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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 01.12.2014, 09:04   #1
Zaubersee
Eiland-Dichter
 
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Standard Aus den blauen Wasserfeldern

gehe ich in den fremden Herbst
in das Tote das nicht modert
die Kette deiner Schritte: Staub
frisch und scharf noch
meine Gedanken zu nah - an den Tiefen
entzündet sich ein Echo
hastig versunkener Worte

nicht bewegen - atmen
Augen schließen – atmen
aus fliehenden Blättern meiner Haut
steigen unsere Zeichen in die Weite - blickentfernt
öffnen sich Wolken – heraus
bricht ein Meer sterbender Sekunden

Sommerblut fließt aus Bäumen
die nackt sind wie ich und
Schweigen – der Winter kommt
nichts kann uns wärmen – nichts kann
meiner wunderschönen Liebe
heranschleichende Kälte
aus dem Herzen flüstern
uns fangen oder kleiden

C. Zaubersee
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Alt 03.12.2014, 19:15   #2
Dana
Slawische Seele
 
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Standard

Hallo Zaubersee,

zunächst ein Geständnis:
Ich habe ein ganz eigenes "Problem" mit Schriften ohne Punkt und Komma und ein "eigensinniges" mit moderner Lyrik.
Verstehe es nicht als "negative Kritik". Ich kann mich in dein Werk gut einlesen und mir fehlen auch nicht die Reime. (Ich habe sehr viele Besprechungen dazu gelesen und im Radio gehört, ich weiß, dass Lyrik sich nicht gerade im Umbruch befindet, aber andere Wege erkundet - mein Herz hängt am Klangvollen, Alten und Vertrauten.)
Darum schreibe ich mein Verständnis hier für mich um und kommentiere danach, ok?

Aus den blauen Wasserfeldern
steige ich in den fremden Herbst;
in das Tote, das nicht modert.
In die Kette deiner Schritte: Staub,
frisch und scharf noch;
meine Gedanken zu nah. An den Tiefen
entzündet sich ein Echo
hastig versunkener Worte.

Nicht bewegen - atmen.
Augen schließen – atmen.
Aus fliehenden Blättern meiner Haut
steigen unsere Zeichen in die Weite.
Blickentfernt öffnen sich Wolken,
heraus bricht ein Meer sterbender Sekunden.

Sommerblut fließt aus Bäumen,
die nackt sind wie ich und
schweigen – der Winter ist da.
Nichts kann uns wärmen – nichts kann
meiner wunderschönen Liebe
heranschleichende Kälte
aus dem Herzen flüstern,
uns fangen oder kleiden.

Das lyr. Ich verdichtet eine tiefe Traurigkeit, lässt aber offen, ob diese Liebe ein Ende durch Tod oder Entscheidung fand. Die Klärung ist nicht wichtig, das Leben und Nachleben beschreiben, was sie lyrisch zu bieten haben.

So eingelesen gefällt es mir wirklich gut - ob ich die Inspiration getroffen haben, weiß ich nicht.
Die blauen Wasserfelder, ob See, Himmel oder Tränen haben mir sehr gefallen.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 03.12.2014, 22:48   #3
Chavali
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Standard

Hallo Zaubersee,

mir geht es ähnlich wie Dana

Mit fehlenden Reimen hab ich auch kein Problem, wohl aber mit der etwas ungeordneten Struktur.
Finde ich - du siehst das sicher anders. Und auch hier ist mir die Aussage deines Textes zu breit angelegt.

Du findest schöne, poetische Worte, die aber in ihrer Gesamtheit doch etwas zu voluminös geraten sind.

Ich erlaube mir mal - ich hoffe, ich darf das? - den Text ein wenig schlanker zu machen
Aus den blauen Wasserfeldern
gehe ich in einen Herbst,
in das Tote, das nicht modert,
die Kette deiner Schritte.

Meine Gedanken sind zu nah -
an den Tiefen
entzündet sich
ein Echo
versunkener Worte.

Aus den Poren meiner Haut
steigen unsere Zeichen in die Weite,
blickentfernt
öffnen sich Wolken:
ein Meer sterbender Sekunden.

Sommerblut fließt aus Bäumen,
die nackt sind wie ich und schweigen,
nichts kann uns wärmen –
heranschleichende Kälte kann
meine Liebe
nicht aus dem Herzen
frieren und auch nicht fangen.


Ich stelle fest, es ist nicht so leicht, zu kürzen, dann müsste man wohl das Ganze umschreiben.
Das das aber nicht in deinem Sinne ist - lass lieber deine Variante
Trotzdem hat mir das Basteln Spaß gemacht!

Lieben Gruß,
Chavali

__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 05.12.2014, 01:13   #4
Zaubersee
Eiland-Dichter
 
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Hallo Dana,

vielen Dank für Deine Beschäftigung mit meinem Text;
Dein Geständnis; ich konnte schon ein wenig aus den meist geposteten Gedichten hier entnehmen, dass ich nun in einem Forum bin, das sich gerne mit festen und unterschiedlichen und interessanten Gedichtformen beschäftigt, und auch die Leidenschaft dafür kann ich gut spüren.Meine Vorliebe zu schreiben sind in erster Linie Prosa-Lyriktexte, sowie Texte aus freien Rhythmen.Und ab und zu liebe ich es auch zu reimen und ein Metrum zu erstellen. Ich kann ohne Probleme stehen lassen, dass Deine Vorliebe eine andere ist. Um so mehr freue ich mich, dass Du dich so freundlich mit meinem Text beschäftigt hast.
:-) Insgesamt bin ich gespannt auf meinen Aufenthalt hier. Es könnte spannend werden. Zu lernen gibt es hier allemal eine Menge.

Nun zu meinem Text.

Ich texte gerne ohne Punkt und Komma
weil ich dann die einzelnen Zeilen besser ineinander fließen lassen kann und weil die Zeilen eine Trennung ohnehin vorgeben; außerdem stört es mein optisches Empfinden. Da es um Verdichtung geht, habe ich so die Chance, wenn ich dann doch ein Satzeichen verwenden möchte, eine besondere Stelle wirklich hervorzuheben.

Aus den blauen Wasserfeldern
Zitat:
steige ich in den fremden Herbst;
tatsächlich geht das Lyr.Ich, die blauen Wasserfelder sind kein Gewässer, sie sind Sequenzen aus einem wunderschönen Sommer, der leicht und unbeschwert war.Das Wort steigen ist zu schwer für die Aussage, die ich treffen möchte und verhindert den fließenden Übergang vom unschuldig empfundenen Schönen zum langsam begreifenden Ende von Sommer und Liebe.

Zitat:
in die Kette deiner Schritte: Staub,
wenn ich das Wort in verwende, kann ich nur eine Aussage treffen, nämlich dass ich in die Kette seiner Schritte gehe, nicht aber, dass die Kette seiner Schritte inzwischen Staub ist; lasse ich das in weg, spielen beide Aussagen in mir, wie Gedanken die ineinander übergehen.


Zitat:
steigen unsere Zeichen in die Weite.
Blickentfernt öffnen sich Wolken,
auch hier fehlte so der zweite Aspekt in der Aussage, unsere Zeichen sollen so in die Weite steigen, dass sie blickentfernt sind, sich nicht mehr sehen und greifen lassen um später zu verblassen. Die Liebe wird sterben.
Bleibt blickentfernt so wie ich es schrieb, öffnen sich auch die Wolken blickentfernt, mit den wertvollen Sekunden dieser Liebe, um das Lyr. Ich mit dem Sterben zu überschütten. An diesen Stellen kann auch verständlich gemacht werden, warum eine konsequente Zeichensetzung dieses Spiel stören würde.


Zitat:
schweigen – der Winter ist da.
Das Schweigen, soll es heißen, ist mir bedeutungsvoller als nur das Verb.
Der Winter kommt, denn das Lyr.Ich friert schon jetzt, im Herbst, und fürchtet sich sehr vor der( gnadenlosen) heranschleichenden Kälte des Winters.
Wenn der Winter schon da wäre, gäbe es diesen Prozess der Angst vor dem endgültigen Sterben der Liebe nicht.Der ja die Grundaussage meines Textes ist.


Ich hoffe ich konnte zumindest meine Intention klären und auch vermitteln, dass jedes Wort durchdacht und sorgfältig ausgewählt ist. Was nicht bedeutet, dass ich nicht auch an Textarbeit interessiert wäre; im Gegenteil, ich bin daran gewöhnt nach ca. 12 Jahren Forenarbeit und habe viel dadurch gelernt.

Deine Interpretation ist sehr nah an meinem Gedachten; :-)

So, das wars erstmal für jetzt, ich grüße Dich herzlich in die Ratzeburger Nacht

Zaubersee

Hallo Chavali,

auch Dir möchte ich ganz herzlich für die Beschäftigung mit meinem Text danken; das Wichtigste habe ich schon zu Danas Kommentar geschrieben, meine (lange) Antwort beinhaltet eigentlich alles, was ich auch Dir schreiben würde. Dein Kürzen, Du ahntest es schon, trifft meine Aussage nicht mehr so, dass es sich für mich noch richtig anfühlt.Aber Deinen Versuch schätze ich

Liebe Grüße aus einer Nacht

Zaubersee

Geändert von Chavali (06.12.2014 um 10:13 Uhr) Grund: Doppelpost
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Alt 05.12.2014, 19:23   #5
Dana
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Beiträge: 5.637
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Hallo Zaubersee,
vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Ich finde diese Art "Klärung" sehr wichtig. Es geht ja in einem Forum nicht darum, andere mit eigener Sicht zu überzeugen.
Ich freue mich darüber, deiner Intention nahe zu sein und weiß jetzt mehr über deine Schreibart.
In diesem Sinne weiterhin auf guten Austausch.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)

Geändert von Chavali (06.12.2014 um 10:11 Uhr)
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