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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 04.05.2017, 16:32   #1
Eisenvorhang
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Standard Der Dorfmensch

Er sehnt sich in die Welt, wo Herzen
verträumt von jener Heimat singen,
wo Wälder atmen, Frühlingsscherzen,
tagtäglich mit dem Fremdsein ringen.

So schweigt er sich in seine Mitten
und streicht die eigne Welt so bunt
und formt aus fremdem Atem Bitten;
sein Herz jedoch, das sehnt sich wund.

Noch nie traf ich so große Wesen,
begeistert singen sie die Lieder
von Freundschaft, Nacht, nie Dagewesnen,
von herzensheiligem Gefieder.

In Freundschaft ruhn nun diese Menschen
vor lauter Träumerei vergeben,
dass sie im Leben sich erwünschen,
wie Kinder noch im Dorf zu leben.

Geändert von Eisenvorhang (04.05.2017 um 20:04 Uhr)
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Alt 04.05.2017, 19:18   #2
Erich Kykal
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Hi EV!

Hier hat's doch noch ein paar Fehlerchen und Schwachstellen. Wenn ich darf:

Er sehnt sich in die Welt wo Herzen Komma nach "Welt".
verträumt von jener Heimat singen,
wo Wälder atmen, Frühlingscherzen, "Frühlingsscherzen" hat hier den falschen Fall. Es müsste "Frühlingsscherze" heißen, egal, wohin es sich bezieht. Am Zeilenende sollte wohl kein Komma stehen.
tag täglich mit dem Fremdsein ringen. "tagtäglich" zusammen.

So schweigt er sich in seine Mitten Man hat eigentlich nur eine Mitte, also Singular. Als "poetischer" Ausdruck wirkt es sehr bemüht und hingedrechselt.
und streicht die eigne Welt so bunt
und formt aus fremden Atem Bitten; "aus fremdem Atem" - Fallfehler.
sein Herz jedoch, das sehnt sich wund.

Noch nie traf ich so große Wesen,
begeistert singen sie die Lieder, Kein Komma am Ende.
von Freundschaft, Nacht, nie Dagewesnen, Fallfehler: Hier muss es lauten "nie Dagesesnem", es sei denn, es wären Personen damit gemeint. Das passt aber nicht in den Sinnzusammenhang.
von herzensheiligem Gefieder. Wo kommt plötzlich "Gefieder" her? In welchem Zusammenhang spielen Federn eine rolle dabei? Sind es Engel? Ich fürchte, hier wurde nur händeringend nach einem Reimwort gesucht.

In Freundschaft ruhn nun diese Menschen
von lauter Träumerei vergeben, Was soll "vergeben" hier bedeuten? Sollte es nicht "umgeben" heißen?
dass sie im Leben sich erwünschen, Das "erwünschen" wirkt notgedrungen erweitert, um im Takt bleiben zu können.
wie Kinder noch im Dorf zu leben.


Eine mögliche - auch inhaltlich geklärte - Korrekturvariante:

Er sehnt sich nach der Welt, da Herzen
verträumt von ihrer Heimat singen,
wo Wälder atmen, keine Schmerzen
tagtäglich mit der Fremde ringen.

So schweigt er sich in seine Mitte
und streicht die eigne Welt sich bunt
und formt aus fremdem Atem Bitte
und sehnt sich an den Schatten wund.

Nie wieder traf er treue Seelen,
die so von wahrer Freundschaft singen,
in fremden Landen, und ihr Fehlen
verhindert traurig sein Gelingen.

Wie jener suchen manche Leute
in traumgeborenem Bestreben,
wie lang vordem, so wieder heute
wie Kinder noch im Dorf zu leben.


Bei den Änderungen bin ich von meiner Deutung deiner - aus meiner Sicht doch leider etwas verworrenen - Zeilen ausgegangen. Sollte ich deine Intention missdeutet haben, entschuldige bitte.
Du musst beim Schreiben immer darauf achten, möglichst klar verständlich am roten Faden deiner gewollten Aussage festzuhalten. Werden die Bilder zu kryptisch und chaotisch, die Sprünge dazwischen zu groß, vermag der Leser nicht mehr zu folgen, vor allem, wenn er einen anderen Erfahrungshintergrund hat - für ihn sind Sätze, die dir vielleicht noch nachvollziehbar erscheinen, rätselhaft, die Bilderfolgen nicht mehr logisch deutbar.

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (04.05.2017 um 22:44 Uhr)
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Alt 04.05.2017, 19:49   #3
Eisenvorhang
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Hi eKy :],

gerne übernehme ich die grammatikalischen Lapser. Danke für die Korrektur.

Der Mensch hat mehreren Mitten - emotional sowie psychologisch [vlg. Subpersonae]. Das ist schon länger empirisch.

Gefieder hat immer was mit Aussehen und Ansehen zu tun und kommt nicht aus dem Nichts, sondern aus der Sehnsucht: "...singen Sie die Lieder [Aufzählung]..."

Jede Aufzählung hat mindestens etwas mit der Nächsten gemein. Und in dem Begriff "Ge-fieder" mündet diese Gemeinsamkeit. Es ist nicht reimgeschuldet.

Vergeben? Das "von" ist falsch, es sollte "vor" heißen, so glaube ich... - "seinem Ansehen, seiner Würde o. Ä. schaden.". Was in dem Fall in durch eine Übergabe geschieht. Nämlich durch das Träumen.

Verworren? Hm - es sind einfache Ableitungen respektive Abstraktionen.

"Du musst beim Schreiben immer darauf achten, möglichst klar verständlich am roten Faden deiner gewollten Aussage festzuhalten."

Das habe ich meiner Meinung/Empfinden nach getan.


vlg

EV

Geändert von Eisenvorhang (04.05.2017 um 20:01 Uhr)
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Alt 04.05.2017, 20:34   #4
Erich Kykal
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Hi EV!

Dann muss ich dir leider sagen, dass ich deinen Bildern, bzw. Gedankengängen in diesem Gedicht nicht folgen konnte, was zum Teil auch an den für mich seltsamen Wortanwendungen liegt, wie zB dieses "vor lauter Träumerei vergeben" - WAS soll das bitte bedeuten?

Meint "lauter" akkustische Lautstärke oder eine unbestimmte Mengenangabe?

Was heißt "vor Träumerei vergeben"? - Dass jemand was oder wen auch immer vor einer Träumerei(kulisse?) an wen oder was auch immer fortgibt? Das ergibt keinen Sinn. Das ist aber die einzig mögliche Aussage hier, geht man davon aus, dass die Wendung grammatikalisch korrekt formuliert ist.

Oder: Warum wechselt die lyrische Perspektive von S2 zu S3? Zuvor wird ein "er" beschrieben, dann aber spricht plötzlich ein zuvor nie erwähntes oder eingeführtes LyrIch. Ist es jener zuvor beschriebene "er", der ab da in der Ichform spricht, oder jemand, der diesen "er" beobachtet?
In der letzten Str. werden daraus dann plötzlich "Menschen", also viele. Wie das?

Zuletzt die - für mich - völlig aus dem möglichen Inhalt gekippten Worte wie "Frühlingsscherzen", "Mitten" (es mag sein, dass der Mensch mehrere Mitten hat, aber ohne eine Erklärung dazu führt das im Text nur zu Verwirrung), "fremder Atem" (aus dem Bitten geformt werden - wie soll man denn dieses Bild verstehen!?), "Gefieder" (mal ehrlich, wer käme beim Lesen auf deine Auslegung?).

Sorry, aber diesen Text kann ich nicht positiv bewerten, weil ich ihn schlicht nicht verstehe und deiner Intention, deinem roten Faden nicht folgen kann.

LG, eKy
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Alt 04.05.2017, 21:20   #5
Eisenvorhang
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Hallo eKy

Es ist doch vollkommen okay und auf positive Bewertungen bin ich nicht aus.
Sicherlich würde ich mich freuen, wenn dem jemand folgen könnte. Solange mich nicht jemand persönlich angreift oder etwas mit böser Absicht bewertet, was er nicht versteht, solang bin ich fröhlich und lieb und offen.

"vor Träumerei vergeben"
verhält sich wie:
"er hat seine Möglichkeit vertan"
oder
"er hat eine Chance vertan". "Er hat eine Chance vergeben".

Begründung liegt im Präfix "ver-", dass kann
eine Vorsilbe sein, die das betreffende Wort als negativ oder schwierig markiert.

Es verhält sich aber auch wie
"Heidi ist vergeben, weil sie einen Freund hat".

Die Träumerei ist vergeben, der Träumerei vergeben, vor lauter Träumerei vergeben. Jemand ist der Träumerei vergeben. Für mich (!!!!) ergibt das Sinn.
Also:
"In Freundschaft ruhn nun diese Menschen vor lauter Träumerei vergeben".

-> Die Freundschaft existiert nur im Träumen. Weswegen sie sich wünschen nochmal Kind zu sein. Dorffreundschaften sind sehr eng.
Aber ich kann schon nachvollziehen, warum es Schwierigkeiten gibt. Trotzdem mag ich persönlich die Formulierung. Und ich möchte sie auch gern beibehalten. (Ich möchte nicht über Recht oder Unrecht, richtig oder falsch diskutieren oder streiten, weil ich keinen Unfrieden produzieren möchte, ich reagiere auf Stress sehr allergisch :] ).

Das Gefieder nun für Schönheit steht ist doch jetzt kein Rätsel oder?
Das ist die erste Bewertung, wenn man ein Gefieder sieht. Es ist schön.
Das ist das Erste woran ich denke.

In jeder dieser Aufzählungen steckt eine absolute Schönheit. In Freundschaft, in der Nacht, vor allem aber auch Dinge, die es noch nie gab, die man nicht kennt, noch nie erfahren hat.
"herzensheiligem Gefieder". Dem Herzen heilig, unglaublich wertvoll, sind all diese Sachen.

Und für was steht Schönheit? Ich glaube die Liste wäre endlos lang. Man könnte ohne Ende ableiten.

Warum darf ein LyrIch nicht VON jemanden sprechen und dann von sich selbst? Es ist ja von "Du" und "Ich" die Rede.
Das LI spricht VON jemanden und dann bewertet es.

Ok, in den ersten zwei Strophen ist es halt "Er" und dann erfolgt der Übergang zum "Ich".

Geändert von Eisenvorhang (04.05.2017 um 21:36 Uhr)
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Alt 04.05.2017, 22:43   #6
Erich Kykal
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Hi EV!

"In Freundschaft ruhn nun diese Menschen vor lauter Träumerei vergeben" - Ich verstehe dank deiner Erklärung, was du ausdrücken willst, aber so wie ich es sehe, ist die Phrase so nicht möglich - es ist einfach falsches Deutsch, ergibt grammatikalisch keinen Sinn und drückt keinesfalls das aus, was du möchtest - eigentlich gar nichts, weil man es so einfach nicht formulieren kann.
Der ganze Satz an sich ist so falsch konstruiert wie ein Satz es nur sein kann.

Das mit dem Gefieder wird auch nicht im Gedicht erklärt - wie soll der Leser drauf kommen, wie du das meinst? Denkst du wirklich, nur beim Lesen des Wortes steigen dem Leser automatisch die von dir erwarteten Rückschlüsse und Bilder auf? Derlei müsstest du im Gedicht erklären, definieren, sonst hängt man da einfach nur in der Luft.

Auch den Wechsel der Erzählperspektive müsstest du irgendwie begreiflich machen, sonst weiß der Leser nicht - wie ich ausführte - ob das neue "ich" das alte "er" darstellt, oder ob hier der Autor selbst das Wort ergreift, oder eine völlig neue Person. Es steht nicht zur Debatte, ob "das nicht sein dürfte", sondern ob es für den Leser hier nachvollziehbar und begreiflich ist. Mit zu wenig weiteren Informationen dazu verliert sich der rote Faden für ihn in Mutmaßungen und Verwirrung.

Ich habe versucht, es dir klarzumachen: Als Autor musst du deinen Text beim Schreiben auch immer aus der möglichen Sicht eines Lesers sehen, der nun mal nicht deine Gedanken lesen kann, sondern nur mit den Gegebenheiten deiner gewählten Worte zu arbeiten vermag.

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Alt 04.05.2017, 23:03   #7
Eisenvorhang
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Hi EV!

Ich habe versucht, es dir klarzumachen: Als Autor musst du deinen Text

LG, eKy
Ich bin mir dessen bewusst und es ist nicht so, dass ich mir von alle dem nichts mitnehmen würde. Im Gegenteil, ich lege im Moment viel Wert auf die Kritik anderer.

Das Problem, das ich sehe, ist, dass viele gute Dichter, jene die jahrelang schreiben, dass Anfängersyndrom nicht mehr kennen.
Das man sich teilweise verloren fühlt, keine Richtung erkennen kann und die Profis, vor allem in den Foren, Eiland ist eine Ausnahme, halt ihr Elitedasein fristen. Ich find es schön und gut, wenn mir jemand die Fehler aufzeigt. Viele erklären aber kein Warum, sondern sagen nur: "geht nicht, ist falsch". Frage ich nach, heißt es: "Keine Zeit für sowas", am anderen Ende beschwert man sich aber auch, dass Lyrik untergeht.

Einerseits ist's komplettes Neuland; die wundersame Welt der Wörter, die Regeln, wo die Stärken und Schwächen liegen und andererseits auch der Drang sich auszutesten. Was funktioniert, was nicht.

Ich habe lieber den Mut zu versagen und Schimpfe zu kassieren, als feige zu sein und nichts zu wagen.
Wo keine Reibung existiert, kann keine Wärme entstehen, wo keine Wärme entsteht, entsteht kein Feuer, wo kein Feuer entsteht, entsteht keine Asche und wo keine Asche entsteht, entsteht kein neues Leben.

Ich bin halt auch schwer lenkbar und leicht ablenkbar.

Danke Erich, für Deine Zeit und Deine Mühe. Ich habe Dein Begehr schon vernommen!

Gruß zur Nacht

vlg

ev

Geändert von Eisenvorhang (04.05.2017 um 23:18 Uhr)
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