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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 08.11.2014, 11:04   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Allerseelen

Der Herbst erkältet sich in feuchten Ecken,
und unter Gaben, leuchtend aufgetischt,
bleibt nun ein modriger Geruch gemischt;
Verfaultes ist in jeder Frucht zu schmecken.

Das letzte Grün verliert die letzten Schnecken,
und alles Milde scheint wie weggewischt,
das Licht der Wärme flackert und verlischt
in jenen Stunden, die den Tag erwecken.

Noch friert es nicht, jedoch die ersten Boten
von Eis und Schnee, getragen von den Winden,
gebieten ein Gedenken an die Toten.

Wenn Jahr und Leben unerbittlich schwinden,
erscheint uns Freude plötzlich wie verboten
und durch die Wintertage schwer zu finden.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (13.05.2016 um 20:34 Uhr)
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Alt 08.11.2014, 18:25   #2
Chavali
ADäquat
 
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Standard

Servus Erich,

das Reimschema deines Sonetts liest sich fein und gefällig, kommst mit insgesamt nur 4 Reimen aus

Ja, der Inhalt und die Aussage kann einen schon ein wenig trübsinnig werden lassen, wenn man es nicht schon ist
anhand der Novemberstimmung.

Der Herbst ist nicht mehr golden und mild und liebenswert, sondern ein kranker, gebrochener Geselle,
der auf den Bruder Winter wartet, damit er sich selbst zur Ruhe legen kann.
So weit gehen die Gedanken, wenn man die Jahreszeiten personifiziert

Was das letzte Terzett betrifft, habe ich leichte Verstehensschwierigkeiten mit der letzten Zeile:
Zitat:
Wenn Jahr und Leben unerbittlich schwinden,
erscheint uns Freude plötzlich wie verboten
und alle Wintertage schwer zu finden.
...schwer zu finden? Meinst du damit, dass man sich noch nicht vorstellen kann, einen schönen, trockenen,
gar sonnigen Wintertag zu erleben...?

Wie wäre es mit dieser Formulierung?
Das würde mir viiiiel besser gefallen und passt besser als der Hinweis auf den Winter.
Wenn Jahr und Leben unerbittlich schwinden,
erscheint uns Freude plötzlich wie verboten
und jedes Wohlgefühl ist schwer zu finden.


Lieben Gruß,
Chavi
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*

Geändert von Chavali (08.11.2014 um 18:58 Uhr)
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Alt 08.11.2014, 19:44   #3
Dana
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Lieber eKy,

beim Titel wurde ich sofort neugierig und unterstellt etwas "gegen Religionen".
Aber nein, man kann auch religionsfrei der Toten gedenken.

Gefällt mir sehr dein von Schwere getragenes Sonett.

Zitat:
Zitat von Erich Kykal
und alle Wintertage schwer zu finden.
Diese Zeile verstehe ich als eine Art "Auftrag". Wenn Jahr und Leben schwinden, erscheint uns Freude wie verboten und wir werden angehalten, die Wintertage schwer zu finden.

Chavalis Vorschlag ist evtl. klarer in der Aussage, aber er nimmt der Melodie jene Schwere, die das Gedicht trägt.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 08.11.2014, 20:35   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Chavi, Dana!

Vielen Dank für eure positiven Kommis!

Was die letzte Zeile angeht, irrt ihr beide:

Der Bezug auf "Freude" und das "scheint" gilt für beide Zeilen: Die Freude scheint wie verboten // und alle Wintertage (hindurch) schwer zu finden. "Alle Wintertage" ist nur eine Zeit(dauer)angabe.

Bezöge sich das "schwer zu finden" der letzten Zeile auf die Wintertage, ich hätte zusätzlich zum "scheint" in der vorletzten Zeile in der letzten ein "scheinen" einflechten müssen, da die Freude in der Vorzeile ja Singular ist, die Wintertage hingegen Plural. Das "scheint" in der vorletzten Zeile hätte nicht gepasst.

LG, eKy
__________________
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Alt 08.12.2014, 22:01   #5
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus Erich,

ja, so ist es, das ist gut beschrieben.

Im späten Herbst, wenn sich sogar die meisten Pilze schon wieder zurückziehen, es aber noch nicht so eisig ist, dann liegt auch überall in der Natur der Geruch von Moder in der Luft. Ganz besonders stark ist diese feine Note der Fäulnis und Verwesung in Gewässernähe wahrzunehmen.

Was liegt da näher, als einen religiösen Gedanktag für alle Verstorbenen in diese Zeit zu platzieren?
Das passt genau in das Bild einer antiquierten und brutalen Religion, deren Hauptsymbol ein Hinrichtungsgerät ist, an dem ein armer Kerl unter Qualen sein Leben ausgehaucht hat.

Da ist es auch kein Wunder, wenn alle Freuden wie verboten und die Wintertage als schwer erträglich scheinen.

Ich gedenke meiner Verstorbenen lieber an einem schönen Sommertag, wenn alles im saftigen Grün steht, die Sonne scheint und ein laues Lüftchen weht.
So habe ich sie viel lieber in Erinnerung...

Davon abgesehen hat mir das Sonett mit seiner dusteren Atmosphäre in seinem Sinne gut gefallen.


Gern gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 09.12.2014, 21:02   #6
Erich Kykal
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Hi, Faldi!

Interessant! so sehr ich dir in allem beipflichte - hier hatte ich nur das Herbststimmungsbild im Sinn, nicht Religionskritik.

Aber deine Deutung hat durchaus eine Berechtigung - argumentativ stimmt ja alles!

Vielen Dank für deine lobenden Worte!

LG, eKy
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