcheltief muss er ertrinken!
Mit dem Schirm in deiner Hand
Für "inken" gibt es nicht zu viele Reime - ist nicht so einfach.

Oder:
Wie die Blätter Abschied winken!
Sammeln sich am Straßenrand,
lassen deinen Schritt ertrinken,
knöcheltief ist das Versinken!
Mit dem Schirm in deiner Hand

Nochmals: Diese Kleinigkeit nimmt dem Spaziergang gar nichts. Ich habe ihn genossen.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 11.11.2011, 17:46   #5
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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hallo chavali,

Zitat:
Aber wo larin draufsteht, ist auch larin drin
na, wenn das kein kompliment ist, das man gerne hört!
ich danke dir dafür und freu mich mal ganz gründlich:


lieber sansssouci, leibe dana
ich verrat euch mal was: im anfang war das wort! (birkenblattgold)

das rumorte und rumorte in meinem kopf herum, solange, bis sich ein "übersät" hinten dran hängte - und dann wusste ich: das muss ein gedicht werden!

ich sehe schon: das "hinken" gefällt euch nicht so recht.
und ihr habt recht: der reim hat es herbeigezwungen.

nun könnte man das natürlich auch so schreiben:

lassen deinen Schritt versinken,
bis die Schuhe plötzlich stinken


das käme der wahrheit verdammt nahe, denn letztes wochenende , beim laub kehren, trat ich unvermittelt in was ganz weiches rein......
aber brauchen wir so viel realtät in einem gedicht?

nö, brauchen wir nicht , daher retuschiere ichan dieser stelle.
ich denke, diese version kann man jetzt lassen!

liebe grüße aus der birkenblattgoldschmiede,
larin
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Alt 11.11.2011, 19:24   #6
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
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Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Andrea!

S1Z4 würde ich das Komma weglassen.

ansonsten: Nix zu meckern!
Wunderbar fließende Sprachakrobatik vom Allerfeinsten! Sehr gelungen!
Die langen Sätze, wie magisch sich fügend zu Sinn, Aussage und Fühl in langen, aber herrlich federleicht nachvollziehbaren Girlanden, fassen ein leicht dahinwirbelndes, versöhnliches Bild des Herbstes in aller Restwärme und bunten Freudigkeit, derer er fähig sein mag!

Ausgesprochen gern gelesen!

LG, eKy

PS: Die allerletzte Zeile würde ich so schreiben, dass man sie beim Lesen gleich richtig betonen kann: Bei Birkenblatt betont man nämlich auf "Bir", aber erst dann liest man weiter und erkennt, dass eigentlich "Blattgold" zusammengehörte, und da hätte man auf "blatt" betonen müssen. Daher mein Rat:

"birken-blattgold-übersät."
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (11.11.2011 um 19:27 Uhr)
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.11.2011, 05:46   #7
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Ort: wien
Beiträge: 4.893
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Hallo Erich,
Zitat:
S1Z4 würde ich das Komma weglassen.
na, dann nix wie weg mit dem unnötigem strichlein!

bei deinem vorschlag für die letzte zeile bin ich mir nicht ganz so sicher, ob das gedicht dadurch gewinnen würde.
und rein optisch gefällt mir das langwort besser.
genau genommen fasziniert mich daran gerade die tatsache, dass man es so unterschiedlich lesen kann:

birkenbatt - blattgold- goldübersät:
je nachdem, wo man die zäsur setzt, kann man sich beim lesen eine andere nuance herausholen.
und das wiederum passt mir zum facettenreichtum des herbstes: er lässt uns grübeln, nachsinnen.

vielen dank für deine lobenden worte.
aus deinem munde ist das eine besondere auszeichnung.

lg,larin
__________________
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