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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 21.01.2015, 05:20   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.908
Standard Keine Ursache




Keine Ursache


Wenn wieder in Nigeria die Horden
der Wüstenkrieger durch die Lande ziehn
und alle, die nicht gläubig sind, ermorden
laut ihrer unumstößlichen Doktrin,
wenn sie gar Mädchen aus den Schulen rauben,
um jene dann in ihren wahren Glauben
zu zwingen, weil es ihnen so gefällt,
dann gehen diese Bilder um die Welt.
Die Waffe spuckt, die Todeskugeln sirren,
ein Dorf ist platt, da liegen Leichen nun,
Europa lässt sich davon nicht beirren,
denn das hat nichts mit dem Islam zu tun.

Wenn wieder dort in Pakistan an Schulen
gemetzelt wird, wenn ohne jeden Vorbehalt
man Frauen unterdrückt und allen Schwulen
die Todesstrafe droht, wenn mit Gewalt
der Nahe Osten sich in Blut verwandelt
durch einen Menschenfeind, der nicht verhandelt,
wenn Glaube über Mitgefühl sich stellt,
dann gehen diese Bilder um die Welt.
Von Gott beseelt, denn dieser Krieg ist heilig,
fanatisch wirr, intern gefühlsimmun,
Europas Köpfe aber sagen eilig:
Das hat doch nichts mit dem Islam zu tun.

Wenn wieder einmal Bomben explodieren,
und Selbstmordterroristen auf dem Weg
ins Paradies die Feinde liquidieren,
weil ihrer Meinung nach ein Sakrileg
begangen wird am Abbild des Propheten,
wenn sie beim Töten und beim Sterben beten,
als seien sie von Gott dafür bestellt,
dann gehen diese Bilder um die Welt.
Ein greller Blitz, die Bombensplitter streuen,
der Donner hallt, ein göttlicher Taifun,
Europa aber, sagt man, kann sich freuen,
denn das hat nichts mit dem Islam zu tun.

Wenn wieder rechte Fanatismen walten,
mit Fremdenhass und feiger Niedertracht
versuchen, die Gesellschaft aufzuspalten,
wenn alle unter Generalverdacht
zu stellen hilft, auch jene dann zum Schweigen
zu bringen, die sich trotzdem kritisch zeigen,
wenn jeder Hund den anderen verbellt,
dann ziehen die Gedanken in die Welt.
Die Würde lebt im Wirken edler Mächte,
weil Herz und Glück in solchen Dogmen ruhn:
Das Grundgesetz der freien Menschenrechte,
nur das hat was mit Heiligkeit zu tun!


Falderwald
. .. .


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 21.01.2015, 15:20   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Beiträge: 8.570
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Hi, Faldi!

Sehr gelungen - und ganz meine Meinung!

Aber selbst wenn dieses Werk Pflichtlektüre für alle Rechten und Islamisten, Neonazis wie Schariarocker wäre - sie würden die Weisheit darin nicht erkennen oder schlichtweg ableugnen. Leider.
Nur wenige Fanatiker haben die innere Größe und Geisteskraft, umzudenken, und bei vielen von denen ist das Schuldenkonto im Namen der Sache schon zu groß, um sich noch andere Gedanken erlauben zu dürfen.
Daher: Salafistfuck the world! In Nazifers Namen!

(Man schämt sich geradezu, ein Mensch zu sein!!!)

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 21.01.2015, 17:09   #3
a.c.larin
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ja, das find ich auch sehr gelungen, bravo!
pointiert und mit dem blick nach allen seiten.

wobei ich noch ergänzen will: gewalt hat vorrangig mit gewalt zu tun ( und die entsteht gerne durch ein gefühl von sozialer ausgegrenzheit , perspektivlosigkeit und zurücksetzung) - und der islam wird bloß als ausrede dafür benützt.
so wie früher das christentum als ausrede benützt wurde für die kreuzzüge, die hexenverbrennung und die inquisition.

abgesehen davon gibt es "den islam" nicht - die muslime unter sich
( sunniten, schitten, aleviten etc...) sind genauso zersplittert und zerstritten wie es früher das christentum war. dort hat aber ein jahrhundertelanger lern-und leidensprozess dazu geführt, dass die einzelnen gruppen einander mittlerweile etwas mehr riechen können. ( müssen)
zumindest ist die idee der ökumene und des gegenseitigen respekts da schon mal durchgesickert.

was wir dieser tage aber wieder mal bitter zu erkennen haben, ist:
quargel, der irgendwo entsteht , zieht - juppheidi - sofort neue kreise.

und so wenig, wie die einen aufhören können, beleidigte leberwürstchen zu sein, so wenig können die anderen aufhören, zu stänkern.

ach seufz.
menschheit, du lernst es wohl nie!

beeindruckendes gedicht,
lg, alrin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
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Alt 22.01.2015, 17:28   #4
ginTon
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Hi Faldi,,

gutes Gedicht, gefällt mir...sowohl inhaltlich also auch vom Ausdruck her.
ich habe mir vor allem über die Textstelle "denn das hat nicht mit [...] zu
tun" Gedanken gemacht,welche man natürlich auf viele andere Bereiche
ausweiten kann.

Meiner Meinung hat alles mit allem zu tun und ich stelle mir die Erde pers.
als eine Art Ameisenhaufen vor. Wobei Ameisenhaufen nicht darauf reduziert
werden sollte, dass auf dem Planeten nur eine Art lebt. Ich wollte es nur
bebildern. Also in einem Ameisenhaufen ist auch jeder von jedem anderen
abhängig und alles hat mit allem zu tun und wenn etwas verkehrt oder
negativ verläuft, weitet es sich im ganzen Haufen aus, da alle kleinen
Dinge und Lebewesen in diesem Ameisenhaufen eben miteinander auf irgend-
eine Weise kommunizieren. Na ja usw.

gefällt mir das Gedicht...LG gin
__________________
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Schtjel Sam Abys Mje Uchiel!

Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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Alt 27.01.2015, 18:26   #5
Falderwald
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Servus Erich,

ich habe mir schon gedacht, dass wir hier einer Meinung sein würden.

Letztlich ist es ja so, dass unser "Abendland" durch die Aufklärung weitgehend von der Knute der Religion befreit wurde und die braunen Torfköpfe sollten es aus der Geschichte auch besser wissen.

Aber was willst du machen? Das eine bedingt nun mal das andere und so werden die Menschen niemals friedlich miteinander leben können, solange bestimmte Ideologien und Religionen existieren.

Die (Grund)Gesetze und die Menschenrechte sind eigentlich genug und darüber hinaus nicht statisch. Im Gegensatz zu den alten Dogmen können diese verändert und verbessert werden.

Das muss man erst einmal ins Hirn bekommen, aber wenn es "zugedogmat" ist, dann passt da nix anderes mehr rein.

Ich schäme mich eigentlich nicht, ein Mensch zu sein, sehr wohl schäme ich mich für einige Artgenosssen.
Aber da niemand da ist, vor dem ich mich zu schämen hätte, macht das auch nix...


Vielen Dank für deinen Kommi...


Servus larin,

weißt du, ich kann das eigentlich gar nicht mehr hören.
Überall heißt es, "den Islam" gibt es nicht.
Dann gibt es auch kein Christentum, keinen Buddhismus und keinen Hinduismus etc...
Das aber ist grundlegend falsch.
Der Islam ist eindeutig eine auf im Koran niedergelegte Verkündigung des arabischen Propheten Mohammed zurückgehende Religion.
Und das Christentum ist eine auf Jesus Christus, sein Leben und seine Lehre gegründete Religion.

Wie das nun im einzelnen von den "Religionsgeleerten" ausgelegt wird, ist wieder eine andere Sache.

Und du kannst keinem Christen an der Nasenspitze ablesen, ob er zur katholischen, protestantischen oder sonst einer christlichen Sekte gehört.
Genau so verhält es sich mit den Muslimen.

Das ist alles das gleiche Brimborium - nur mit unterschiedlichen Ritualen rund um einen infantilen Glauben.

Institutionalisierte Religion besitzt immer ein ungeheures Missbrauchspotential und fischt gern bei denjenigen, die keine Alternative im Leben besitzen.
So verhält es sich auch mit politisch extremen Ideologien.

Und genau das ist der Punkt: Das wird die Menschheit wohl niemals lernen.

Es gibt ein paar Leute, die das für sich und ihre Ziele und Zwecke ausnutzen und es gibt eine Menge Leute, die diesen folgen.

Aber nun gut, so ist es nun mal und wir werden daran auch bestimmt nichts mehr ändern, aber wir können es zumindest ab und an einmal erwähnen.


Vielen Dank für deine Gedanken zum Thema...


Hi gin,

ich stimme deinen Ausführungen absolut zu, alles hat mit allem zu tun.

Den Vergleich mit dem Ameisenhaufen finde ich sehr passend, ich kann dieses Bild sehr gut nachvollziehen und verstehen.

Es gibt immer und für alles eine Ursache und eine Wirkung, auch wenn viele Ursachen nicht als solche erkannt werden.
Aber alles ist miteinander verknüpft und voneinander abhängig.
Mag es auch noch so klein oder groß sein, jede Veränderung bedingt Konsequenzen. Ob sie nun letztendlich relevant sind oder nicht, ist in diesem Zusammenhang auch nicht weiter wichtig.
Wenn eine Ameise stirbt, dann hat sich das Universum verändert, denn nun ist es ein Universum ohne diese Ameise.

Das ist zwar weit hergeholt, aber ich denke, du weißt, was ich damit ausdrücken wollte.

Auch dir lieben Dank für deinen beitrag und das Lob...


Vielen Dank für eure Kommentare...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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