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Alt 20.04.2013, 09:40   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
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Standard Immer wieder: Wir

Wir bauen himmelhoch in unsern Träumen,
was an der Schwere dieser Welt zerbricht.
Dies lehrt uns weder Umkehr noch Verzicht,
wir brechen ständig auf zu neuen Räumen.

Doch selten nur zeigt uns ein gutes Licht,
was wir dabei an Lebenszeit versäumen.
Geblendet vom Versuch sehn wir vor Bäumen
den Wald der Wirklichkeit vor Augen nicht.

So schwimmen wir in Wünschen und Querelen,
von je unkundig, wo der Himmel wohnt.
Wir machen Licht in unsern dunklen Seelen

und können nur im Kreise dieses Glühens
ein Leben führen, das die Narben lohnt:
Ein Sein des Werdens und des Sichbemühens.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (30.01.2019 um 18:09 Uhr)
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Alt 21.04.2013, 14:16   #2
Thomas
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Beiträge: 3.375
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Hallo Erich,

du hast gerade "einen Lauf" an Sonetten. Hier verstehe ich wahrscheinlich die zweite Strophe nicht. Wenn unser Dasein "ein Sein des Werdens und Bemühens" ist, dann "verlieren" wir doch keinen "Lebenszeit", oder? Sie verstreicht, na und?, aber verlieren klingt negativ, so als sollten wir es anderes machen. Meinst du das?

Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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Alt 21.04.2013, 15:18   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Thomas!

Die ersten Strophen beschreiben ja das Träumen, die Schwärmerei, das Was-wäre-wenn-Sinnen. Vor lauter Scheinwelten in und um uns versäumen wir das wahre Leben.
Aber gerade dieses Träumen, dieses Sehnen macht uns das Sein erst erträglich, gibt uns Ziele, die anzustreben uns der Mühe wert erscheinen und die Narben auf dem Wege dorthin erträglich. So "werden" wir: Durch das stete Bemühen um eine bessere Welt - trotz unzähliger Irrtümer und Abwege.

So ist das gemeint.

Vielen Dank für deinen Kommi!

LG, eKy
__________________
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Alt 22.04.2013, 14:01   #4
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo Erich,

so habe ich es eigentlich auch verstanden, nur das negative "verlieren" hat mich etwas aus der Spur gebracht.

Liebe Grüße
Thomas
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Alt 22.04.2013, 20:24   #5
Dana
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Lieber eKy,

für mich ist es ein Sonett, das die Realität (schmerzhaft für Träumer ) sehr treffend darstellt - schmerzhaft, aber lyrisch unnachahmlich schön und berührend, auch dann, wenn der Träumer erkennen muss:

Zitat:
Zitat von Erich Kykal
und können nur im Kreise dieses Glühens
ein Leben führen, das die Narben lohnt:
Hier trifft der Träumer eine Entscheidung. Trotz Narben gibt er die Träume nicht her. Das Gefühl des "Versäumens" gehört eigentlich dazu. Unsere Lebenszeit hat die Wahl zwischen Traum und Wirklichkeit und wenn sie beides verbindet, muss sie Abstriche machen.

Ein wunderbares Sonett, das gut beobachtet Realität und Traum gelten lässt.
Ich lobe es ganz persönlich, weil ich mich persönlich darin gut erkennen kann und die Lyrik nur bewundere.

(Ich laufe deinen Gedichten nach und muss beinahe fürchten, nicht mehr nachzukommen. Bremse dich deshalb nicht, meine Träume sind stark, sie überholen die Realität.

Bis bald beim nächsten Werk,
liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 23.04.2013, 08:47   #6
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Thomas!

Du meinst: "versäumen", was nicht ganz so krass klingt. "verlieren" hab ich nie geschrieben.


Hi, Dana!

Vielen Dank für deinen Kommi! Du hast meine intention genau erkannt.

LG, eKy
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