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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 15.01.2012, 22:58   #1
wüstenvogel
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Beiträge: 446
Standard Leistungen (nicht nur in der Schule)

Wissen sammeln
Zusammenhänge erkennen
und übertragen
lernen zu lernen

zuhören
sich konzentrieren
und entspannen

sich verständigen
voneinander lernen
miteinander spielen

"sich selbst im anderen sehen"
aufeinander achtgeben

all dies
(und noch so viel mehr)
sind Leistungen
für's Leben.
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Alt 16.01.2012, 09:57   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Hallo, wüstenvogel,

ich hoffe sehr, dass du nicht irgendwie gekränkt bist, wenn ich dieses Mal doch etwas Kritik üben muss. Das bezieht sich auf den Inhalt und auch wieder nicht - schwierig auszudrücken, was ich damit meine.

Ich versuche es mal. Der Inhalt ist richtig, und dem, was du schreibst, stimme ich zu. Er enthält viele Wahrheiten, die wir beherzigen sollten. Der Text erklärt sehr gut, worauf wir mehr "achten" sollten. Und es ist wahr, so mancher Erwachsene "verlernt" das Lernen und muss ggf. erst wieder "lernen zu lernen". Das vergleiche ich gerne mit Fahrradfahren - man verlernt es zwar nicht ganz, aber wenn man jahrelang nicht gefahren ist, wackelt das ordentlich, denn es fehlt die "Übung". Und diese macht ja bekanntlich "den Meister". Das trifft sicher auch auf das Lernen selbst zu.

Persönlich sehe ich im ganzen Leben einen Unterricht bzw. eine Schule, denn ich bin der Auffassung, dass unser Gehirn "zum Lernen da bzw. gemacht ist". Mir sagt auch die Einteilung der Sinnabschnitte zu, um nur das "Zuhören" als Beispiel zu nehmen. Ja, zwischen "hören" und "zuhören" besteht ein großer Unterschied. Zuhören will gelernt sein, viele können es nicht und lernen es auch nie.

"Miteinander spielen" - ja, Kinder lernen "spielerisch". Und das ist oft das Problem der Erwachsenen. Sollten wir mehr miteinander spielen? Ich denke, ja. Es gilt allerdings leider als "kindisch", wenn ein Erwachsener spielt - abgesehen von "gesellschaftlich akzeptablen Spielen", oder dem Spiel mit einem Kind. Ich kenne selbst Menschen, die überhaupt nicht spielen, gar nicht, nicht mal irgendein Gesellschaftsspiel wie z. B. Mühle, Dame oder Ähnliches. Und, was mir auffiel: Diese Menschen machen auf mich den Eindruck, irgendwie geistig "eingerostet", d. h. "unbeweglich" im Denken zu sein. Lernen (und eben auch spielen) hält, so denke ich, den "Geist geschmeidig". (Sozusagen "jung".)

Hier wird auch das Zwischenmenschliche angesprochen, denn auch das "will gelernt sein". Wir kommunizieren vielfältig, nicht nur rein verbal. Am deutlichsten merken wir das gerade hier im Forum, es kommt ja bei rein schriftlicher Kommunikation häufiger zu Fehlinterpretationen und Missverständnissen als im direkten ("sicht- und hörbaren") Umgang miteinander, denn hier fehlen ja Mimik, Gestik und die Betonungsnuancen der gesprochenen Sprache. Und wieder lässt sich das "zurückführen", denn auch das lernten wir als Kinder zu interpretieren, um einander verstehen zu können.

Im "aufeinander achtgeben" steckt einiges. Es erfordert sowohl Achtsamkeit als auch Achtung voreinander. Wiederum etwas, das gelernt sein will.

Auch die Aussage der letzten Strophe stimmt. Macht man sich das alles einmal wirklich bewusst, dann wird klar, dass es eine Leistung ist, all das überhaupt tun zu können. Das "und noch so viel mehr" ist ebenfalls richtig, denn diese Liste könnte fortgesetzt werden. Leider ist es nur zu oft so, dass bereits Kinder etwas Fatales lernen. Sie lernen nämlich, dass Lernen etwas "Lästiges, Anstrengendes", ein "Zwang" ist - und verlieren so nach und nach die Freude daran. Aus diesen Kindern werden Erwachsene ...

Wie ersichtlich, ist der Inhalt "richtig und wichtig". Nur habe ich dieses Mal Schwierigkeiten, ein Gedicht darin zu sehen. Wie oben bereits gesagt, ich hoffe, du bist nicht gekränkt. Aber es ist sehr "sachlich" und kommt geradezu "nüchtern" zu mir herüber. Ich vermisse hier ein (für mich grundlegendes) lyrisches Element: Das Gefühl. Besser kann ich es nicht ausdrücken. Wobei es natürlich sein kann, dass das jemand anders ganz anders "empfindet", nur auf mich hat es keine "Gefühlswirkung".

Trotzdem habe ich es gerne gelesen (auf die "Aussage" bezogen), aber ich muss, so denke ich, eine ehrliche Rückmeldung geben. Nichts für ungut, ja?

Liebe Grüße

Stimme
__________________
.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


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Alt 17.01.2012, 16:05   #3
wüstenvogel
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Standard Leistungen (nicht nur in der Schule)

Hallo Stimme,

ich kann dich schon verstehen, wenn dir in diesem Text das lyrische Element (das Gefühl) fehlt. Mir ist wichtig, dass dir der Inhalt etwas sagt.

Diese Form der Aufzählung (die ich auch in dem Gedicht "Leben" und in anderen verwendet habe) hilft mir, meine Gedanken besser auf das (für mich) Wesentliche zu konzentrieren.

Sicher kann man sich darüber streiten, ob das nun ein Gedicht ist oder nicht.

Viele Gedichte von Brecht oder Fried (die ich ebenso mag wie die klassichen und romantischen) sind ebenfalls sehr nüchtern und sachlich gehalten.
Gerade diese beiden haben meinen Stil (mit-)geprägt (Wenn ich das so sagen darf, ohne jetzt gleich für größenwahnsinnig gehalten zu werden).

Zum Gedicht: Jeder Lehrer sollte sich darüber klar sein, wie er seine Leistungsanforderungen gewichtet. Da ich jeden Tag damit zu tun habe,
ist mir das (auch emotional) sehr wichtig.

Ich hätte dieses "Gedicht" nicht eingestellt, wenn mir Falderwald nicht so eine treffende Ergänzung geliefert hätte (siehe Zitat im Gedicht).
Spontan habe ich bei seinem Kommentar an diese alte "Werk" von mir gedacht, seine Anregung eingefügt und es dann gleich"präsentiert".

Zum Abschluss eines meiner Lieblingsgedichte von Erich Fried:

"Angst und Zweifel

Zweifle nicht an dem
der dir sagt, er hat Angst
aber hab Angst vor dem
der dir sagt, er kennt keinen Zweifel."

Das ist nüchtern, klar - aber auch gefühlvoll, meine ich.

Auf jeden Fall ein großes Dankeschön für deinen (gewohnt) ausführlichen Kommentar.

Viele liebe Grüße

wüstenvogel
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Alt 26.01.2012, 00:04   #4
Falderwald
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Hallo wüstenvogel,

in der Tat ist der Text von der äußeren Form her auch für mich gewöhnungsbedürftig.

Das mag daran liegen, daß ich selbst ein typisch konservativer Vertreter der "klassischen Fraktion" bin und die neuere Lyrik sträflich vernachlässigt habe.
Ich bin also nicht der Richtige, hier eine Kritik an den formalen Dingen anzubringen.
Und wie du selbst schon schriebst, kam es dir hier mehr darauf an, den Inhalt möglichst knapp auf den Punkt zu bringen.

Und das wiederum, so finde ich, ist hier durchaus als gelungen zu betrachten.
Ich las zuerst den Text und mir fiel sofort die Aussage "sich selbst im anderen sehen" ins Auge.
Dann las ich in deiner Antwort an Stimme, daß du dich auf eine unserer Konversationen bezogst.

Das freut mich sehr, denn wie ich sehe, ist dieser Grundgedanke gut angekommen und aufgenommen worden.
Ich denke, das o. a. Zitat ist eine Fähigkeit, die jeder besitzen muss, um (s)ein Selbstbewusstsein zu entwickeln.
Nur wer in der Lage ist, sich in jemand anderem zu erkennen, der wird sich auch sich selbst als individuelles Wesen bewusst.
Diese Fähigkeit ist wohl im menschlichen Wesen am weitesten entwickelt.
Daraus entwickelt sich die Fertigkeit des Mitleids, die im Wesentlichen nicht angeboren ist, sondern je nach Charakter und kultureller Prägung variieren kann.
Aus diesem Mitleid heraus entspringen alle positiven zwischenmenschlichen Gefühle und deshalb ist diese Stelle auch ganz wichtig, denn erst dies ermöglicht den Menschen ein friedliches Zusammenleben und zivilisierte Reife, auch wenn ständig dagegen verstoßen wird, wie uns das tägliche Leben immer wieder beweist.

Daran kann nur jeder selbst arbeiten.
Und manchmal kommt uns allen dieses Mitleid abhanden und man schießt selbst über das Ziel hinaus.
Gut ist es dann, wenn man sich besinnt und auf den obigen Satz zurückgreifen kann.
Vielleicht gelingt es dem ein oder anderen dann, sein Verhalten zu überdenken und dementsprechend zu revidieren.

In diesem Sinne hat mir der Text wirklich gut gefallen, zumal ich auch allen anderen Punkten uneingeschränkt zustimmen möchte.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.01.2012, 22:43   #5
wüstenvogel
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Standard Leistungen (nicht nur in der Schule)

Hallo Falderwald,

ich finde es immer wieder toll, wenn man Anregungen bekommt und diese dann auch umsetzen kann. Gut, das du mir nicht böse bist, dass ich dich sozusagen "zitiert" habe. Ich habe es ja auch als Zitat kenntlich gemacht.

Dieser Text von mir soll eine gewisse Steigerung aufweisen - "Wissen zu sammeln" ist für mich (heutzutage) nichts Besonderes - wikipedia sei Dank!

Es gibt andere "Leistungen" - vielleicht sollte man sie besser als Fähigkeiten bezeichnen - die für das Zusammenleben der Menschen viel wichtiger sind.

Deine Anmerkung aus unserer kleinen Konversation habe ich spontan auch dazu gezählt.

Ich finde den vorherrschenden Leistungsbegriff viel zu eindimensional -
er ist nicht in der Lage, die immer komplexer werdenden Beziehungen
zwischen den Menschen zu erfassen und schon gar nicht zu verbessern.

Naja, es war und ist schön, auf Resonanz zu stoßen.

Viele liebe Grüße

wüstenvogel
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