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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 31.08.2010, 09:03   #1
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Beiträge: 4.893
Standard Neue Wege

Ein Mensch, allein, denkt nur im Kreis,
es hört ihm keiner zu.
Sein Denken schließt sich selber kurz,
es weiß nichts Neues, doch ein DU

bringt wie der Wind aus fernem Land
mal Wärme und mal Regen.
Die liebevoll gereichte Hand
verhilft zu neuen Wegen.

Wir sind wie Spiegel aufgestellt,
in denen uns begegnet,
was diese Welt verflucht, erhellt,
zerstört und dennoch segnet.

Geändert von a.c.larin (29.07.2011 um 08:06 Uhr)
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Alt 12.07.2011, 19:12   #2
Chavali
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Liebe a.c.,

aus mir jetzt unerfindlichen Gründen hast du hierauf keine Antwort bekommen.
Dabei ist das so ein schöner, nachdenklicher und tiefsinniger Text.

Ja, allein ist das Leben wie ein Kreis, der immer wieder gelaufen wird.

Interessant auch das Reimschema und die Stropheneinteilung 4 - 5 - 4 und die strophenübergreifenden Reime.

Sehr schön die letzte Strophe:
Zitat:
Wir sind wie Spiegel aufgestellt,
in denen uns begegnet,
was diese Welt verflucht, erhellt,
zertstört und dennoch segnet.
Ein kleiner Tippfehler, von mir markiert, gilt es noch auszumerzen.


Ein Kleinod, das im Gedränge des Gefechtes - wie man hierzulande sagt - wohl übersehen wurde.

Jetzt hat es neuen Glanz bekommen


Lieben Gruß,
Chavali






__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 12.07.2011, 19:29   #3
Stimme der Zeit
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Hallo, liebe larin,

über dieses Gedicht von dir bin ich tatsächlich rein zufällig "gestolpert", als ich einen Titel anklickte. Wie es so ist, blieb ich dann "hängen".

In diesem Fall möchte ich es als "Ganzes" betrachten, da der Inhalt doch sehr miteinander zusammen hängt.

Ein Mensch für sich alleine, das hat mit der Zeit wirklich genau den von dir in Strophe 1 aufgestellten Effekt. Das Denken beginnt sich in immer engeren Grenzen zu bewegen, da es an Anregungen fehlt. Daraus entwickelt sich, sollte es sich über lange Jahre hin nicht ändern, die sogenannte "Eigenbrötlerei". Wir sind von der Natur nicht für das Alleinsein geschaffen. Der Mensch ist ein soziales Wesen, er benötigt Kontakte.

Ein "Du" kann sehr viel kompensieren, es bringt wirklich "frischen Wind" in eine "kurzgeschlossene" Gedankenwelt. Ist es nicht doch so, dass jede neue Erfahrung, jeder Kontakt besser ist, als gar nichts? Vielleicht ist es nicht die "ganz große Sache", es kann sowohl Freude als auch Schmerz verursachen, aber trotzdem ...

Besonders schön ist es natürlich, wenn eine "liebevoll gereichte Hand" auftaucht. Das muss sogar nicht unbedingt Liebe sein, auch eine Freundschaft kann sehr viel geben.

Der Inhalt der letzten Strophe ist anders als in den beiden vorherigen. Ich-Du-Wir (Spiegelbilder?) "Spiegeln" wir uns in anderen wider? Menschen können einander Fluch und Segen sein, das ist wahr.

Das Metrum ist interessant. Die Verslängen variieren teilweise stark (von 2 bis zu 4 Hebungen), aber da du den Jambus durchgehend beibehältst, ist es dennoch rhythmisch aufgebaut und flüssig zu lesen. Mit den Endreimen, vermute ich mal, "spiegelst" du auch den Inhalt der jeweiligen Strophe. Die erste Strophe hat 4 Verse, aber nur zwei reine Reime. Kreis und kurz ist eine versübergreifende Alliteration. "Reimt" sich das Denken des alleine lebenden LI nicht "ganz"? Es gibt wohl einige "Ungereimtheiten". Im Übergang von Strophe 1 zu Strophe 2 zeigt sich das in Großbuchstaben hervor gehobene "DU" so als etwas besonders Wichtiges.

Strophe 2 hat 5 Verse. Der 1. Vers hier ist noch eine "Waise", es gibt keine Entsprechung. Der Wind muss zuerst wehen, bevor er den "Staub" irgendwann fortgeblasen hat. Dann folgt ein Kreuzreim, mit je 2 reinen Reimen. Ich und DU.

Strophe 3 hat wieder 4 Verse. Dort zeigt sich das "wir". Im Spiegelbild erkennen wir uns selbst. Um einander das Leben zu erhellen oder zu zerstören. In dieser Beziehung können wir nur hoffen und glauben - aber nichts sicher wissen. Hier reimst du zusätzlich mit Alliterationen und Assonanzen in den Endreimen, denn im Sinne von "wir" gehören beide jetzt auch zusammen.

Stilistisch und formal finde ich es eine "feine" Arbeit. Dickes Lob von mir!

Sehr gerne gelesen, interpretiert und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
__________________
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Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


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Alt 13.07.2011, 17:24   #4
Thomas
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Beiträge: 3.375
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Hallo larin,

zuerst möchte ich Chavali danken, dass sie auf dein Gedicht aufmerksam gemacht hat, denn es ist wirklich sehr schön und lesenswert. Die Erwähnung der liebevoll gereichten Hand ist sehr tröstlich. Meist sind es die gar nicht so liebevollen Faustschläge des Lebens, die auf neuen Wegen führen. Wenn man dann im Loch sitzt und noch nicht die Kraft für Neues hat, dann ist es gut zu wissen, dass es diese helfende Hand gibt. Das ist keine Kritik, es fällt mir nur ein, weil das Gedicht (übrigens sehr passen) in jeder Strophe Gegensatzpaar erwähnt (keine hört zu, ein du; Wärme, Regen; verflucht, gesegnet).

Nur einen Punkt möchte ich anmerken. Vielleicht könntest du den Zeilenumbruch in der ersten Zeile der zweiten Strophe beseitigen. Der Kommentar von Stimme der Zeit sollte dich dazu bewegen, denn er zeigt, wie unnötig kompliziert es dadurch wird. Das Gedicht ist sehr schön regelmäßig in drei vierzeiligen Strophen (mit Zeilen aus vier und drei Versfüßen im Wechsel) aufgebaut. Dass sich in der ersten Strophe die erste Zeile mit der dritten nicht reimt, geht völlig in Ordnung und könnte auch in den beiden folgenden so sein. Insbesondere Heinrich Heine hat gezeigt, wie man von dieser Strophenform oft sehr schönen Gebrauch machen kann. Der Zeilenumbruch in der zweiten Strophe ist auch nicht aus dem Gedankengang des Gedichts zu begründen. Die Wirkung der graphischen Darstellung wir oft sehr überschätzt. Wesentlich ist doch die Dynamik der Gedanken und Gefühle und die daraus abgeleiteten poetischen Bilder und deren sprachliche Umsetzung, welche zu einer Phrasierung führt, aus der sich dann eine graphische Darstellung ableiten lässt. Oder sollte es wirklich einen guten Grund geben nicht 'bringt wie der Wind aus fernem Land' zu schreiben?

Viele Grüße
Thomas
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.07.2011, 08:06   #5
a.c.larin
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bevor ich als unhöflich gelte, muss ich hier mal antworten......

liebe chavali,
da hast du ja ganz zuunterst nachgegraben....
weißt du - ich glaube, dass nichts, absolut nichts verloren gehen kann - selbst wenn es gänzlich unbeachtet bleibt, denn:

auch ein strom, der unterirdisch fließt, fließt.
manchmal kommt er wieder ans tageslicht , manchmal fießt er im untergrunde weiter.
wichtig ist, dass er da ist.
dann finden uns alle tage wieder ein paar neue wege!

(im austausch gegen die alten tippfehler! )


hallo, stimme der zeit,
ich hoffe, das gestolpere war nur kurzfristig!
du hast die gabe, jedes gedicht genau analysieren zu können. ich denke ehrlich gesagt, nicht so analytisch beim schreiben: ich werfe einen stein ins wasser und betrachte die kreise, die er zieht.
und sehr oft, wenn ich ein gedicht beginne, weiß ich gar nicht, wo es enden könnte....
doch dass mir in jedem menschen immer nur teile von mir selber begegnen - ja, das ist meine überzeugung!

hallo thomas,
ehrlich gesagt weiß ich gar nicht mehr, ob es mit dem zeilenumbruch in strophe zwei etwas auf sich hatte. jetzt kommt er mir selber seltsam fremd vor!
am ehesten war es wohl so: "ein mensch, allein denkt nur im kreis....
forum sei dank, denke ich jetzt auch um ecken!
dann mache ich mal ans überarbeiten!
danke auch dir für deine rückmeldung!

liebe grüße,
larin
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
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