Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Prosa und Verwandtes > Kurzgeschichten > Fortsetzungsgeschichten

 
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 11.09.2009, 08:39   #11
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

Geduld zu haben ist eine große Kunst....

Da saß ich also nun - immer noch oder schon wieder eingesperrt!
In der Zwischenzeit war es Mittag geworden und mein leerer Magen knurrte ganze Hungerkonzerte vor sich hin! Links und rechts von mir, aber auch oberhalb und unterhalb hörte man das Rascheln und Herumtrapsen kleiner Pfoten im Heu. Hin und wieder versuchte wohl einer meiner pelzigen Mitgefangenen, sein Gefängnis aufzunagen, denn ich hörte das Knabbern kleiner Zähnchen an irgendeinem Holz, doch erfolgreich war leider niemand. Ich hätte es jedem einzelnen gegönnt!
Für mein eigenes Leben machte ich mir nicht mehr viele Hoffnungen.
Mir war eingefallen, dass Menschen manchmal ziemlich lange weglaufen. Mein Rudel hatte das in diesem Sommer schließlich auch getan! Gut, sie waren dann wieder heim gekommen - aber ich musste doch die ganze Zeit über bei Oma in der Wohnung bleiben und auf sie warten!
Ach, Oma! Mit einem Mal erschien mir Omas Wohnhöhle gar nicht mehr so schlimm. Hätte in diesem Augenblick meinen Kaninchenstall mit allem getauscht, was mir auch nur ein wenig mehr Bewegungsfreiheit zugestanden hätte! Abgesehen davon musste ich langsam mal auch "müssen" - sollte ich etwa hier in irgeneiner Ecke tätig werden....? Grässlicher Gedanke!
Ich armer, armer Hauskater! Ich würde hier, im eigenen Schmutz sitzend, langsam und elend verhungern! Was würde wohl mein Frauchen dazu sagen, wenn ich für immer fort bliebe? Würde sie um mich trauern?
Selbst wenn das kleine Mädchen bald wiederkäme, wäre mein schlimmes Schicksal besiegelt. Karotten wollte sie mir geben! Nur Karotten! Weil ich nichts anderes tun konnte, als dahocken und warten, rollte ich mich zusammen und döste traurig vor mich hin......
Schließlich musste mich dann doch der Schlaf überrrumpelt haben, denn ich hörte nicht, wie die Menschen mit dem Lauftier wieder zurückkamen. Was ich hörte, waren die Schritte des Mannes, der sich dem Kaninchenverschlag näherte...Meine Pfoten wurden sofort schwitzenass! Was würde wohl als Nächstes passieren? Ängstlich duckte ich mich in die letzte hinterste Ecke meines Gefängnisses....

Zu meiner Überrraschung war die Stimme des Mannes aber ganz feundlich.
"Na, ihr kleinen Racker," meinte er entspannt, "jetzt gibts gleich wieder ganz viele gute Sachen für euch...!"
Die Kaninchen raschelten wie wild durcheinander, hopsten herum und schüttelten ihre langen Ohren. Manche knabberten auch vor lauter Aufregung am Maschendraht der Käfigtüren..... Ich hörte ein Türchen aufgehen - offensichtlich wurde da etwas in einen Verschlag hineingeworfen....
Das machte mir ein wenig Mut - und ich versuchte mit einem kräftigen "Miauuuu!" auf meine eigene Lage aufmerksam zu machen......

Der Alte war deutlich klüger als das Schleifchenkind, denn er entdeckte mich sofort. "Ich glaubs ja nicht!" stieß er völlig verblüfft hervor. "Wie bist denn du hier herein gekommen.....? Frag mal die Kleine? hätte ich ihm sagen können -
doch auf diese Idee war er wohl gerade selber auch gekommen.
"Mona!" rief er und winkte in Richtung Häuschen, "Komm doch gleich einmal daher, aber dalli!" Mona kam auch wirklich angetrabt und hatte ein typisches "Ich-weiß-ich-hab-was-angestellt-Gesicht" aufgesetzt. Das kannte ich gut von Nina und Tommy. Die Strafpredigt ließ auch wirklich nicht lange auf sich warten!
Dieser sehr vernünftige, alte Herr erklärte seinem Enkelkind mit vielen, vielen Worten, was man mit Katzen machen durfte und was nicht, warum man etwas mache durfte und warum nicht, was Katzen gerne hatten und was nicht....warum sie selber im Augenblick keine Katze haben konnte und wann vielleicht doch einmal........Als er schließlich auch noch anfangen wollte, lange und umständlich zu erklären, warum er den Marder einfangen musste, wurde es mir schließlich zu bunt!
He da, ihr beiden - ist ja nett, dass ihr euch so viel Zeit nehmt, gewisse wesentliche Dinge des Lebens abzuklären, aber könnte jetzt vielleicht endlich mal jemand dieses Türchen öffnen, mich rauslassen und die restliche Erziehung der kleinen Göre auf später verschieben?
Mruau, miau ! Wisst ihr, ich habe nämlich heute noch so einiges zu erledigen!

Als die hartnäckigst verschlossene Türe meinen Lebens endlich aufging, sauste ich wie ein geölter Blitz heraus und war keine drei Katzensprünge später in Dobrowolnys Garten verschwunden, um mir dort die dringend nötige Erleichterung zu verschaffen!

Und dann ging es heim. Endlich nach Hause!
Frauchen war gerade vor der Haustüre und kippte Mist in den schwarzen Kübel, der gleich neben dem Eingang steht.
"Na du Streuner, " sagte sie ein wenig vorwurfsvoll , "Du willst ja, scheints, gar nicht mehr heimkommen! Welche zuckersüße Katzendame hat dir denn letzte Nacht wieder den Kopf verdreht?"
Ich sah sie nur an - und schüttelte mich am ganzen Körper: Wenn du wüsstest, was mir passiert ist!

Sei lieber froh, dass mein Kopf noch so dran ist, wie es sich gehört!
Freu dich daran, dass ich überhaupt heimgekommen bin.
Denn : Wäre ich ein Marder gewesen - wer weiß, wie es mir jetzt ginge.....


Wird fortgesetzt!
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (11.09.2009 um 08:48 Uhr)
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
 

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 
Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 07:46 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg