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Alt 17.02.2009, 10:53   #1
Klatschmohn
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Standard Flocki und seine Tricks

Flocki und seine Tricks

Halb zehn in der Früh ist mein Hund daran gewöhnt seinen Morgenspaziergang zu machen. Seine eingebaute Biouhr ist da unbestechlich. Er schätzt nun mal Pünktlichkeit und Regelmäßigkeit.
Bis vor Kurzem war es jedenfalls so gewesen, aber in der letzten Zeit gab es Schwierigkeiten.

Kaum klingelte ich wie immer am Nachbarhaus und die Nachbarin trat mit ihrem Hund Hayo heraus, schien Flocki, mein Vierbeiner, das dringende Bedürfnis zu verspüren wieder umzukehren.
Er drehte sich wieder Richtung Heimat, tat ein paar Schritte, blickte auf seine eigentümliche Art über die Schulter zu mir herüber und trabte zurück.
Natürlich geht es nicht, dass ich mich derart von meinem Hund vorführen lasse und so ließ ich ihn alleine nachhause gehen und vor der verschlossenen Haustüre auf mich warten.
Als sich das Spiel am nächsten Tage wiederholte, schmeichelte ich ihm in hoher Stimmlage und konnte ihn so überreden, doch noch mit uns zu kommen.
Eine Weile ging das so, jedenfalls bis gestern.
Er blieb wieder stehen, keine Schmeichelei half. Er sah mich hundserbärmlich und vorwurfsvoll an.
Was also machen? Na klar, Frauchen hat eine Leine. Die kann sie am Halsband befestigen und daran ziehen. Ich zog - der Hals wurde zwar etwas länger, aber 15 Kilo waren an der Erde festgeklebt.
Das geht jetzt zu weit, dachte ich und griff unter Brust und Hundepopo, um meinen Vierbeiner, an die Brust pressend, ein Stück des Weges zu schleppen. So hatte ich das, glaube ich, bei meinem Kindern damals auch gemacht. Nicht nachgeben, das war jetzt die Hauptsache.
Nach ein paar Metern setzte ich das gewichtige Bündel wieder ab, aber nun ging es ihm offensichtlich richtig schlecht.
Zwar bemühte er sich nun, brav neben mir her zu gehen, schien aber zu leiden. Die Ohren waren angelegt, er zitterte am ganzen Körper, dazu schnaufte er erbärmlich und ab und zu streifte mich sein leidender Blick.
Nur das Schwänzchen ragte steil nach oben und schien den Rest des Körpers Lügen zu strafen.
Den kleinen Abgang hinaufgehend, konnten wir nun eine Wiese überblicken. Mit einem Male straffte sich nun der Körper meines geliebten Tieres, er verjüngte sich zusehends. Ich machte Flocki von der Leine los und er jagte quer über die Wiese.
Ein Bekannter, der einige Straßen entfernt wohnt, spielte dort mit seinem Schäferhund.
Geworfenen Stöckchen hinterher flitzen, ist nun mal eine der Leidenschaften meines kleinen Lieblings. Außerdem hat der Mann stets geheimnisvolle Kekse in seiner Tasche, die jeden Feinschmeckerhund um den Verstand zu bringen schien.
An ein selbstständiges Zurückkommen meines Hundes war nicht mehr zu denken.
Was ist ein mit der Nachbarin schwätzendes Frauchen, gegen den Herrn über die Wunderkekse und fliegenden Stöcke?
Keine Chance. Ich musste hinterher spurten, abwarten bis die Kekse verzehrt waren, mir ein paar Sprinterübungen meines Lieblingstieres anschauen, bis dieses schließlich bereit war, alle diese Herrlichkeiten hinter sich zu lassen.
Offensichtlich war er keinesfalls in schlechter körperlicher Verfassung, das hatte er gerade bewiesen. Was war denn mit ihm los ? Er war doch immer gerne zusammen mit dem Nachbarhund durch den Wald gestromert? Oder ? Ich überlegte: war es wirklich so, wie ich dachte? Oft hatte der größere Hayo ihm seine Tannenzapfen abgenommen, die er mir vor die Füße legte, damit ich sie mit dem Fuß wegkicken konnte und wie oft hatte ich ihm gesagt, dass ich mich jetzt lieber unterhalten würde, statt mit ihm zu spielen. Konnte es sein, dass er sich zurückgesetzt fühlte, dass ihm langweilig war, oder gar eifersüchtig?
Die Erkenntnis verblüffte mich, das musste überprüft werden.
Heute Morgen machten wir uns wieder auf den Weg. Diesmal ohne Nachbarin und Nachbarhund.
Mein Liebling präsentierte sich mir wie ein Wunder an Laufbereitschaft, er tänzelte vor mir her, sammelte alle Tannenzapfen um sie mir vor die Füße zu legen, sprang vergnügt hinterher, als ich sie vor mir her schoss, lief voraus, kam wieder zu mir zurück, legte sein Köpfchen auf die Seite, hüpfte an mir empor und es schien, als wolle er mir die Gegend erklären: Da schau Frauchen, wir können doch diesen Weg zusammen gehen und dann hinunter zum See, da darfst Du mir auch Tannenzapfen werfen, schau wie tief der Bach ist, bis zum Bauch geht mir das Wasser, Frauchen schau die großen Bäume, da riecht es so gut, Frauchen hier ist es Klasse.
Ich war fasziniert, so machte mir nun mein Hund klar, wie er sich das Leben wünscht.
Ein - nur du und ich Zustand - vollkommen ungeteilte Aufmerksamkeit, eine Einheit. So was liebt mein kleiner Liebling.
Nur er ? Was die Welt mir doch noch an neuen Erkenntnissen bieten kann und sei es durch das Vorbild meines eigenen Hundes.

Ich nehme mir vor, das nächste Mal mit meinem Mann auch so zu verfahren.
Man lernt ja nie aus.
__________________

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