03.09.2011, 22:00 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Sonett(en)kranz
1
Retrospektive Aktualität
Der Mensch, das ist ein sonderbares Wesen: Er meint nicht, was er sagt, er sagt nicht, was er meint und sucht in vino veritas. Das können wir bei Plinius schon lesen. Am liebsten möchte er beim Saufen sterben, als Sarg, ach ja, ein großes, volles Fass; so bliebe er für alle Zeiten nass, um einst elysisch Bacchus zu beerben. Am Kiosk, jeden Morgen in der Frühe, wird heimlich Wodka oder Gin geschluckt. Sein Alltagstrott verschwimmt, ganz ohne Mühe, es ist ganz einfach, einfach wegzulaufen. Zu Hause bleiben Frau und Kind geduckt – (Alternativ: Daheim bleibt die Familie geduckt -) er würde sie bedenkenlos verkaufen. Bitte nicht in diesem Faden kommentieren, ich habe einen separaten Kommentarfaden erstellt: Kommentare zum Sonettenkranz
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Geändert von Stimme der Zeit (08.09.2011 um 20:43 Uhr) Grund: Alternative Versvariante hinzugefügt. |
04.09.2011, 16:38 | #2 |
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2
Kühles Kalkül
Er würde sie bedenkenlos verkaufen, den Teil von sich, als „Seele“ gut bekannt; Gefühle hat er längst aus sich verbannt, da ohne sie Geschäfte besser laufen. Investitionen muss er kalkulieren, berechnen, ob ein Risiko besteht, dass jemand anders reich nach Hause geht, um seine Zukunft dreist zu okkupieren. Gedanklich schwelgt er süß in seinen Träumen, zumindest, bis die Wirklichkeit ihn weckt. Für Menschen ist kein Platz in kalten Räumen, in denen Mars und Mammon sich zerraufen. Die Emotion indes hat sich versteckt – besteht sie nicht aus einem Trümmerhaufen? (Geändert: kalten-seinen, leeren-kalten.) Bitte nicht in diesem Faden kommentieren, ich habe einen separaten Kommentarfaden erstellt: Kommentare zum Sonettenkranz
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Geändert von Stimme der Zeit (05.09.2011 um 23:33 Uhr) Grund: Aufgrund Faldis Vorschlag hin zwei Worte geändert. |
05.09.2011, 21:44 | #3 |
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3
Gedankenlose Konzeption Besteht sie nicht aus einem Trümmerhaufen, die schönste Gabe, unsre Fantasie? Ich fürchte, viele Kinder lernen nie, was sie bedeuten kann, die Eltern kaufen das Spielzeug vorgefertigt und akribisch von Psychologen bestens konzipiert, wodurch ihr Liebling rasch die Lust verliert. Nanu, laut dem Bericht war doch empirisch längst nachgewiesen, dass es pädagogisch als äußerst wertvoll einzustufen ist? Dazu erweist es sich als ökologisch, da die Chinesen gern zusammenlesen, besonders Müll und jede Sorte Mist. Europa ist ein Selbstbedienungstresen. Bitte nicht in diesem Faden kommentieren, ich habe einen separaten Kommentarfaden erstellt: Kommentare zum Sonettenkranz
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07.09.2011, 19:15 | #4 |
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4
Der Dukatenesel Europa ist ein Selbstbedienungstresen,
wo jedermann sich ungeniert bedient, dabei aus Leibeskräften hämisch grient, denn generell zahlt Deutschland alle Spesen. Der Pleitegeier ist bereits am Kreisen? Ein schlaues Land ruft laut: Germania! Es funktioniert, der Rettungsschirm ist da. Wir schicken unser Steuergeld auf Reisen, der Bürger darf zum Ausgleich diesmal bleiben. Verständnisinnig nickt hier Michels Kopf, ganz artig akzeptiert er dieses Treiben und lässt sich freundlich lächelnd abservieren. Rein intellektuell ein armer Tropf im Spiel, in dem nur wenige brillieren. Bitte nicht in diesem Faden kommentieren, ich habe einen separaten Kommentarfaden erstellt: Kommentare zum Sonettenkranz
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08.09.2011, 23:08 | #5 |
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5
Faites vos jeux!
Im Spiel, in dem nur wenige brillieren, gewinnt in erster Linie die Bank, selbst Investoren sind am Ende „blank“, gezwungen, einen Schuldschein zu quittieren. Im Vorstand sitzen feiste Direktoren und zählen eifrig ihren Geldgewinn, in Soll und Haben suchen sie nach Sinn. Die Menschlichkeit erstickt in den Tresoren, gefangen hinter meterdicken Wänden aus kaltem, frisch poliertem Edelstahl. Die Zukunft liegt in manikürten Händen, gepflegt gekrallt in unser armes Leben. Kommt, zeigen wir schon bei der nächsten Wahl: Wir werden uns der Herrschaft nicht ergeben! Bitte nicht in diesem Faden kommentieren, ich habe einen separaten Kommentarfaden erstellt: Kommentare zum Sonettenkranz
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10.09.2011, 16:23 | #6 |
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6
Götterdämmerung
Ihr solltet euch der Herrschaft nicht ergeben, Feudalstrukturen sind Vergangenheit; das Mittelalter war vor langer Zeit. Soll Lachesis an ihrem Teppich weben, gefertigt aus dem endlos langen Faden, den Klotho unermüdlich weiter spann und Atropos allein durchtrennen kann. Nur Narren glauben göttlichen Scharaden, geboren aus der Welt der Illusionen. Schamanenzauber ohne Wirklichkeit, mit dem System von Strafen und Belohnen, das viele Menschen als ihr Heil erstreben. Wir könnten, wären wir dazu bereit, Vernunft und Herz mit neuem Mut beleben. Bitte nicht in diesem Faden kommentieren, ich habe einen separaten Kommentarfaden erstellt: Kommentare zum Sonettenkranz
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Geändert von Stimme der Zeit (22.10.2011 um 12:50 Uhr) Grund: "Wir werden uns" zu "Ihr solltet euch" geändert, aufgrund eines (richtigen) Hinweises von Falderwald. |
11.09.2011, 18:57 | #7 |
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7
Ein Hauch von Leichtigkeit
Vernunft und Herz mit neuem Mut beleben, gelingt am ehesten in der Natur; ein Waldspaziergang ist Erholung pur, ermöglicht es, sich einfach hinzugeben, um nur zu sein, befreit von allen Plagen. Der Boden federt unter jedem Schritt, und wirklich, meine Psyche federt mit, hier muss ich einmal keinen Ballast tragen, stattdessen kann ich meine Füße heben. Befreit entkomme ich so Lug und Trug, die sonst wie Kletten ständig an mir kleben. Ich kann mich selbst als Mensch neu definieren. Es liegt genügend Macht im Atemzug, um Geisteskraft aufs Ziel zu konzentrieren. Bitte nicht in diesem Faden kommentieren, ich habe einen separaten Kommentarfaden erstellt: Kommentare zum Sonettenkranz
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12.09.2011, 23:36 | #8 |
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8
Wer gut zielt, trifft.
Um Geisteskraft aufs Ziel zu konzentrieren, muss erst entschieden werden, was man will, sonst wandert man im Kreis, steht dennoch still und läuft Gefahr, sich gründlich zu blamieren. Für die Entscheidung braucht es harte Fakten, Fantasterei ist nicht Realität, mit ihr wird nur Enttäuschung ausgesät, geerntet wird, vereinbart per Kontrakten, das Mindestmaß an Hohn und Spöttelei, wenn der Gedankenpfeil danebenging. Trotzdem ist dieser Wettkampf nicht vorbei, es wurde lediglich ein Pfeil verloren, der sich in einem Traumgespinst verfing; bereits der nächste kann den Punkt durchbohren. Bitte nicht in diesem Faden kommentieren, ich habe einen separaten Kommentarfaden erstellt: Kommentare zum Sonettenkranz
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13.09.2011, 23:08 | #9 |
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9
Fortschritt
Bereits der nächste kann den Punkt durchbohren, der dem Erfolg bisher im Wege stand, es bleibt die Hoffnung für das Wählerland. Wo Dichter schreiben, sind nicht alle Toren. Innovationen wachsen aus Ideen, derweilen sich mental etwas bewegt, Vernunft Gedanken sorgsam hegt und pflegt, kann Stagnation nicht endlos fortbestehen. Auch das, was wir die „alten Zöpfe“ nennen, war in den „alten Zeiten“ einmal neu. Schon damals mussten viele anerkennen, dass Tradition und Wandel stets zusammen die Welt erhalten, ihrer Zeit getreu, da nur die Tumben Novität verdammen. Bitte nicht in diesem Faden kommentieren, ich habe einen separaten Kommentarfaden erstellt: Kommentare zum Sonettenkranz
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16.09.2011, 17:56 | #10 |
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Ungewöhnlich
Da nur die Tumben Novität verdammen, eröffnet sich der Lyrik eine Welt aus Licht, das greise Dunkelheit erhellt. Die Poesie kann unser Herz entflammen und fremde, unerforschte Wege gehen. Verschließen wir uns nicht der Möglichkeit, denn blaue Blumen wachsen mit der Zeit; Bereitschaft ist der Schlüssel zum Verstehen. Wir dürfen nur die Sprache nicht verbiegen, ein solcher Weg bringt niemanden voran, Ästhetik muss Banalität besiegen. Mit Worten wird die Kunst herbei beschworen, vier Zeilen oder lang wie ein Roman, gefunden wird sie auch in Onlineforen. Bitte nicht in diesem Faden kommentieren, ich habe einen separaten Kommentarfaden erstellt: Kommentare zum Sonettenkranz
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