Gedichte-Eiland

Thomas · 29.03.2013, 14:00

Der Beipackzettel

Frau Maier tun die Zähne weh,
sie spürt den Schmerz von Kopf bis Zeh.
Zum Doktor läuft sie händeringend,
sie braucht Tabletten, und zwar dringend.
Das heißbegehrte Präparat
ist schon gekauft, es liegt parat.
Auch ein Glas Wasser steht dabei,
bald ist Frau Maier Schmerzen-frei!

Wird dieses Mittel appliziert,
so wirkt es prompt und garantiert,
nur manchmal, da geschieht es eben
und seine Wirkung geht daneben,
wird „Nebenwirkung“ dann genannt
und ist, sofern bereits bekannt,
ob permanent, ob nur befristet,
im Beipackzettel aufgelistet.

Der Beipackzettel ist sehr lang,
Frau Maier wird ganz angst und bang.
Denn sieh! Man muss articularis
bedenken und auch fibrilaris,
und trifft die Gonokokämie
auf eine Bakteriophobie,
ergibt sich bei Carbamidum
bisweilen ein Effluvium.

Frau Maier wird im Kopf ganz dumm,
Perio-di-da-don-tium,
sie spürt die Nebenwirkung kommen -
zum Glück hat sie noch nichts genommen!
Was wär‘ das ein Malheur gewesen,
hätt‘ sie den Zettel nicht gelesen!
Sie denkt: „Ich war schon fast im Grabe.
Wie gut, dass ich nur Zahnweh habe!“

Erich Kykal · 29.03.2013, 18:53

Hi, Thomas!

Haaahaha - Wuahhahaha!!!

Köstlich! Treffend!!!

Ging mir auch schon so wie der guten Frau - und wem wohl nicht, wer besorgt genug war, diese Zettel zu studieren! Da kräuseln sich einem die Zehennägel bei all diesen potentiellen Kontraindikationen...

Aus rechtlichen Gründen müssen die Hersteller da nämlich ALLE möglichen Komplikationen auflisten, egal, wie wahrscheinlich - und wenn es nur bei einem von Tausenden so gewirkt hat.

Dein lustiges Gedicht entlarvt diese - wie berechtigten? - Ängste auf's Kurzweiligste!

Sehr gern gelesen!

Wir warten gespannt auf Teil 2: Die schwedische Bastelanleitung für den Schrank "Snorre" oder die japanische Computerübersetzung für den neuen Blurayplayer....

LG, eKy

***Dana*** · 29.03.2013, 19:05

Lieber Thomas,

das bin ja ich!!!

Früher habe ich keine Medikamente gebraucht, also kannte ich die Beipackzettel nicht. Heute würde ich gern hin und wieder etwas zur Linderung einnehmen - doch da lernte ich die Beipackzelltel kennen.

(Gerade über Ostern behandle ich mich mit Kamille und, so hoffe ich, bleibt mir ein Arztbesuch mit Beipackzettel erspart.

)

Ein paar Kleinigkeiten:
Ich würde Zeh ohne "´" schreiben, nach parat einen "." setzen, dafür nach "dabei" ein Komma und danach klein schreiben.

Die Pointe ist super!

Zitat:

Zitat von Thomas

Frau Maier wird im Kopf ganz dumm,
Perio-di-da-don-tium,
sie spürt die Nebenwirkung kommen -
zum Glück hat sie noch nichts genommen!
Was wär‘ das ein Malheur gewesen,
hätt‘ sie den Zettel nicht gelesen!
Sie denkt: „Ich war schon fast im Grabe.
Wie gut, dass ich nur Zahnweh habe!“

Trotzdem:

Es wäre ein Malheur gewesen,
hätt sie den Zettel nicht gelesen.

Habe mich über Frau Maier und "Artgenossen" köstlich amüsiert.

Liebe Grüße
Dana

Thomas · 31.03.2013, 14:03

Hallo Erich,

die Anregungen "Bastelanleitung" und "Computerübersetzung" sind nicht ohne, da kann was draus werden.

Liebe Grüße
Thomas

Hallo Dana,

danke für die Vorschläge, ich werde entsprechend ändern.

Liebe Grüße
Thomas

Ibrahim · 02.04.2013, 11:26

Sehr häufig: Übelkeit, Hautausschläge
Häufig: Erbrechen, Durchfall
Selten: Herzinfarkt, Lungenödem
Sehr selten: Herzstillstand (nur etwa 2%)

Danke für den Schmunzler und Lacher, Thomas. LG Ingo

Panzerknacker · 04.04.2013, 10:30

Hallo Thomas

da gebe ich dir vollkommen recht. Wer nach dem lesen des Beipackzettels nicht gesund ist, dem ist nimmer zu helfen. Schön hast du des verdichtet.

der Knacki grüßt

Thomas · 08.04.2013, 14:16

Hallo Ingo und Knacki,

vielen Dank und Liebe Grüße
Thomas

***Falderwald*** · 02.07.2013, 20:54

Hi Thomas,

das hatte ich schon früher gelesen und nur vergessen, einen Kommentar da zu lassen.

Aber heute, aus aktuellem Anlass, komme ich darauf zurück, denn ich habe meinen Zahnarztgang bereits hinter mir.
Meine Zähen sind gerade komplett saniert, da verliere ich doch glatt gestern eine der neuen Füllungen und somit musste ich wieder auf den "Folterstuhl".
Und da es nachher, trotz einwandfreier Behandlung, weh tat, habe ich dann doch noch zu einem Schmerzmittel gegriffen, aber glücklicherweise ohne den richtigen und auch diesen Beipackzettel hier vorher zu lesen, sonst hätte ich vielleicht wohl doch nicht...?

Wie auch immer, dieses Gedicht hat mir einen Heidenspaß (

) gemacht.

Übrigens würde ein Effluvium bei mir gar nicht so auffallen. Ich habe mein Schädelfell auf einen Millimeter gestutzt.
Da könnte ich mir ja unbesorgt, wenn's wieder anfängt zu schmerzen, doch noch eine Pille einwerfen, oder?

In diesem Sinne herzlich gelacht, gerne gelesen und kommentiert...

Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

Thomas · 04.07.2013, 20:49

Hallo Faldewald,

vielen Dank und die besten Wünsche für den Zustand deiner Beißerchen.

Liebe Grüße
Thomas

29.03.2013, 14:00	#1
Thomas Erfahrener Eiland-Dichter Registriert seit: 24.04.2011 Beiträge: 3.375	Der Beipackzettel Der Beipackzettel Frau Maier tun die Zähne weh, sie spürt den Schmerz von Kopf bis Zeh. Zum Doktor läuft sie händeringend, sie braucht Tabletten, und zwar dringend. Das heißbegehrte Präparat ist schon gekauft, es liegt parat. Auch ein Glas Wasser steht dabei, bald ist Frau Maier Schmerzen-frei! Wird dieses Mittel appliziert, so wirkt es prompt und garantiert, nur manchmal, da geschieht es eben und seine Wirkung geht daneben, wird „Nebenwirkung“ dann genannt und ist, sofern bereits bekannt, ob permanent, ob nur befristet, im Beipackzettel aufgelistet. Der Beipackzettel ist sehr lang, Frau Maier wird ganz angst und bang. Denn sieh! Man muss articularis bedenken und auch fibrilaris, und trifft die Gonokokämie auf eine Bakteriophobie, ergibt sich bei Carbamidum bisweilen ein Effluvium. Frau Maier wird im Kopf ganz dumm, Perio-di-da-don-tium, sie spürt die Nebenwirkung kommen - zum Glück hat sie noch nichts genommen! Was wär‘ das ein Malheur gewesen, hätt‘ sie den Zettel nicht gelesen! Sie denkt: „Ich war schon fast im Grabe. Wie gut, dass ich nur Zahnweh habe!“ __________________ © Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller Geändert von Thomas (31.03.2013 um 14:04 Uhr)

29.03.2013, 18:53	#2
Erich Kykal TENEBRAE Registriert seit: 18.02.2009 Ort: Österreich Beiträge: 8.570	Hi, Thomas! Haaahaha - Wuahhahaha!!! Köstlich! Treffend!!! Ging mir auch schon so wie der guten Frau - und wem wohl nicht, wer besorgt genug war, diese Zettel zu studieren! Da kräuseln sich einem die Zehennägel bei all diesen potentiellen Kontraindikationen... Aus rechtlichen Gründen müssen die Hersteller da nämlich ALLE möglichen Komplikationen auflisten, egal, wie wahrscheinlich - und wenn es nur bei einem von Tausenden so gewirkt hat. Dein lustiges Gedicht entlarvt diese - wie berechtigten? - Ängste auf's Kurzweiligste! Sehr gern gelesen! Wir warten gespannt auf Teil 2: Die schwedische Bastelanleitung für den Schrank "Snorre" oder die japanische Computerübersetzung für den neuen Blurayplayer.... LG, eKy __________________ Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (29.03.2013 um 22:28 Uhr)

31.03.2013, 14:03	#4
Thomas Erfahrener Eiland-Dichter Registriert seit: 24.04.2011 Beiträge: 3.375	Hallo Erich, die Anregungen "Bastelanleitung" und "Computerübersetzung" sind nicht ohne, da kann was draus werden. Liebe Grüße Thomas Hallo Dana, danke für die Vorschläge, ich werde entsprechend ändern. Liebe Grüße Thomas __________________ © Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller

02.04.2013, 11:26	#5
Ibrahim Verstorbener Eiland-Dichter Registriert seit: 30.03.2009 Ort: Puch/Salzburg Beiträge: 597	Sehr häufig: Übelkeit, Hautausschläge Häufig: Erbrechen, Durchfall Selten: Herzinfarkt, Lungenödem Sehr selten: Herzstillstand (nur etwa 2%) Danke für den Schmunzler und Lacher, Thomas. LG Ingo __________________ Ich will mit meinen Reimen die Leute zum Schmunzeln, Weinen oder Fluchen bringen.

04.04.2013, 10:30	#6
Panzerknacker Mal lachend - mal traurig Registriert seit: 13.02.2009 Ort: Da wo Napoleon noch nie kämpfte Beiträge: 1.613	Hallo Thomas da gebe ich dir vollkommen recht. Wer nach dem lesen des Beipackzettels nicht gesund ist, dem ist nimmer zu helfen. Schön hast du des verdichtet. der Knacki grüßt __________________ Ich bin ein Niemand. Niemand ist perfekt. Also bin ich perfekt.

08.04.2013, 14:16	#7
Thomas Erfahrener Eiland-Dichter Registriert seit: 24.04.2011 Beiträge: 3.375	Hallo Ingo und Knacki, vielen Dank und Liebe Grüße Thomas __________________ © Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller

02.07.2013, 20:54	#8
*Falderwald* Lyrische Emotion Registriert seit: 07.02.2009 Ort: Inselstadt Ratzeburg Beiträge: 9.912	Hi Thomas, das hatte ich schon früher gelesen und nur vergessen, einen Kommentar da zu lassen. Aber heute, aus aktuellem Anlass, komme ich darauf zurück, denn ich habe meinen Zahnarztgang bereits hinter mir. Meine Zähen sind gerade komplett saniert, da verliere ich doch glatt gestern eine der neuen Füllungen und somit musste ich wieder auf den "Folterstuhl". Und da es nachher, trotz einwandfreier Behandlung, weh tat, habe ich dann doch noch zu einem Schmerzmittel gegriffen, aber glücklicherweise ohne den richtigen und auch diesen Beipackzettel hier vorher zu lesen, sonst hätte ich vielleicht wohl doch nicht...? Wie auch immer, dieses Gedicht hat mir einen Heidenspaß () gemacht. Übrigens würde ein Effluvium bei mir gar nicht so auffallen. Ich habe mein Schädelfell auf einen Millimeter gestutzt. Da könnte ich mir ja unbesorgt, wenn's wieder anfängt zu schmerzen, doch noch eine Pille einwerfen, oder? In diesem Sinne herzlich gelacht, gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald __________________ Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software Neu: Mein YouTube Kanal

04.07.2013, 20:49	#9
Thomas Erfahrener Eiland-Dichter Registriert seit: 24.04.2011 Beiträge: 3.375	Hallo Faldewald, vielen Dank und die besten Wünsche für den Zustand deiner Beißerchen. Liebe Grüße Thomas __________________ © Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller

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