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Alt 12.10.2011, 18:52   #1
wolo von thurland
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Die Arroganz der Kunst

Die Welt ist schwarz von Pulverdampf und Ruß.
Man hört seit Jahren schon Kanonen dröhnen.
Die Bajonette folgen auf dem Fuß.

Die Heere kommen, wie die Heere gehen.

Soldaten schicken Kameraden heim,
mit großen Augen, welche nicht mehr sehen.
Und sie beneiden sie fast, insgeheim.

Zu Hause müsste man das Korn jetzt mähen.

Im Stall liegt ein Verwundeter auf Stroh.
Der Kriegslärm übertönt sein lautes Stöhnen.
Dann brennt ein Balken plötzlich lichterloh.

Wenn nur die Winde jetzt nicht wieder drehen!

Und nachts sieht man den immer gleichen Mann
den Karabiner an die Mauer lehnen;
dann rennt er weg, so schnell er kann.

Von Zeit zu Zeit hört man die Hähne krähen.

Die bunte Uniform ist ganz durchsiebt.
Sein Mädchen wird sie nie mehr an ihm sehen,
obschon sie ihren Schick doch so geliebt.

Wie schön die Röcke sich im Winde blähen!

Die Tür geht auf zu einer neuen Zeit.
Der Pulverdampf wird irgendwann verwehen.
Ein alter Mann spricht voller Heiterkeit:

Bei Papa Haydn kann euch nichts geschehen!
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Alt 13.10.2011, 11:47   #2
Onkie IIV
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 30.06.2009
Beiträge: 105
Standard

Hallo wolo,

eine interessante Form hast du gewählt, die ich bis dato nicht kannte,
wenn sie einen Namen hat, wäre ich gerne aufgeklärt

Inhaltlich konnte ich nur der "Kriegsgeschichte" folgen, es gelang mir nicht,
alles schlüssig auf den Titel zu beziehen. Wer mit Papa Hadyn gemeint ist,
wusste ich ebenfalls nicht.

Willst du sagen, dass man durch Kunst dem Menschen keine Sicherheit
geben kann? Und sie sich das oft einbildet? Dem stimme ich zu,
aber deshalb die Kriegsgeschichte derart auszudehnen..

Ich finde dein Gedicht sollte ingesamt klarer interpretierbar sein, vielleicht
bin ich aber auch nur auf den Kopf gefallen

Gelesen hat sich alles schön (für mich) bis auf jene Stelle:
Die bunte Uniform ist ganz durchsiebt.

Zwischendrinn wird es an einer Stelle ob der hohen Reimdichte ein wenig
Monoton, das merkst du bestimmt auch; vielleicht gelingt es dir, das
durch Brüche zwischen den Versen oder Brüche der Form aufzulockern.

gespannte grüße
onkie
Onkie IIV ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.10.2011, 15:00   #3
wolo von thurland
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

hallo onkie

vielen dank fürs lesen und die vielen tipps.

die einfacheren probleme nehme ich mal voraus:

die zeile mit der "uniform" hat einen helvetismus drin, der mir nicht aufgefallen war; vielmehr Duden gibt allgemein an, dass man „auch“ die erste silbe bei "uniform" betonen könne statt die letzte. bei uns ist das die normale art zu betonen.

papa haydn ist joseph haydn, komponist und kapellmeister, lebte von 1732 bis 1809. er wird hier mehr oder weniger genau zitiert (wobei ich nicht sagen kann, ob das ereignis, welches ich im kopf habe, nur in einer anekdote stattfand.)

für die form kann nur ich etwas :-) die monotonie der form wie der verse war eigentlich beabsichtigt, der farbige „refrain“ lautete anfangs immer gleich (also "Bei Papa usw."). vielleicht hätte ich das besser so gelassen, damit das transparent wäre.
oder ich arbeite tasächlich nochmals dran nach deinen vorschlägen.

die hähne waren damals sowohl auf dem land wie in der stadt in sehr grosser zahl vorhanden. ein bisschen habe ich auch an den gallischen gedacht. nach der französischen revolution war er das wappentier des landes, ein freiheitssymbol. (in der bibel hat er, glaube ich etwas zu tun mit staatlicher gewalt und verrat. aber daran denke ich erst jetzt.)

„was ich sagen wollte“: wir sollten als stümpernde hobbydichter keine verse zum thema arroganz schreiben. aber der adressat sitzt nicht (mehr) in diesem forum. wenn jemandem die verse gefallen sollten, darf er sich gerne seinen eigenen „reim drauf machen“ als interpretation.

dir nochmals vielen dank und
gruss von wolo

Geändert von wolo von thurland (13.10.2011 um 15:03 Uhr)
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