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Alt 15.03.2009, 13:31   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Ägypten

Golden fließt des Niles lange
grün gerahmte Flutenschlange
zeitlos strömend nach dem Meer,
mitten durch das Land der Dünen,
deren Sande sich erkühnen,
sie zu säumen, heiß und leer.

Weiße Segel pflügen Rillen
in die Wasser, die den Willen
der Jahrtausende ernährten,
und im Herz der Pyramiden
ruhen jene, die verschieden,
wie als Wächter ihrer Gärten.

In den Uferschilfen bricht sich
jede Woge und es flicht sich
Schicksal dort wie Hieroglyphen,
und die Winde der Gerechten
gehn in sternenklaren Nächten
durch die Halme, es zu prüfen.

Schatten ferner Laute dringen
an die Tage und verklingen
überm Wellenschlag der Zeit,
wo sich in der Jahre Rauschen
ewig Land und Wasser tauschen,
eins vom anderen erneut.

Und die großen Pharaonen
schaun herab von ihren Thronen,
alabastern und von Stein,
so als wüssten ihre Augen
ganz genau, was jene taugen,
die es wagen, dort zu sein.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (19.08.2013 um 15:43 Uhr)
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Alt 16.03.2009, 11:58   #2
Falderwald
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Hallo Eky,

was soll man zu einer Beschreibung groß schreiben, denn einer Interpretation bedarf es in einem solchen Falle kaum.

Auf jeden Fall hat mir dein Gedicht gefallen, die verwendeten Bilder laden ein zum Träumen und "Ägyptisches" ist auch in Fülle vorhanden.

Gut durchgehalten wurde der 4-hebige Trochäus und das Reimschema a-a-b-c-c-b, wobei der Klammerreim (b) das starre Schema des Paarreims durchbricht und somit die Strophen aufwertet.

Eine kleine Kritik habe ich jedoch. S1/Z3 "zeitlos strömend nach dem Meer" stört ein wenig das Gesamtbild des von dir ansonsten gut verwendeten Sprachbildes.

Vielleicht solltest du diese Stelle noch einmal überdenken.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 16.03.2009, 13:07   #3
Erich Kykal
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Hi, Falderwald!

Grüße und gute Besserung an Dana!
Deine Worte schmeicheln mir, aber deinen Kritikpunkt verstehe ich nicht so recht: Der Nil strömt nun mal nach dem Meer, was soll daran nicht ins Bild passen?

Das Gedicht entstand in wenig objektiver Grundstimmung nach Genuß einer Doku über diese uralte Kultur, wobei es mir weniger auf historische oder archäologische Genauigkeit ankam als vielmehr auf ein romantisches Stimmungsbild aus einer Zeit, als noch keine Rede war von Assuanstaudamm, Uferverbauungen und Wüstenbewässerungskanälen, die das jährliche Hochwasser verhindern und dieses labile System mehr und mehr aus dem Gleichgewicht bringen.

LG, eKy
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Alt 16.03.2009, 17:37   #4
Falderwald
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Hallo Erich,

m.E. strömt oder fließt etwas zum Meer hin.

Nach dem Meer hat mich etwas gestört, es hört sich in meinen Ohren nicht so gut an.

"Zeitlos strömend hin zum Meer" wäre hier die Alternative.

Ist nur ein Vorschlag...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Alt 16.03.2009, 22:19   #5
Medusa
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Lieber eKy,

wunderwunderschön! Ich mag Enjambements sehr, die Du hier zahlreich und überaus gekonnt einsetzt.

Faldis Einwand, den Nil besser zum Meer als nach dem Meer fließen zu lassen, unterstütze ich; oder ist das vielleicht Mundart? Hochdeutsch ist es jedenfalls nicht.

Ich habe vor viiiielen Jahren eine Nilfahrt erlebt, damals gabs noch keine Uferbebauung und keine Kanäle. Die Stimmung, die Dein Gedicht transportiert, lässt mich die Eindrücke erinnern und davon träumen.

Sehr, sehr gerne gelesen!

Herzliche Grüße,
Medusa.
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Alt 17.03.2009, 07:50   #6
Erich Kykal
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@ faldi und medusa

"Nach dem Meer (hin)" ist eine vielleicht etwas altmodische, aber keineswegs unrichtige Floskel, da sie eine Bewegung zu - oder eben nach etwas hin darstellt. Noch nie gelesen?
Z.B. Wilhelm Busch, Max und Moritz: Ach, den beiden wird es schwüle,/ denn nun geht es nach der Mühle...
In älteren Texten kommt diese "gehobene" Wendung häufig vor. Nix für ungut...

Vielen Dank für euer Lob. Ich selbst war nie so weit südlich, ich folgte hier nur einer inneren Stimmung.

LG, eKy
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Alt 17.03.2009, 11:48   #7
Chavali
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Hallo eky,

darf ich auch eine Lanze brechen für die Vorschläge von Faldi und Medusa?
'Nach dem Meer' mag eine
Zitat:
Zitat von eky
etwas altmodische, aber keineswegs unrichtige Floskel,
sein, aber sie passt auch nach meinem Empfinden hier in diese Sprachmeodie gar nicht hinein.

Warum kannst du dich denn nicht erwärmen für die Formulierung: ...hin zum Meer?

Ansonsten habe ich noch diesen Vorschlag für die Stelle:

zeitlos strömend Richtung Meer,



Doch, ja, ein schönes Gedicht, wohlgesetzt und melodisch klingende Worte.

Mit Gruß,
katzi
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 17.03.2009, 13:04   #8
Erich Kykal
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@ Hi, katzi!

Ich kann mich deshalb nicht dafür erwärmen, weil ich mir alle 3 Versionen mehrmals laut vorgesagt habe und mir die meine immer noch am besten gefällt, sowohl von der Sprachmelodie her als auch vom Begriff selbst. Sorry, ist aber so.
Ich weiß, ich bin schwer zu belehren oder zu bekehren. Das ist keine Geringschätzung eurer Mühen oder Hybris. Die meisten Vorschläge finde ich einfach und schlicht nicht so gut wie das Original, und mein Gefühl entscheidet. Wenn meine Vorschläge nicht angenommen werden, bin ich deshalb auch nicht böse - das ist das gute Recht jeden Autors.
Also bitte nicht falsch verstehen.

LG, eKy
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Alt 10.09.2009, 10:27   #9
Lena
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Lieber Erich.

Heute erst habe ich dein feines Schätzchen entdeckt. Du weißt, das ich deine Werke durch die Bank alle liebe.

Deine außergewöhnlichen Zeilenumbrüche..die Bilder, die du mit leichter Sprache entstehen läßt, faszinieren mich sehr.

zeitlos strömend nach dem Meer, Auch ich bin über diesen Satz gestolpert.

..nach dem Meer, hört sich für mich falsch an..und strömend zu hart.

Du hast mich mit deiner leichten Art verwöhnt, und deshalb empfinde ich diesen Satz als nicht so schön.

Lange Rede kurzer Sinn. Ich freue mich, das ich dieses Gedicht von dir lesen durfte.

Ägypten..ein Land, was wahrscheinlich immer nur in meiner Phantasie leben wird,..du hast es mir ein stückchen näher gebracht.

Liebe Grüße an dich

Lena
__________________
~ Mit lieben Gedanken ~


©auf alle meine Werke
............
Marion Baccarra
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Alt 11.09.2009, 09:14   #10
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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lieber erich,

WAHNSINN!
ich glaube dieses gedicht gefällt mir jetzt von all denen, du ich bisher von dir gelesen habe, am besten!

ich mag diese kurzen zeilen, die fast mit volksliedhafter einfachheit melodiös und leichtfüßig trotzdem sehr vielfältiges transportieren!
es liest sich rasch, es liest sich klangvoll, es liest sich auch beim dritten und vierten mal immer wieder ein wenig neu....

und das thema ist räselhaft und bilderreich, kultur und landschaft in ein bild verwoben, so, als würde sich der nil geheimnisvoll und magisch um jede einzelne strophe schlingen wollen......

ob ich mich jemals dahin wagen werde, um es mit eigenen augen zu betrachten? vorläufig denke ich noch: da ists mir zu heiß! - und lese lieber dein gedicht!

liebe grüße,
larin


ps: hab jetzt erst die anderen kommentare gelesen. komisch, dieses vieldiskutierte "nach" ist mir überhaupt nicht aufgefallen. aber vielleicht liegt es daran, dass ich es so lese, wie "ich habe sehnsucht nach dir - der nil strömt nach dem meer , weil das meer das langersehnte ziel seiner beschwerlichen reise ist! ich würds auch so lassen.
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (11.09.2009 um 09:21 Uhr)
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
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