02.09.2015, 21:44 | #1 |
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stummfilm
das lied des vogels im baum erreicht dich nicht.
der wind pfeift ungehört ums haus herum. ein hund im garten reißt das maul auf, stumm. kein laut steigt von der straße, lediglich licht. ein auto schleicht auf samtpfoten vorbei. vom radio kommt nur zischeln. ist es an? auf dämpfern schwebt ein lastwagengespann zur stadt hinaus. ........................nur innerlich ist: schrei! ein schrei! aus lauter ungehörten lauten, bewegten lippen und aus aufgestauten geräuschen, deren quelle nirgendwo quillt. wenn immer sich die worte der vertrauten gesichter im ohr überschlagen, dass es schrillt, reißt dieser schrei! sich los, der alle(s) überbrüllt. zum vergleichen, weil hier so kompetente kritiker folgereich am werk waren, die ursprüngliche fassung: das singen aus dem baum erreicht dich nicht. der wind pfeift ohne ton ums haus herum. ein hund im garten reißt das maul auf, stumm. kein laut steigt von der straße, nur ein licht. ein auto schleicht auf samtpfoten vorbei. vom radio kommt ein zischeln. ist es an? auf dämpfern schwebt ein lastwagengespann zur stadt hinaus. nur innerlich ist: schrei! ein schrei! aus lauter ungehörten lauten, bewegten lippen und aus aufgestauten geräuschen, deren quelle nirgends quillt. wenn sich im ohr die worte der vertrauten gesichter überschlagen, dass es schrillt, reißt dieser schrei! sich los, der alle(s) überbrüllt. Geändert von wolo von thurland (25.09.2015 um 12:59 Uhr) Grund: sehr vieles geändert, um den leser schön am stolpern zu halten und den iambus dennoch am köcheln. |
04.09.2015, 21:50 | #2 |
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wow, das ist ja mal ein Sonett, Wolo. Packend, faszinierend verzweifelt .
Starke Bilder, bin begeistert. Tipp: schau doch noch mal auf die Samtpfoten / - - betont , unbetont, unbetont z.B. "ein Auto schleicht sich pfotensamt vorbei" Klasse, echt, klasse, das Teil! Sowas habe ich lange nicht gelesen. LG von Agneta |
05.09.2015, 12:40 | #3 |
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hallo agneta
nun, wo du deine freude daran mitteilst, finde ich auf einmal auch, ich hätte mir hier einige mühe gegeben. danke also. nun aber ein aber: leider trennt uns hier bereits wieder unsere verschiedene auffassung von vers und versmass. ein auto schleicht auf samtpfoten vorbei. diese iambus-zeile hat genau zwei betonte stellen. das ist ein guter wert für einen vers mit 10 silben. ebenso die zahl von nur zwei einsilbigen wörtern in dieeser zeile. nach der zweiten betonung kommt eine im wort vollkommen unbetonte endsilbe (-ten) auf eine "hebung" des iambus zu liegen. dies sehe ich nicht als fehler, sondern als vernünftige gestalterische möglichkeit. noch gestützt dadurch, dass ja eigentlich im wechsel die vorangehende "senkung" des iambus mit einer betonten, schweren, langen silbe gefüllt ist (pfo-ten), also eigentlich ein abtausch erfolgt (auch nicht zu unterschätzen: die folgende silbe "vor"). ich finde, man sollte solche rhythmik/metrik-probleme nicht nach irgendeiner "verslehre" anschauen, sondern den einzelfall auf seine innere logik prüfen. danke, dass du mir gelegenheit gabst, mich für meinen vers hier in den kampf zu werfen. wahrscheinlich wird es nicht lange dauern, bis ich woanders kleinlaut zugebe, dass du recht hast. gruss wolo |
05.09.2015, 15:51 | #4 |
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Lieber Wolo,
du hast mich speziell zu Kritik an deinen Werken aufgefordert und ich weiß nun nicht genau, was ich dir antworten soll. Dieses Werk ist so gut, dass man die Stelle ausmerzen sollte. Vielleicht lässt du mich ein paar Worte zur Metrik verlieren. Sie hat weder mit Logik noch mit langen oder kurzen Silben zu tun. Es geht um betonte und unbetonte Silben. Diese folgen der natürlichen Wortbetonung der deutschen Sprache und Samtpfoten wird nun mal nicht /-/ sondern / - - betont. / betont, - unbetont. Samtespfoten wäre dann wieder /-/-. Dieses Versmaß ist nicht beliebig, sondern die alten Griechen legten 4 Versmaße fest, die wir als Reimdichter einzuhalten haben. Aus stilistischen Gründen können diese untereinander gewechselt werden, aber nie in sich selbst. Wer so gut schreibt wie du, .. naja, ich meine immer, dass es dann schade ist... Ein Holpler kann jedem passieren. Ich bitte dies nicht als Besserwisserei zu verstehen, sondern einfach nur als Hilfestellung. Es kursieren jede Menge metrisch falsche Werke im Netz und jeder behauptet, dass er er recht hat. Mir geht es nicht um recht haben, sondern um ein schönes Werk, das Lob verdient und einen kleinen Schnitzer hat. Selbst bei Wiki stehen falsche Infos, Es geht bei der Metrik nicht um Silbenzählen, sondern um betonte Silben zählen. So kommen z.B. auch viele falschen Limericks zustande, weil die Menschen solche falschen Informationen lesen und für richtig halten. Wenn du es so stehen lassen möchtest, habe ich damit kein Problem. es ist dein Werk. LG von Agneta |
05.09.2015, 17:36 | #5 |
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hallo agneta
bevor hier missverständnisse entstehen: deine kritik ist mir willkommen wie der jährliche fünfminutenregen der wüste! aber bitte, ein missverständnis ist schon entstanden: ich will nicht silben zählen, sondern anzahl der betonungen in einem vers mit der anzahl seiner silben vergleichen. im übrigen kann es durchaus sein, dass ich selber mal einen an sich guten vers eines kollegen nicht akzeptiert habe, weil ich ihm (nach meiner heutigen meinung zu unrecht) einen "holperer" ankreidete. ich habe "alte griechen" zum teil im original gelesen. eine "verslehre"war nicht darunter. wenn du konsequent wärst mit deiner theorie von den betonten silben, dann müsstest du bereits in zeile 1 und zeile 4 meines textes stolpern, denn die partikeln "aus/von" liegen dort auf einer hebung des iambus, obwohl sie keineswegs betont sind. eigentlich gilt dies auch für das unbetonte "nicht" am ende von zeile 1. warum fallen diese stellen nicht auf? auch die stelle "innerlich ist schrei" würde nach deiner theorie absolut nicht gehen. findest du nicht? es gibt noch einige weitere solche stellen. wie denkst du zum beispiel über "laswagengespann"? ich finde es interessant, über solches zu diskutieren und disputieren. darum bitte ich: schnapp jetzt nicht ein, sondern kritisiere so oft und so hart, wie du magst. an anderer stelle könnte ich durchaus klein beigeben. aber auch wenn ich aus eigener sicht entgegne, ist hoffentlich was wert, oder? schönen abend wolo Geändert von wolo von thurland (05.09.2015 um 18:16 Uhr) |
05.09.2015, 18:49 | #6 |
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??????????????????
Einzelsilben kann man betont und unbetont einsetzen, lieber Wolo- das nicht ist also hier betont, weil das reicht betont ist und wenn man das NICHT betonen will. Darin besteht eben die Kunst der Metrik und das Spiel der Lyrik- Dichter, die Silben je nach Metrikschema gekonnt einzusetzen. - Obwohl das Nicht hier in der Tat schwach wirkt... Beispiel: das Singen aus dem Baum erreicht dich nicht 5 hebiger Jambus ( wenn man "nicht" betonen will!) Singen aus dem Baum erreicht dich nicht- 5 hebiger Trochäus oh, das Singen des Baumes erreichte dich nicht mehr , als... 4 heb. Anapäst Gott ließ die Lüfte des Abends verwehen und...- 4 hebiger Daktylus oder 3 heb, Anapäst mit Vortakt stimmt Lastwagengespann fällt auch darunter wie Samtpfoten / -- Lastwagen. hatte ich übersehen. nur innerlich ist Schrei ist korrekt. Ich kann darüber keinen Disput führen, weil es nicht "meine Meinung ist", sondern es Regeln der Linguistik sind, die ich nicht gemacht habe. Man kann sie anerkennen oder eben nicht. Ich will mich ja hier nicht als Oberlehrer aufspielen. Es war nur ein Hinweis und solche Debatten zu führen, nimmt mir den Spaß am Forum und es fehlt mir die Zeit. Also lassen wir es einfach. Ich kann damit gut leben. LG von Agneta Geändert von Agneta (05.09.2015 um 19:11 Uhr) |
06.09.2015, 09:07 | #7 |
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Liebe Agneta
"Regeln der Linguistik"? Das ist für mich in diesem Zusammenhang ein befremdlicher Begriff. Nun, es tut mir Leid, wenn ich dich hier vergraule. Ich habe mich sehr über eine neue Leserin gefreut, welche erst noch Gefallen an meinen Texten findet. Nur eins noch: Warum ist nach deinen Regeln "nur innerlich ist Schrei" korrekt? Bitte erkläre mir das doch noch aus deiner Sicht, bevor du mir die Freundschaft kündigst. Danke! wolo |
06.09.2015, 12:19 | #8 |
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Hallo Wolo, |
06.09.2015, 12:44 | #9 |
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hallo bodo
danke für deinen interessanten beitrag, der weitere aspekte eröffnet. zunächst eine entgegnung: "dämpfer" hat entegegen deiner meinung mehr mit stille zu tun, als du denkst: schalldämpfer, stoßdämpfer! aus "zischeln" habe ich nach deinem kommentar "nur zischeln" gemacht. nehmen wir an, dass es sich hier um einen menschen mit beeinträchtigtem gehör handelt, ist auch logisch, dass die geräusche im zimmer noch wahrnehmbar sind, während die geräusche vor dem fenster (modernem, gut schliessendem, dreifach-verglastem fesnter) nicht durchkommen. dann ein grosses dankeschön für deinen blick auf formale details, der mir besonders gut tat. und zuletzt eine bitte, ein aufruf an mögliche weiter leser des textes und der debatte hier: ich behaupte, dass agneta und bodo unter anderem genau der (in meinen augen korrekte, in ihren augen fehlerhafte) umgang mit dem metrum hier den text schmackhaft macht. (ich zitiere schon wieder georges brassens, der vehement vertrat, die menschen würden seine lyrik mögen, weil sie zuerst seine musik mögen.) wenn bodo und agneta die metrik-debatte als unfruchtbar abschliessen möchten, so halte ich dafür, dass dies ein objkekt wäre, anhand dessen man sie führen könnte/müsste. also freut mich jede weitere wortmeldung. gruss wolo |
06.09.2015, 14:07 | #10 |
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Lieber Wolo,
ich habe nicht vor, dir die Freundschaft zu kündigen und ich fühle mich auch nicht vergrault, nur weil du die Metrik nicht akzeptieren möchtest. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass du mit deiner Einstellung nicht alleine stehst und bereits mehrfach betont, dass ich mir derlei Kritik eigentlich abgewöhnt habe. Ich habe es NUR gemacht, weil du mich persönlich um Kritik gebeten hast. Deine Werke gefallen mir und das wird vermutlich auch in Zukunft so sein. ich gehöre nicht zu denen, die insistieren und respektiere deine Vorbehalte, auch, wenn ich sie nicht teile. ich habe dir oben vorgeschrieben, wie sich die Metrik darstellt, in diesem Schema solltest du die Zeile, die du anmahnst, selbst eingliedern können. ich möchte mich dazu nicht mehr einlassen. ich bitte um Verständnis und möchte das Thema Metrik hiermit beenden. Gerne werde ich weiterhin deine Werke lesen. Denn sie haben unglaubliches Potential. LG von Agneta |
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