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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 06.01.2012, 11:02   #1
wolo von thurland
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Gefangen

Die Angst sitzt links, gleich unterm Herzen.
Sie zwickt und zwackt. Sie lockert nie
den Griff um jenen Muskel. Seine Schmerzen
verfolgen mich, wohin ich immer flieh.

Ich schlüpf in meine Gummizelle
und lächle mit der Aussenwand.
Die Füsse treten müde auf der Stelle.
Zum Grüssen recke ich die rechte Hand.

Des Nachts würgt mich mit ihren Klauen
die Panik, Puls im Hammerbeat,
und während andre schlafen voll Vertrauen,
erträum ich mir das Ende von dem Lied.

Geändert von wolo von thurland (09.01.2012 um 21:56 Uhr)
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Alt 06.01.2012, 21:28   #2
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Hallo wolo,

ich strecke dir die rechte Hand ob des Gefallens an eben jener Gefangenschaft, die mir als solche zwar nicht gefällt - doppelt und zehnfach jedoch, die Verdichtung des Zustandes.
Nun stehst du mittendrin. Angenommen nur ich kennte "Gefangen", dann würde ich es unter Lieblingsgedichte posten.
Gefangenheiten und Ausweglosigkeiten habe ich selten so labend verdichtet gelesen.
Darin stimmt alles, was man so kennt, wenn man sich ein wenig auskennt - und ganz für sich erfindet man träumend ein Ende.

Habe mich gern auf dein "Gefangen" eingelassen und zugleich hat es den nächsten Knoten gelöst.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.01.2012, 22:37   #3
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
Standard

hallo wolo,

eine feine Idee und eine tolle Umsetzung des Themas.
Ich lese echte Panik aus deinen Zeilen, auch, weil der Text in dieser Rubrik steht.
Eine Angststörung verändert den Menschen, eine Depression auch - manche Leute lassen sich nichts anmerken
und die Umwelt ist geschockt, wenn es zum Suizid kommt.
Oder es kann auch eine echte Krankheit gemeint sein, die einem zu schaffen macht.

Auch wenn ich vielleicht deinen Text falsch verstanden habe - DAS jedenfalls lese ich daraus.

Intensiv verdichtet - düster. Ganz mein Geschmack.
Die Metaphern sind Spitze - so habe ich das Thema noch nie gelesen.

Kleiner Tippfehler
Zitat:
srecke
= strecke
(Dana hats auch schon subtil angemerkt )


Mit Gruß,
Chavali


__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*

Geändert von Chavali (07.01.2012 um 06:23 Uhr) Grund: Satz geändert
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.01.2012, 10:19   #4
wolo von thurland
Gast
 
Beiträge: n/a
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hallo dana
danke für deine rückmeldung. ich hoffe, dass du die schmerzen des herzmuskels nicht aus eigenem erlebnis so gut verstehst.
ein anderer leser hat herausgefunden, dass man meinen text auch als antifaschistisch-politisch lesen kann. das fand ich amüsant, aber ich kann's nachvollziehen.
lg wolo

hallo chavali
manchmal kriege ich den eindruck, dass das wesen der poesie eben nicht schlicht und echt sein darf. um so mehr freut es mich, wenn dieser schlichte text die sache auf den punkt bringen durfte.
im übrigen s.o.
lg wolo
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Alt 08.01.2012, 11:16   #5
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
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hallo wolo von thurland,
es heißt:
"angst verleiht flügel und gleichermaßen auch "angst essen seele auf".

bei der von dir beschriebenen angst dürfte es sich um die zweite gattung handeln.
ich muss zugeben, bei mir sitzt die angst, wenn sie kommt, eher in der magengrube - oder sie behindert den atem.
von herzen ist sie mir aber egal - selbiges klopft bei angst nur umso heftiger
(was auch nicht ungünnstig ist, weil so viel blut und sauerstoff zur abwehr des schlimmen bereitsteht.)


nichts desto trotz ist angst auch eine fessel, die behindert, und wer ständig in so einem angst - gefängnis leben muss, der möchte ihm auch gerne mal entschlüpfen.
da sollte man dann mal nachfragen, was so tiefe dauerängste eigentlich auslöst. nicht alles daran ist rational begründbar, dennoch aber in innerern bildern abgespeichert und mit ihnen verquickt. verändert man diese inneren bilder, so verändert sich auch die angst oder der umgang mit ihr.

dein gedicht beschreibt sehr genau den zustand davor: das gefangen -sein, befangen sein in einem inneren alp-traum(a) und den wunsch des protagonisten, davon frei zu werden.
das ist sehr gut nachvollziehbar und geht auch unter die (gummi?)haut.

auf den tippfehler bei "strecke" wurde schon hingewiesen.
um das "Grüßen" ist es noch zu ergänzen.

liebe grüße, gerne gelesen,
larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.01.2012, 21:58   #6
wolo von thurland
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

hallo larin
danke fürs lesen und kommentieren.
dass du findest, es sei eine genaue beschreibung, freut mich.
das ß-problem ist ein gesamthelvetisches.
lg wolo
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