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Alt 09.05.2015, 19:10   #1
Falderwald
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Weiße Rose


Ach, weiße Rose, wärest du noch hier,
dann sähest du, es ist nun vieles besser,
die Diktatur und ihre Menschenfresser
agieren nur noch auf Geschichtspapier.

Ach, junge Blüte, du warst eine Zier,
dein harter Geist war wie ein scharfes Messer,
auf dessen Schneide Tanz schlug der Erpresser
dein weiches Herz ans Hakenkreuzpanier.

Du ließest dir dein Ideal nicht rauben
und wolltest an Moral und, trotz der Falle,
ein neues geistiges Europa glauben.

Ach, Sophie, stellvertretend für euch alle
scheinst du als hellster Stern der Friedenstauben,
auf ewig sei dir eine Ruhmeshalle.


Falderwald
. .. .



__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 09.05.2015, 21:00   #2
Erich Kykal
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Hi, Faldi!

Sehr anrührend, dein Gedicht zu Ehren der guten Sophie Scholl!

Formal 2 Kleinigkeiten:

S2Z3 erscheint mir allzu komplex formuliert, vor allem, da auch das Wort "hin" ("auf dessen Schneide Tanz hin schlug der Erpresser...") weggelassen wurde. Außerdem tanzt jemand normalerweise AUF Messers Schneide, die Schneide selbst tanzt nicht, zumindest in keinem mir geläufigen Sprachbild.

Sollte die Aussage anders gemeint sein, müsste es in etwa so heißen:

"auf dessen Schneide tanztest du, und der Erpresser,
er schlug dein Herz ans Hakenkreuzpanier."

So wäre die Zeile natürlich um einen Heber zu lang. Solltest du versucht haben, diese Version zu verkürzen, so ist dies leider misslungen.


S4Z1 - Hier verwendest du die englische Betonung von "Sophie" auf der ersten Silbe, im Deutschen aber wird dieser Name gemeinhin auf der 2. Silbe betont. Darum wirkt die hier angedachte Betonung auf Silbe 1 eher seltsam und unnatürlich. Diese Zeile würde ich so formulieren, dass man den Namen deutsch ausprechen kann:

"Sophie, du stellvertretend für uns alle,"


Sehr gern gelesen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 30.05.2015, 20:34   #3
Falderwald
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Servus Erich,

der Text sollte eine kleine Erinnerung an Sophie Scholls 94. Geburtstag sein.

Sie war das lebende Beispiel für ein gerechtes Herz, das sich nach anfänglichem Engagement für eine Ideologie schließlich gegen dieselbe entschieden hat, weil sie aus eigenem Antrieb und aus moralischen und humanitären Gründen eine völlig neue Sicht der Dinge gelernt hatte.
Ebenfalls stellt sie ein Beispiel dafür dar, wie grausam diese Maschinerie des Todes mit doch eher harmlosen und körperlicher Gewalt abgeneigten Widerständlern umgegangen ist.
Rohe Gewalt gegen Geist und Feinsinnigkeit, anders wussten diese Dummen sich nicht zu helfen.

Die weiße Rose war eine tapfere Gruppe junger Menschen.

Zu den Formalitäten:

Ich fange hinten an. „Sophie“ kann im mir eigenen „Bergischen Dialekt“ so der so ausgesprochen werden und ich vermute mal, das ist nicht nur dort so.
Es gibt in unzähligen deutschen Städten die „Sophie-Scholl-Straße“ und ich habe noch nirgends gehört, dass sie so, wie von dir vorgeschlagen, ausgesprochen wird. Ich denke, das lasse ich so.

Zu der „komplexen“ Formulierung in S2Z3 habe ich mir noch einmal Gedanken gemacht und ich möchte zunächst erläutern, was damit ausgedrückt werden sollte.
Zum einen gibt es ein Zitat von Sophie Scholl, das lautet: „Man muß einen harten Geist und ein weiches Herz haben.“
Das wurde in der Strophe verarbeitet, zum anderen sollte es ausdrücken, dass ihr Verstand (harter Geist) eben wie ein scharfes Messer war und darauf bezieht sich auch der Genitiv in der angesprochenen Strophe.
Dort steht „auf dessen Schneide Tanz schlug der Erpresser dein weiches Herz ans Hakenkreuzpanier.“
Wenn du jetzt „dessen“ durch „des Messers“ ersetzt, sieht das so aus:
„auf des Messers Schneide Tanz schlug der Erpresser dein weiches Herz ans Hakenkreuzpanier“, also quasi auf dem Tanz auf des Messers Schneide schlug der Erpresser dein weiches Herz ans Hakenkreuzpanier.
Und das kann man so, wie es dort geschrieben steht, nicht sagen?

Du hast mich jetzt etwas verunsichert, denn es ist ja nicht die tanzende Schneide, sondern der Tanz des weichen Herzens auf des Messers Schneide gemeint. So kann ich da auch kein fehlendes „hin“ erkennen.

Vielleicht äußert sich ja noch jemand dazu...


Vielen Dank für deine Gedanken zum Text und den Kommi...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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Alt 03.06.2015, 20:09   #4
Erich Kykal
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Hi, Faldi!

Jetzt verstehe ich! Das Herz tanzt! Das wäre aber so verständlicher:

Erst "scharfer Geist" statt "harter" - auch wenn sie es anders gesagt hat. So kommt man leichter auf "Schneide" weiter.

"und dein auf dessen Schneide tanzend Herz schlug der Erpresser"

Das ist natürlich zu lang, aber mit jeder Weglassung steigt das Potential für mögliche Fehlinterpretationen exponentiell!

Das Bild ist aber auch etwas seltsam, finde ich: Sie selbst ließ ihr weiches Herz auf der harten Klinge ihres Geistes tanzen? Das klingt eher nach masochistischer Selbstverstümmelung als nach klarer Überzeugung!

LG, eKy
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Alt 05.06.2015, 19:14   #5
Falderwald
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Servus Erich,

schwere Geburt...

Nein, nicht ihr weiches Herz tanzt auf des Messers Schneide, das Herz wird doch ans Kreuz geschlagen.

Bitte schau dir einmal die Strophe im Gesamtzusammenhang an.
Dort wird doch Sophie angeredet:

"Ach, junge Blüte, du warst eine Zier, dein harter Geist war wie ein scharfes Messer, auf dessen Schneide Tanz schlug der Erpresser dein weiches Herz ans Hakenkreuzpanier."

Dort tanzte also Sophie auf des scharfen Messers Schneide ihres harten Geists* (neben Sophies Zitat dort auch als Metapher für einen scharfen Verstand).

Hier wird es noch deutlicher:

"Ach, junge Blüte, du warst eine Zier, dein harter Geist war wie ein scharfes Messer (und) auf dessen Schneide Tanz schlug der Erpresser dein weiches Herz ans Hakenkreuzpanier."

Ich kann den Fehler leider immer noch nicht erkennen...

Und glaube mir, ich bin auf jeden Fall daran interessiert, eindeutige Fehler auszumerzen.


Liebe Grüße

Falderwald


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Alt 05.06.2015, 19:55   #6
Erich Kykal
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Hi, Faldi!

Das Problem für mich ist, dass ich den "Tanz" nicht eindeutig auf Sophie zu beziehen vermag. Das geht aus deiner Konstruktion nicht eindeutig genug hervor.

Es liest sich eher so, als würde die Schneide tanzen - oder der Erpresser.

Das "auf" könnte auch als Verkürzung von "auf...hin" interpretiert werden.

Der Satz ist mir einfach nicht klar und eindeutig genug formuliert - du siehst ja, wie schwer ich mich mit dem Verständnis getan habe, obwohl du an sich keinen echten Fehler begangen hast.

Aber vielleicht sehen andere das nicht so.

LG, eKy
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Alt 09.06.2015, 14:26   #7
Stachel
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Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Aber vielleicht sehen andere das nicht so.
Doch, ich stimme dir zu, lieber Erich. Es ist zumindest problematisch.

"dein harter Geist war wie ein scharfes Messer"
Bis hier hin ist alles klar: Der Geist ist messerscharf.

"ein scharfes Messer, auf dessen Schneide Tanz"
"dessen Schneide" bezieht sich auf "Messer" und "Tanz" wiederum auf "Schneide". Die Messerschneide tanzt, oder sie veranstaltet oder besucht einen Tanz (eine Tanz-Veranstaltung).

"schlug der Erpresser dein weiches Herz ans Hakenkreuzpanier."
Dieser Teil ist, für sich gesehen, klar. Der Bezug zum vorigen Zitat wird durch das dortige "auf" gebildet, das ebenfalls auf eine Veranstaltung hindeutet. Es besteht ein zeitlich-räumlicher Bezug. Alles findet auf dem besagten Tanz statt.

Die von mir daraus abgeleitete Bedeutung:
Der messerscharfe Geist veranstaltet einen Tanz (hier: politischen Aufruhr?), an dem der Erpresser teilnimmt und das Herz annagelt.
Die Tanzveranstaltung selbst ist sehr gewagt, sie steht quasi auf Messers Schneide.

Ich bin aber nicht sicher, ob du das so gemeint hast.

Freundliche Grüße vom
Stachel
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Alt 09.06.2015, 19:06   #8
Erich Kykal
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Hi, Stachel!

Genau betrachtet hat Faldi nichts falsch gemacht, aber so wie es da steht, ist es so komplex in den Bezügen, dass der Leser hier quasi automatisch aus dem Takt fällt, weil er lang studieren muss, wie das nun alles zusammenpasst und sich aufeinander bezieht. Da wird einfach elend lang kein logisches Bild draus im Kopf. Und es besteht einiger Raum für Fehlinterpretationen. Daher hatte ich ihm geraten, diese Stelle zu simplifizieren.

Denn bis man raus hat, dass der Erpresser auf der messerscharfen Klinge ihres Geistes balanciert, während die Klinge gleichzeitig tanzt und er dabei noch mal gleichzeitig ihr weiches Herz annagelt - das dauert!!! Und dann muss man noch fast zeitgleich begreifen, was sinnbildlich mit dem "Schlagen ans Hakenkreuzpanier" gemeint ist! Sorry - einfach zuviel für nur zwei Zeilen.
Meine rein technische Hochachtung für den Satzbaumeister, aber in einem Gedicht, einem lyrischen Fluss eben zuviel des Guten.

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (09.06.2015 um 19:08 Uhr)
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Alt 11.06.2015, 08:02   #9
Stachel
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Also: Wenn ich es (unten) richtig verstanden habe, hatte ich es (oben) richtig verstanden.

Geändert von Stachel (11.06.2015 um 11:37 Uhr)
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Alt 21.06.2015, 17:34   #10
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Servus Erich, hallo Stachel,

ich habe jetzt absichtlich einige Zeit mit meiner Antwort gewartet, weil ich darüber selbst noch einmal nachdenken wollte.

Zitat:
Zitat von Erich
Der Satz ist mir einfach nicht klar und eindeutig genug formuliert - du siehst ja, wie schwer ich mich mit dem Verständnis getan habe, obwohl du an sich keinen echten Fehler begangen hast.
Wir diskutieren hier über die Syntax, also die korrekte Verknüpfung sprachlicher Einheiten im Satz, wenn ich das richtig verstanden habe.
Die Grammatik und die Satzstellungen an sich scheinen demnach richtig zu sein.

Zitat:
Zitat von Stachel
"dein harter Geist war wie ein scharfes Messer"
Bis hier hin ist alles klar: Der Geist ist messerscharf.

"ein scharfes Messer, auf dessen Schneide Tanz"
"dessen Schneide" bezieht sich auf "Messer" und "Tanz" wiederum auf "Schneide". Die Messerschneide tanzt, oder sie veranstaltet oder besucht einen Tanz (eine Tanz-Veranstaltung).
"dessen Schneide" bezieht sich auf Messer, soweit ist das richtig, "Tanz" aber eben nicht auf "Schneide", denn es ist ja wohl eine feststehende Tatsache, dass eine Messerschneide nicht tanzen kann. Damit blieben logischerweise also nur noch Sophie oder der Erpresser als mögliche (Tanz)Kandidaten übrig (dazu unten gleich mehr).
Und von einer Veranstaltung ist hier auch nicht die Rede, sondern vom "Tanz auf Messers Schneide", was nichts anderes als eine Redewendung und somit eine Metapher für "Gratwanderung, (sehr) risikoreiches Verhalten, Spiel mit dem Feuer, Vabanquespiel etc." ist.

Tanz auf Messers Schneide = Auf Messers Schneide Tanz = Auf dessen Schneide Tanz

Zitat:
Zitat von Erich
Denn bis man raus hat, dass der Erpresser auf der messerscharfen Klinge ihres Geistes balanciert, während die Klinge gleichzeitig tanzt und er dabei noch mal gleichzeitig ihr weiches Herz annagelt - das dauert!!! Und dann muss man noch fast zeitgleich begreifen, was sinnbildlich mit dem "Schlagen ans Hakenkreuzpanier" gemeint ist! Sorry - einfach zuviel für nur zwei Zeilen.
"Ach, junge Blüte, du warst eine Zier, dein harter Geist war wie ein scharfes Messer, auf dessen Schneide Tanz schlug der Erpresser dein weiches Herz ans Hakenkreuzpanier."

Ich begreife immer noch nicht, was hier so missverständlich ist.

Vorweg: In jeder Strophe wird die Protagonistin direkt angesprochen, in jeder einzelnen steht ein "du", in der ersten Strophe sind es sogar zwei.

Wie kommt man also darauf, dass hier die Klinge tanzt oder der Erpresser balanciert?
("dessen Schneide" bezieht sich auf Messer, soweit ist das richtig, "Tanz" aber eben nicht auf "Schneide", denn es ist ja wohl eine feststehende Tatsache, dass eine Messerschneide nicht tanzen kann. Damit blieben logischerweise also nur noch Sophie oder der Erpresser als mögliche (Tanz)Kandidaten übrig - s.o.)


Sollte man nicht vielmehr annehmen können, dass Sophie, die hier (in der ersten Zeile) wieder direkt angesprochen wird, während ihr (in der zweiten Zeile) ein messerscharfer Verstand zugesprochen wird, den sie wohl zu gebrauchen wusste und damit ein gefährliches Risiko (in der dritten Zeile) einging, wobei der Erpresser ihr Herz (in der vierten Zeile) an sein Symbol nagelte, gemeint ist?

Ein Gedicht lebt von Redewendungen, Metaphern und vielleicht noch eingschobenen Zitaten, wenn man sie fürs Thema gut verwenden kann.

In diesen zwei Zeilen steht wirklich eine ganze Menge davon, nämlich ein solches Zitat (weiches Herz), eine Redewendung ("Tanz auf Messers Schneide" = "Gratwanderung, (sehr) risikoreiches Verhalten, Spiel mit dem Feuer, Vabanquespiel etc.") und eine hervorragende Metapher, nämlich das "Hakenkreuzpanier", was Bezug nimmt auf "jemanden ans Kreuz schlagen" und die "nationalsozialistischen Parolen und Banner" etc., damit man auch weiß, wer der böse Mann hier ist.

Zitat:
Zitat von Erich
Meine rein technische Hochachtung für den Satzbaumeister, aber in einem Gedicht, einem lyrischen Fluss eben zuviel des Guten.
Dass diese Zeilen dem Leser einiges abverlangen, will ich nicht bestreiten, aber mit ein wenig Logik und der Bereitschaft, nicht etwas sinnlich Wahrnehmbares, sondern den gedanklichen, abstrakten Gehalt von etwas erfassen zu wollen, müsste es eigentlich funktionieren.

Nur auf diese Weise konnte ich viele Texte von Goethe, Heine, Hölderlin und ganz besonders auch Rilke überhaupt annähernd erfassen.

Nicht, dass ich mich mit diesen messen könnte, aber man kann es zumindest einmal ausprobieren.

Und was sagte Rilke dazu?

Zitat:
Im Schwierigen liegen die freundlichen Kräfte, die Hände, die an uns arbeiten.
Vielen Dank für eure (erneuten) Rückmeldungen...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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