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Versunkenes Aus anderen Gefilden - Altes - Neu Aufpoliertes

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Alt 28.10.2014, 10:15   #1
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
Standard Herbstelegie (neu aufpoliert)

Die letzten Blätter flattern von den Bäumen,
der Herbstwind bläst sie wirbelnd hin und her.
Ich schau voll Wehmut zu und komm ins Träumen.
Wenn ich jetzt solch ein buntes Blättchen wär?

Ich wüsste nichts vom großen Weltgetriebe,
von all dem nichts, was Menschen wichtig scheint,
verspürte nie das tiefe Glück der Liebe,
wär andrerseits auch keinem spinnefeind.

Ich würde mich im Lenz als Blatt entfalten,
in schlichtem Grün und hoffnungsvollem Ton,
mich gar nicht für besonders wichtig halten
und forderte nicht den geringsten Lohn.

Ich wär ein Teil von jenem großen Ganzen,
aus dem der Baum die Lebenskraft bezieht
und wurzelte im Sein wie alle Pflanzen,
ein Blatt, aus dem im Herbst das Leben flieht.

Nun schwebte ich, vom Herbstwind fortgetragen,
mit andern bunten Blättchen durch die Welt
und sähe mich an einen Ort verschlagen,
wo welkes Laub zu Erdenstaub zerfällt.

So lebte ich im ewgen Stirb und Werde,
ein Kreislauf, der sich öffnet und sich schließt.
Ich würde Blatt und würde wieder Erde,
aus der im Lenz das neue Leben sprießt.
Friedhelm Götz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.11.2014, 17:20   #2
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 12.994
Standard

Lieber Frido,

wie man sieht, kannst du nicht nur Geschütteltes, sondern auch ganz wunderschöne Naturgedichte
mit nachdenklichem Touch.

Auch von diesem Gedicht bin ich angetan!
Sehr sehr schön in Sprache und Inhalt!


Begeisterte Grüße
Chavali

__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.11.2014, 12:52   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Fridolin!

Ein wunderbarer Text, leichtbeschwingt und doch hintergründig nachdenklich, ja philosophisch, dabei in der sprachlichen Anmutung lyrisch und fließend, was sehr harmonisch mit dem transportierten Inhalt korreliert!
Erinnert mich vom Stil her an Liedtexte von Reinhard Mey - im positivsten Sinne!

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
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