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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 28.10.2016, 09:43   #1
Kokochanel
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Standard Bald

Bald

Es kommen Tage, die im Regen welken,
die Blätter werfen und verraschelnd sinken.
Die wissen, dass sie bald im Guss ertrinken,
verblühen sich noch rasch wie späte Nelken.

Es kommen Nächte, die sich Eislicht weben
in Sternenklarem oder dunstverhangen.
Die Nächte, wo die Menschenseelen bangen
um das, was sie vielleicht nicht mehr erleben.

Es kommen Stunden, wo sie Rückschau halten,
das bisschen Leben, bunt getüncht, verwalten.
Verfroren graben sie in alten Zeiten.

Sie schließen ihreFenster, um zu träumen,
verkreisen in dem Eng begrenzter Weiten
und eisend glitzern Tropfen in den Bäumen.


PS. Hier habe ich eine Anmerkung. Ich hatte das Werk schon in einem anderen Forun einegstellt und mich vertippt. In der letzten Zeile schrieb ich also Tropen anstatt Tropfen. Viele meinten, das hätte was... wie seht ihr das?

Geändert von Kokochanel (05.11.2016 um 12:53 Uhr)
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Alt 28.10.2016, 12:14   #2
Thomas
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Liebe Koko,

Tippfehler sind immer lästig. Ich würde versuchen das "solch...wo" zu vermeiden.

Liebe Grüße
Thomas
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© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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Alt 28.10.2016, 18:28   #3
Kokochanel
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Guten Abend, Thomas,

es ging mir hier weniger um die Bemerkung, dass ich einen Tippfehler gemacht habe, sondern um das, was daraus folgerte, nämlich, dass Tropen und Tropfen verwechselt wurden und die Leute die Tropen als Bild gut fanden.
Hierzu hätte mich u. a. eure Meinung interssiert.
LG von Koko
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Alt 28.10.2016, 18:41   #4
Dana
Slawische Seele
 
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Liebe Koko,

ich mag Dein "Bald" sehr.
Es sind Kreise, die sich runden, es sind Jahreszeiten und es sind Leben darin.
Imponierend der "Zeitenverfall" von Tage, Nächte und Stunden.
Tage, die im Regen welken - sehr, sehr schön.
Zu Tropfen und Tropen kann ich nur den Tropfen beipflichten, kann aber das "hätte was" verstehen. Tropen würden den Kreis in Punkto Klimawandel in Jahrtausenden sprengen und darum geht es im "Bald" nicht. "Bald" ist in sich geschlossen.

Schau mal, was ich unverbindlich vorschlage, weil es meinem Empfinden entspricht.

Gern gelesen und besenft,
liebe Grüße
Dana

Zitat:
Zitat von Kokochanel
Bald kommen Tage, die im Regen welken,
die Blätter werfen und verraschelnd sinken.
Die wissen, dass sie bald im Guss ertrinken,
verblühen sich noch rasch wie späte Nelken.

Bald kommen Nächte, die sich Eislicht weben
im Sternenklaren oder Dunst verhangen,
wie jene, wo die Menschenseelen bangen
um das, was sie vielleicht nicht mehr erleben.

Bald kommen Stunden, dort sie Rückschau halten,
das bisschen Leben, bunt getüncht, verwalten.
Verfroren graben sie in alten Zeiten.

Sie schließen ihre Fenster, um zu träumen,
verkreisen in dem Eng begrenzter Weiten
und eisend glitzern Tropfen in den Bäumen.
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 28.10.2016, 21:50   #5
Thomas
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Liebe Koko,

sorry, das hatte ich nicht erwartet. Da mir der Zusammenhang von Worten nicht ganz unwichtig ist, halte ich "TOPEN in Bäumen" für Quatsch. Aber es gibt ja Poeten, die sich in mögichst gewagten Wortgebilden ergehen, die finden das vielleicht gut. Einfach Gemüter wie ich, sehen da nur eine Tippfehler.

Liebe Grüße
Thomas
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Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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Alt 29.10.2016, 10:03   #6
Kokochanel
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Guten Morgen, liebe Dana,

danke für deine ausführlichen Gedanken zu meinem Sonett.
Zu deinen Vorschlägen:
"Bald kommen Nächte, die sich Eislicht weben
im Sternenklaren oder Dunst verhangen,

Im Sternenklaren oder in Sternenklarem... darüber habe ich auch nachgedacht.
Ich meine in Sternenklarem wäre bestimmter

Bald kommen Stunden, dort sie Rückschau halten,

das halte ich für nicht so eine gute Idee, weil "dort" keine Konjunktion ist und wir dann eine Inversion hätten.

Sie schließen ihre Fenster, um zu träumen,
könnte man machen, aber sich die Fenster schließen, das hat auch etwas stärker "sich einschließen" und das tun ja viele Menschen zu dieser Jahreszeit. Sie verkriechen sich.

Danke dennoch für deine Vorschläge.

Mit den Tropen, das hat tatsächlich was, weil es als Gegensatz zu der Kälte stehen würde. Es könnte die Träume von helleren und lichteren Zeiten symbilosieren. Und die vereisen an den Bäumen, weil es eben nicht anders geht...
Bisschen gewagt schon, aber...
irgendwie reizt es mich, weil das Werk an sich eher unauffällig ist.. dies würde ihm einen gewissen Kick geben...vielleicht...

Guten Morgen, lieber Thomas:
nicht TOPEN, sondern Tropen...Kann es sein, dass du im Moment etwas flüchtig liest?

LG an alle von Koko
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Alt 02.11.2016, 11:03   #7
juli
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Standard Liebe Koko :)

Ein sehr nachdenkliches Gedicht. Man merkt der Dichterin an, dass sie schon etwas älter ist und Lebenserfahrung hat. Es ist ein Zurückblicken auf ein Leben wie es mal war und dem was nun ist. Auch könnte man das auf unsere Gesellschaft münzen. Die Dinge ändern sich. Lebenswege sind je älter man wird bunter. Manchmal schaut man mit einer Blümchenbrille auf das vergangene und findet " früher war alles besser". Aber das war schon immer so. Die Alten dachten, sie seien weise und die Jugend handelt ohne groß nachzudenken...
ich schweife vielleicht ab.

Du fragst Tropen oder Tropfen? definitiv: Tropfen! beri tropen müßte ich den Gedankenschauplatz völlig wechseln


Hier noch meine Version:

Bald

Bald kommen Tage, die im Regen welken,
die Blätter werfen und mit Rascheln sinken.
Die wissen, dass sie bald im Guss ertrinken,
verblühen sich noch rasch wie späte Nelken.

Bald kommen Nächte, die sich Eislicht weben
in Sternenklarem oder Dunst verhangen.
Solch Nächte, wo die Menschenseelen bangen
um das, was sie vielleicht nicht mehr erleben.

Bald kommen Stunden, wo sie Rückschau halten,
das bisschen Leben, bunt getüncht, verwalten.
Verfroren graben sie in alten Zeiten.

Sie schließen sich die Fenster, um zu träumen,
verkreisen in dem Eng begrenzter Weiten
und eisend glitzern Tropfen in den Bäumen.

Wer die Wahl hat die Qual. Ich weiß, du hast dein Gedicht schon woanders gepostet, da fällt es einem vielleicht schwer noch etwas zu ändern.

Mir gefällt dein Gedicht!

Liebe Grüße sy

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Alt 03.11.2016, 18:02   #8
Kokochanel
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Guten Abend, liebe Syrani,

deine Meinung freut mich sehr und dein Kommentar auch.
Über dein Rascheln denke ich gerne nach.
LG von Koko
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Alt 05.11.2016, 09:39   #9
Erich Kykal
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Hi Koko!

Ein sehr schönes Sonett, leider mit einigen Stellen, die man abrundend bearbeiten könnte.

Hier meine Vorschläge:

Bald kommen Tage, die im Regen welken, Das "Bald" will man erst mal automatisch betont anlesen, da stopert man sofort. Vermeidbar wäre dies mit dem Einstieg: "Es kommen Tage, ...".
die Blätter werfen und verraschelnd sinken. Hier würde ich noch ein Komma setzen, um den Bezug des folgenden "Die" zu klären.
Die wissen, dass sie bald im Guss ertrinken, Ansonsten würde ich hier mit "Sie" beginnen.
verblühen sich noch rasch wie späte Nelken.

Bald kommen Nächte, die sich Eislicht weben "Es kommen ...".
in Sternenklarem oder Dunst verhangen. Entweder "dunstverhangen" ohne 2. "in", oder "in Dunst verhangen". Das zweite "in" ist notwendig.
Solch Nächte, wo die Menschenseelen bangen Ein schlichtes "Die Nächte, ..." gefiele mir hier besser als die zudem heiser zischelnd klingende Verkürzung.
um das, was sie vielleicht nicht mehr erleben.

Bald kommen Stunden, wo sie Rückschau halten, "Es kommen ...".
das bisschen Leben, bunt getüncht, verwalten.
Verfroren graben sie in alten Zeiten.

Sie schließen sich die Fenster, um zu träumen, Schöner: "Sie schließen ihre Fenster, ...". Das Reflexive ist überflüssig.
verkreisen in dem Eng begrenzter Weiten Meintest du "vergreisen" - oder ist es ein Neologismus? Das "Eng begrenzter Weiten" verwirrt doch - sind nicht auch begrenzte Weiten immer noch weit? Für mich steht der Sinn des Nomens immer noch über dem des Adjektivs.
und eisend glitzern Tropfen in den Bäumen. Nein! Eindeutig keine "Tropen" hier! Das ist Blödsinn!


Das Gedicht hat mir inhaltlich und sprachlich gut gefallen, bis auf die monierten Kleinigkeiten. Es liegt stilistisch ganz auf meiner Linie!

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.11.2016, 13:04   #10
Kokochanel
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Hi Erich,

ich bedanke mich für die "Kleinigkeiten", die in der Tat das Gedicht aufwerten und bei denen ich dir vollkommen zustimmen kann.
Habe sie schon im Original verändert.
Mit dem "bald", das stimmt, gerade, weil es ein tragender und sich wiederholender Satz ist, habe ich es geändert.
Da Dana auch schon das reflexive Schließen der Fester monierte, habe ich nun auch dieses geändert.
Das "die wissen..." , dort ist das "die" ja das Subjekt fürs Verb verblühen. also lasse ich es so stehen.
"Verkreisen " meinte ich so: sie kreisen um sich selbst in begrenzten Weiten.
Neologismus, ja, irgendwie =Verkreisen, kreisen, kreisen ohne Sinn...so ähnlich wie sich verlaufen.

Die Weiten sind für mich nur dann nicht begrenzt, wenn sie optisch und real keinerlei Grenze haben. Also kann eine (scheinbare )Weite auch eng sein, subjektiv gesehen. Kommt immer darauf an, wieviel Weite man braucht.

Ich freue ich sehr über deine Auseinandersetzung mit meinem Werk und deinen hilfreichen Tipps. Danke schön

LG von Koko
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