Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Der Tag beginnt mit Spaß

Der Tag beginnt mit Spaß Humor und Übermut

 
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 08.01.2017, 14:58   #6
Angelika
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 07.11.2016
Ort: Berlin-Lichtenberg
Beiträge: 180
Standard

Na, sag ich doch, Thomas. Und vor allem: Goethe schreibt nur dann ein Sonett, wenn es das Thema hergibt. Das Sonett als "Königin des Gedichts" wird ja vor allem deshalb so genannt, eben weil in ihm immer die "großen Themen" abgehandelt werden. Aber wenn du mal in die Foren hineinsiehst, so findest du thematisch Sonette, die besser im schlichten Kreuzreim hätten geschrieben werden sollen, nicht aber, dass sich die Verfasser "auch mal am Sonett versuchen". Nichts gegen Versuche, sie müssen nur gelingen, ehe man sie der Öffentlichkeit vorstellt. Na, selbstverständlich habe ich ins Schwarze getroffen, sonst gäbe es die Reaktion von Kokochanel nicht. Sie fühlt sich offensichtlich angesprochen, obwohl sie dafür von meiner Seite aus keinen Grund hat und ich nur ganz allgemein gewitzelt habe.

Mein Sonett ist einwandfrei, Thomas. Darauf habe ich schon geachtet, muss ich ja, wenn ich über die Sonetterei herziehe. Ich sage mir: Spaß muss sein. Es ist Satire, und wer das nicht bemerkt, nimmt sich zu wichtig. Das alles nicht so ernst nehmen, ein bisschen lockermachen, locker vom Hocker. Mein Rezept.

Angelika

----------------------------------------------------------------------------------

Lieber Erich, schön, dass du dir den "teutonischen" Furor gespart hast. Weiß ich zu würdigen. Satire ist immer ein bisschen angriffslustig, wäre sie das nicht, wäre sie keine Satire.

Erich, du solltest die deutsche lyrische Sprache nicht auf das österreichische Deutsch zur Zeit Kaiser Franz Josephs beschränken. Das verlief sich ja erst im Laufe der dreißiger Jahre und näherte sich dem Deutsch der Preußen an. Ich seh es dir nach, will dir aber nicht nacheifern. Viele Autoren haben Sonette in Umgangssprache geschrieben, eben um das Schreiben mit dem goldenen Teelöffel zu verhohnepiepeln. Wenn du einen Stoff hast, der wirklich gut ist und Hand und Fuß hat, ist die Sprachebene nicht das Wichtigste. Ich habe das alles mal in der Theorie pauken müssen, gelernt aber, wie ein Sonett aussehen soll, habe ich bei Goethe, und zwar bei diesem Sonett:

Natur und Kunst, sie scheinen sich zu fliehen
Und haben sich, eh man es denkt, gefunden;
Der Widerwille ist auch mir verschwunden,
Und beide scheinen gleich mit anzuziehen.

Es gilt wohl nur ein redliches Bemühen!
Und wenn wir erst in abgemeßnen Stunden
Mit Geist und Fleiß uns an die Kunst gebunden,
Mag frei Natur im Herzen wieder glühen.

So ist's mit aller Bildung auch beschaffen:
Vergebens werden ungebundne Geister
Nach der Vollendung reiner Höhe streben.

Wer Großes will, muß sich zusammenraffen;
In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister,
Und das Gesetz nur kann uns Freiheit geben.

Sauber und klar ausgedrückt, nichts wird verschwurbelt, es ist die Sprache Goethes, des 18./19. Jahrhunderts, und heute noch in jedem Wort verständlich. Und er sagt uns sehr genau, worum es beim Sonett geht und weshalb er es geschrieben hat: um sich selbst zu disziplinieren. Goethe war dem Sonett sehr lange abgeneigt, weil zu seiner Zeit die Sonetterei die unwahrscheinlichsten Volten schlug. Hinz und Kunz schrieb seinerzeit nur noch Sonette.

Und hier noch ein Sonett, ein moderneres, zum selben Thema:

---------------------------------------------

Text wegen Verstoßes gegen das Urheberrecht entfernt.

---------------------------------------------

Den Namen des Dichters verrate ich dir nicht, du wirst mit ihm nichts anzufangen wissen. Das Sonett ist 1945/46 geschrieben worden. Und du siehst, er hat sogar mit dem Reimschema gespielt.

Erich, du kannst eigentlich nur schwer ein Urteil über mein Schreiben abgeben, ich habe hier lediglich ein paar Gedichte gepostet, aber mein Schreiben durchlief wie bei jedem Schreiber bestimmte Phasen und änderte sich auch mit dem Alter und dem Wissen über das Schreiben. Wobei ich das satirische Element immer etwas bevorzuge, das drückt meine Persönlichkeit aus.

Ich danke dir recht herzlich dafür, dass du mir bescheinigst, dass ich es kann.
Und glaub mir, gemünzt ist das Sonett auf keine bestimmte Person, sondern auf bestimmte Sonette. Und dann mal ehrlich, lieber Erich, wir haben doch alle Mann schon mal schlimme Sachen verbrochen. Oder nicht?

Angelika

Geändert von Eiland-Moderation (08.01.2017 um 20:40 Uhr) Grund: Doppelpost zusammengefügt und Urheberrechtsverstoß entfernt
Angelika ist offline   Mit Zitat antworten
 

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu

Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Lob des Sonetts Thomas Denkerklause 10 31.10.2012 17:23


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 18:10 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg