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Kurzgeschichten Geschichten, Erzählungen, Märchen, Fabeln |
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24.06.2017, 13:11 | #1 |
Gast
Beiträge: n/a
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Ein Duft vom Paradies
Ein Duft von Paradies
Holzliegestühle werfen fröhlich ihre rote Bespannung wie wohlgenährte Bäuche im Wind himmelwärts, als wären sie stolz darauf. Apfelbäume mit leuchtenden Früchten säumen das Gelände. Ganz nah meckert ein Zicklein, gackern Hühner, schnattern Enten, Gänse und muhen Kühe. Es riecht nach Heu, nach Tieren und nach Frieden. Eine hohe Sonne, die heute nicht so grell und unbarmherzig ist wie die letzen Tage, lässt sich von Wolken umarmen. In der Luft schwebt ein Duft von Omas Kartoffelsuppe, von Reibekuchen und süßen Erdbeeren. Ein altes Karussell mit abgeschabten Figuren lädt Kinder zum Klettern ein und Erwachsene zum Träumen. Fast ist es so, als höre man die alten Melodien, zu denen sich die Holzferdchen einmal drehten. Die vielen Menschen, die gekommen sind, verteilen sich rasch auf dem riesigen Gelände des Bio- Bauernhofes, der vor zehn Jahren zu diesem Naturerlebnisparadies umgebaut wurde und gleichzeitig ein Gnadenhof für alte und misshandelte Tiere ist. Lamas, Esel, Ponys aus Zirkussen, Hängebauchschweine, Ziegen, Schafe, Zebus, riesig erscheinende Milchkühe verschiedenster Rassen laufen kunterbunt gemischt auf saftigen Wiesengehegen und können gestreichelt werden. Mit leuchtenden Augen stehen nicht nur die Kinder. Nachdem er sich gar nicht von einem schottischen Hochlandbullen mit mächtigen Hörnern, der ihm die Hand geleckt hat, trennen kann, sagt ein kleiner, blonder Junge leise: „Mama, ich möchte zum Geburtstag kein Flugzeug, ich möchte eine Kuh!“ Lange schaue ich in die braunen, seidig bewimperten Augen einer schwarz Gescheckten. Sie erwidert den Blick, liebevoll fast, schleckt mir bei der Aufnahme der gekauften Grünpresslinge mit ihrer breiten Zunge den Arm ab, als wolle sie sich bedanken. Ein angenehmer Tierdunst steigt mir in die Nase, wohlig, vertraut - so wie damals, so wie früher… Niemand drängt den anderen weg, es fällt kein böses Wort, kein Kind weint oder schreit und die älteren Leute sitzen auf fein beschnitzten Holzbänken und schauen, still und versunken in Gedanken, zu denen sie lächeln. Tiere machen die Menschen glücklich und auch sie genießen es, auf ihre alten Tage so verwöhnt zu werden. Eine samtige, unterschwellige Ruhe hüllt alle ein, umschmeichelt die Seele. Zum zweiten Mal bin ich hier, diesmal ohne meinen Enkel, nur wir beide, mein Mann und ich. Ein Urlaubstag, ein Atemholen in einer anderen Welt. Vor den Toren des Hofes fließt der Verkehr, brüllt die Stadt. Hier hört man es nicht. Uralte Bäume rauschen und eine langzweigige, krumme Kiefer bietet lauschigen Unterschlupf an Holztischen für eine Mahlzeit. Wir trinken ein Glas Erdbeersecco, essen Reibekuchen mit hofgemachtem Birnenkraut, schnuppern. Mein Mann legt den Arm um mich und sagt: „Schön ist das hier.“ Ich nicke stumm. Sacht wiegt der Wind die Zweige der Kiefer und ein Mädchen zeigt uns stolz ihr Stockbrot, dass sie im alten Backhaus gerade gebacken hat. Zeit spielt heute keine Rolle, als habe jemand einen unsichtbaren Schalter gedrückt. Wir sind hier, weil wir hier sein wollen. Irgendwann brechen wir auf und schlendern, vorbei an zahlreichen Spielplätzen mit Holzgerüsten und Wasserspielen, zur großen, ehemaligen Scheune, wo die Kinder im Heu toben und Kaninchen in einer bunten Häuschensiedlung beobachten können Hier gibt es auch Bio -Erzeugnisse des Hofes zu kaufen. Ich nehme frischen Spargel, ein Bärlauchbrot, ein knallbuntes Zauberglöckchen für den Hauseingang und kleine Backkartöffelchen, die ich zu einer leckeren Rosmarinkartoffelpfanne verarbeiten werde. Mein Mann klemmt sich noch zwei Flaschen von dem Erdbeersecco unter den Arm und streichelt mir über den Rücken. „Bist gern hier, nicht wahr?“ sagt er und lächelt zufrieden. |
24.06.2017, 13:53 | #2 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Koko!
Mir kamen beim Lesen beinahe die Tränen! Kindheitserinnerungen vom benachbarten Bauernhof stiegen auf, der Duft von frischem Heu, das Muhen der melkreifen Kühe im Stall, das alte knarrende Holz der ausgewitterten Scheunen, all die Geräusche und Gerüche einer versunkenen Kindheit ... Bedauerlich, das derlei heute beinahe nur noch als künstliches Biotop vorkommt, als Schaubauernhof oder Gnadenhof für Ausflügler. Man möchte sentimental werden ... Aber wir wollen hier nicht in sozialkritische Metaebenen abdriften, keinen tieferen Sinn erloten - nein, verweilen wir im schönen Augenblick einer heute viel zu seltenen Ruhe und Harmonie , einer Ahnung zeitlosen Bei-sich-und-eins-mit-der-Natur-Seins, wie es frühere Genrationen vielleicht hatten, ohne zu wissen, was sie daran hatten. Dann kehren wir zurück in die moderne Welt und erfreuen uns dank Krankenversicherung, Rente, moderner Gerätemedizin und Hygiene, Auswahl im Supermarkt, Lebensmittel- und Produktkontrolle, Impfungen, beheizten Räumen, Mobilität, Freizeit- und Bildungsangeboten und noch vielem mehr an einem potentiell viel längeren, gesünderen und vielfältigeren Leben! Sehr gern gelesen und mitgeträumt! LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
25.06.2017, 12:24 | #3 |
Gast
Beiträge: n/a
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Liebe Koko,
Du hast diese Worte unter Fabel, Geschichten und Märchen gepostet. Das ist auch gut so. Denn mir ist bewußt, dass es das Paradies nicht gibt. Die reale Welt in der wir uns bewegen, ist einem steten Fluss des Gegensätzlichen unterworfen. Das heißt, es wird versucht mit den Tieren und den Schwachen der Gesellschaft so zu leben, sodass sie ein lebenswertes Leben haben. Ich sage " versucht", denn ohne Moos nichts los. Tiergerechte Haltung, Heime für Alte, Schulen, Kindergärten die kindgerecht sind kosten Geld, weil sie Fachpersonal brauchen, die auch noch am besten das Herz auf dem rechten Fleck haben! Ich schweife ab, aber ich wollte klar machen, das wir uns ein Paradies ersehnen, aber um es im Leben zu erreichen, müssen wir Menschen uns zusammentun und soziale Tier - und - Menschenfreudliche - Bündnisse knüpfen! Hier in deinem Text lebt die Utopie, und ich genieße das Friedliche und Traumhafte! Ich weiß du kannst auch Sozialkritisches schreiben Sehr gerne in diesem Sinne gelesen sy |
25.06.2017, 12:55 | #4 |
Gast
Beiträge: n/a
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Lieber Erich, liebe Syri,
danke für eure Gedanken. Sie freuen mich und treffen sich mit meinen. @Erich es freut mich sehr, Erich, dass ich dich berühren konnte,denn genau dann hat die lyrische Kurzprosa, die es eigentlich ist, das geschafft, was ich wollte. Ich wollte die Atmosphäre in Worte fassen, und das scheint mir gelungen zu sein. Zudem halte ich dieses Hofprojekt, mal abgesehen davon, dass man sich dort einfach wohl fühlt, für pädagogisch wertvoll. Kinder, die in der heutigen Welt naturfern und mit viel Technik groß werden, können empfinden, wie schön es ist, Natur und Tiere zu berühren und sich berühren zu lassen. Du hast es sehr gut kommentiert, was wir früher als selbstverständlich hatten oder viele von uns, das ist heute ein Juwel, eine Seltenheit. Kinder müssen lernen, wie wertvoll der Umgang mit Natur und Tieren ist, dass Schnitzel nicht bei Macces auf der Wiese wachsen und dass Tiere zwar Nahrungsmittel sind, aber auch das Recht auf eine gute Behandung haben, bis sie uns zur Nahung werden. Nur so können sie die Notwendig erkennen, Natur und Tiere zu schützen. Was uns solche Begenungen geben können, hast du mit deiner Rührung genau erfasst. Ich habe es immer so empfunden. Dass ich auf dem großelterlichen Hof aufwachsen durfte,weil meine Mutter arbeiten musste, habe ich immer als Geschenk empfunden.Heute weiß ich, dass es ein Geschenk war! @Syranie Es ist, wie Erich sagt, ein Augenblick, den ich festgehalten habe. Ein Schönes, das weiter in uns schwingt. Wohl wissend, dass man ihn wieder hergeben muss. Danke euch beiden, dass ihr den Augenblick mir mir genossen habt. LG von Koko |
28.06.2017, 19:13 | #5 |
ADäquat
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
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Liebe Koko,
__________________
. © auf alle meine Texte
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29.06.2017, 10:27 | #6 |
Gast
Beiträge: n/a
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du sagst es, liebe Chavi- kein weltfremdes Flüchten, sondern ein bewusstes Loslassen, Ausruhen und dann zurück gehen. Hab Dank für deine verstehenden Zeilen und lG von Koko
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29.06.2017, 13:17 | #7 |
Gast
Beiträge: n/a
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Liebe Koko,
Zitat Koko: @Syranie Es ist, wie Erich sagt, ein Augenblick, den ich festgehalten habe. Ein Schönes, das weiter in uns schwingt. Wohl wissend, dass man ihn wieder hergeben muss. Liebe Koko, ich habe deine Geschichte nochmals gelesen, und habe nun erkannt, das ich mit meinen Gedanken woanders war, als ich meinen Kommentar geschrieben habe. Der Text ist beschwingt vom Urlaub, von der Harmonie und den Tieren und Menschen die entspannt sind. Verzeih, mein voriger Kommentar war eine Fehlinterpretation Liebe Grüße sy |
30.06.2017, 18:59 | #8 |
Gast
Beiträge: n/a
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Fehlinterpretationen gibt es so gesehen nicht, solange sie in sich schlüssig sind, sagte mein Deutsch LK Lehrer immer. Deine Punkte sind ja alle drin im Text.Mein Fokus war ein anderer, dennoch:
Was ein Werk einem sagt, ist immer abhängig von dem Leser, der es liest, auch wenn der Autor eine bestimmte Intention hatte, es zu schreiben. Lesers Erfahrungen, Kenntnissse und sogar manchmal die Tagesform spielen eine Rolle. Das ist ja das Schöne an Lyrik und lyrischen Texten. Wer weiß schon, ob de alten Dichter wirklich das mit ihren Werken aussagen wollten, was wir hineinlesen. Ob alle Stilmittel wirklich bewusst gesetzt wurden oder zufällig? Nein, nein,liebe Syri, dein erster Kommi ist schon ok und benötigt keinerlei Entschuldigung. LG von Koko |
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