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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 22.03.2012, 15:40   #1
wüstenvogel
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 30.08.2011
Ort: Wetzlar/Hessen
Beiträge: 446
Standard Abschiede und Begrüßungen

Lebt wohl
ihr schönen sanften Worte
auf blütenweißem Papier
lebt wohl
ihr wundervollen Bilder
ich hebe euch auf
doch die Zeiten werden wilder
und Wut
nicht Sanftmut
muss die Welt entflammen
ehe sie völlig verbrannt
verseucht
verstümmelt worden ist.

So gerne
würde ich weiter Gedichte schreiben
mir wundersame Geschichten ausdenken
aber die Zeit drängt
wie stören wir das unselige Treiben
derer
die schon viel zu lange
unsere Geschicke lenken?

Die grausame, herrliche Wirklichkeit
hat alle Phantasie und Realität
schon längst überflügelt
alle Illusionen und Ausflüchte glattgebügelt
und dieses Tuch nur will ich tragen
an diesen einzigartigen Stoff mich wagen
auf den Spuren der Träumne
wankend
den Schein der Hoffnung suchen
ohne die Trümmer zu umgehen
ohne die Dunkelheit zu verfluchen.

Lebt wohl für immer
und seid willkommen!
wüstenvogel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.03.2012, 20:57   #2
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Hallo wüstenvogel,
wie gut, dass du so abschliesst - ganz in meinem Sinne.

Zitat:
Zitat von wüstenvogel
Lebt wohl für immer
und seid willkommen!
Du hast den "verzfeilfelten Abschied aus Erfahrung" in eine immerwärende Hoffnung verwandelt - ein Anliegen, das Denker und Dichter immer antreiben wird.

Ich denke, die Zeiten für Gedichte waren waren immer gut, weil die Zeiten selbst nie wirklich gut gewesen sind. Sie bieten sich immer an, von einer besseren Welt zu träumen oder die Welt, wie sie ist, in ihrer rauen Wirklichkeit zu verdichten.

Mich hat dein Anliegen sehr angesprochen. Es greift tief und ist wahr.

Besonders hier:

Zitat:
Zitat von wüstenvogel
So gerne
würde ich weiter Gedichte schreiben
mir wundersame Geschichten ausdenken
aber die Zeit drängt
wie stören wir das unselige Treiben
derer
die schon viel zu lange
unsere Geschicke lenken?
Wir stören weiter, bis wir willkommen sind.

Ich begrüße dich,
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.03.2012, 06:28   #3
wüstenvogel
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 30.08.2011
Ort: Wetzlar/Hessen
Beiträge: 446
Standard Abschiede und Begrüßungen

Hallo Dana,

vielen Dank für deinen Kommentar.

Dieses Gedicht ist eine Art Nachwort zu einem Märchen-Roman, den ich vor über dreißig Jahren geschrieben habe.

Irgendwie wollte ich aus dieser "Märchenstimmung" wieder rauskommen, andererseits auch drin verweilen. Aus diesem "Widerspruch" ist das Gedicht entstanden.

Viele liebe Grüße

wüstenvogel
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Alt 26.03.2012, 10:57   #4
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard

Hallo wüstenvogel,

jetzt, da ich wieder schreiben kann, nehme ich mir zuerst deinen Text "zur Brust" -
weil er mir wirklich in seiner Aussage gefällt.

Er beschreibt das Auf und Ab des Schreibens, das Wollen und Nichtwollen, das Können und Nichtkönnen.
Diesen Hochs und Tiefs sind wohl alle Dichter und Schreiber ausgesetzt.
Mal hat man Ideen noch und noch und manchmal ist man leer und ausgebrannt.
Dann sagt man der Poesie erst einmal Lebewohl.

Aber zum Glück kommen auch wieder Zeiten, wo einem das Herz und der Kopf voll ist von
dichterischen Gedanken, die zu Papier gebracht werden sollten und müssen.

Lebewohl und Wiederkommen - das ist unser Schicksal.


Danke für diesen schönen, wahren, gefühlvollen Text.


Liebe Grüße,
Chavali

__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.03.2012, 11:28   #5
wüstenvogel
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 30.08.2011
Ort: Wetzlar/Hessen
Beiträge: 446
Standard Abschiede und Begrüßungen

Hallo Chavali,

schön, dass dir die Aussage meines Textes gefällt.

Er ist Ausdruck einer gewissen Zerrissenheit - manchmal möchte man ganz auf das Schreiben und das Dichten verzichten, ein anderes Mal wird man wieder dazu gedrängt - von Stimmungen, Ereignissen ...

Doch es ist immer wieder schön, zu den Worten zurückzufinden.

Viele liebe Grüße

wüstenvogel
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