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Ein neuer Morgen Fröhliches und Hoffnungen

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Alt 24.04.2011, 11:19   #1
Thomas
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Standard Unzeitgemäßes Gedicht

Unzeitgemäßes Gedicht

I

Ein langer Schlaf in sanftem Abendrot,
du merkst der Sonne Sinken kaum.
Auf glatter Fläche treibt dein Boot
in einen grenzenlosen Raum,
gewiegt von einem Zukunftstraum,
befreit von allem, was dich hat bedroht.
Ein langer Schlaf nur ist der Tod.

II

Wie herrlich aus dem bangen Tod,
der Nebelnacht und Sorgen,
hebt in den zarten Morgen
die Sonne sich, in gold‘nem Rot.

Als ich sie heute früh gesehen,
da stieg mein Herz empor
und übersang der Vögel Chor
und sang mit hellem Freudenklang:
"Auch du wirst auferstehen!"

Ich komme mir als Schwärmer vor,
der wirre Zeilen schreibt.
Und dennoch bleibt
der Lobgesang mir lang im Ohr.


ursprüngliche Version

I

Ein langer Schlaf in sanftem Abendrot,
du merkst der Sonne Sinken kaum,
auf glatter Fläche treibt dein Boot
In unendlich weiten Raum,
gewiegt von einem Zukunftstraum,
befreit von allem, was dich einst bedroht.
Ein langer Schlaf nur ist der Tod.

II

Wie herrlich aus dem kalten Tod
Der Nebelnacht und Sorgen
Hebt in den zarten Morgen
Die Sonne sich in gold‘nem Rot.

Als ich sie heute früh gesehen,
Da stieg mein Herz empor
Und übersang der Vögel Chor
Und sang mit hellem Freudenklang:
"Auch du wirst auferstehen!"

Ich komme mir als Schwärmer vor
Der wirre Zeilen schreibt; --
Und dennoch bleibt
Der Hoffnungsklang
Mir lang im Ohr.

Geändert von Thomas (30.04.2011 um 07:21 Uhr)
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Alt 24.04.2011, 18:45   #2
Dana
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Hallo Thomas,

willkommen auf der Insel.

Da will ich doch gern auf dein "Unzeitgemäßes Gedicht" eingehen.

Der Titel macht neugierig, man klickt hin.

Dann erkennt man den "unzeitgemäßen Schwärmer", der österlich inspiriert einer Vorstellung Bilder verleiht, die sich in Hoffnung und Jubel offenbaren.

Teil I ist sprachlich gut erfasst und glänzt in lyrischen Bildern. Auch wird sofort ein Trost erkennbar:

Zitat:
Zitat von Thomas
Ein langer Schlaf nur ist der Tod.

Teil II überschlägt sich im Sonnenaufgang und Jubel.
Sonnenuntergang und Sonnenaufgang sind Symbole für Sterben und Auferstehen.
Das lyr. Ich ist von dieser Vorstellung fasziniert, überzeugt und läßt diese Befreiung und Leichtigkeit ins Gedicht einfließen.
(Darum evtl. der gewählte Titel. Denn eine ernste und "wissenschaftliche" Diskussion würde diese Schwärmerei nicht zulassen.)

Wir wissen immer noch nicht, was mit uns nach dem Tode geschieht.
Vom kindlichen Glauben hat man sich längst gelöst. Von Vorstellungen, gar Wünschen und Hoffnungen nicht. Es bleibt ein unerschöpflicher Gedankenflug.

Spannend wäre auch der Gedanke:
Was würde sich verändern, wenn wir ganz sicher wüßten, dass ....?

Mir gefällt dein Unzeitgemäßes und der Titel passt, weil er in die jetztige Zeit noch nicht passt.

Schön auch die Umsetzung. Ein Philosoph läßt sich vom Naturschauspiel verzaubern und legt ein lyrisches Schwärmgedicht vor.
Ob diese These an einer Wahrheit vorbeigeht, kann niemand beweisen.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 25.04.2011, 01:08   #3
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hallo Thomas,

wir mögen die Klassiker und anregende Kritik?

Dann schreiten wir mal zur Tat.

Die Alten beherrschten nachweislich ihr Handwerk, deshalb werfen wir also zunächst einmal den kritischen Blick auf das äußere Gewand, denn wenn das nicht richtig sitzt, kann es beim Tanze zum Gesang auch schon einmal den ein oder anderen Stolperer geben.

Der Text ist durchgehend im Jambus gehalten, außer... Aber dazu kommen wir später.
Eine einheitliche Verslänge ist nicht gegeben, muss auch nicht, es stört in diesem Falle auch nicht, ebenso wenig wie das uneinheitliche Reimschema, da das Gedicht schon von der ganzen äußeren Struktur in mehrere Teile untergliedert ist.
Die Reime sind durchweg in Ordnung, obwohl der typische Reimeffekt sich in den letzten beiden Strophen durch die viermalige Verwendung der Endsilbe "o(h)r" und der sehr verspäteten und auch gedoppelten Silbe "klang" ein wenig abschwächt und zudem dieser Viererreim schon in der ersten Strophe, ebenfalls mit "o" auftritt.
Was noch auffällt, sind die Zeilenanfänge. Im ersten Teil gibt es Groß- und Kleinschrift, der zweite Teil hingegen beginnt durchgehend mit Großbuchstaben, was wohl mit dem Titel zusammenhängen könnte, dazu später.
Da ich viel Fantasie besitze, erkenne ich im zweiten Teil des Gedichtes sogar die verdrehte Struktur eines umgedrehten Sonetts mit verkürzten Zeilen, aber das ist jetzt meine Interpretation und ich weiß nicht, ob das so gewollt war, es wäre aber immerhin eine Möglichkeit. (Und im ersten Teil ein halbes Sonett, aber das geht jetzt zu weit )

Jetzt kommen wir zu dem einzigen, schon oben erwähnten, Stolperer, der sich in Zeile 4 von Teil I befindet.
Ich erkenne, daß diese Zeile mit Absicht, in der Mitte der Strophe stehend, die kürzeste sein soll, doch der böse Stolperer ist an dieser Stelle durch den verwendeten Trochäus, der mit der betonten Silbe "In" anhebt, nicht zu vermeiden, zumal die vorhergehende Zeile mit einer männlichen Kadenz beschließt. Das hat einen sogenannten Hebungsprall zur Folge, der hier aber wirklich hinderlich ist und auch von der Syntax her nicht beabsichtigt sein kann, da es sich ja um einen zusammenhängenden Satz handelt.

Ich hätte da einen Vorschlag zu unterbreiten, bevor wir uns auf das Innenleben stürzen:

Ein langer Schlaf in sanftem Abendrot,
du merkst der Sonne Sinken kaum,
auf glatter Fläche treibt dein Boot
im grenzenlosen dunklen Raum,
gewiegt von einem Zukunftstraum,
befreit von allem, was dich einst bedroht.* (s.u.)
Ein langer Schlaf nur ist der Tod.

Wir haben dort jetzt zwar wieder 8 Silben, jedoch ist es so viel angenehmer zu lesen. Jetzt gleiten die Zeilen, wie es sich für einen romantischen Text gehört. (Die Stimmung des Gedichtes erinnert ein wenig an Novalis.)

"In unendlich weiten Raum" ist nicht nur metrisch an dieser Stelle fehlplatziert, sondern hier stimmt auch die logische Syntax nicht.
Wenn der Raum unendlich ist, dann ist er auch weit, das braucht nicht noch verstärkt werden. Unendlich ist aber synonym zu grenzenlos und dunkel könnte der Raum hier sein, da ja von der untergehenden Sonne, einem langen Schlaf und gar vom Tode die Rede ist.
Wenn aber der dunkle Raum nicht erwünscht ist, könnte ich noch den "zeitenlosen weiten Raum" anbieten, der eine gangbare Alternative darstellt.
Was aber nicht geht, ist in den Raum treiben.
Ich weiß, daß sich "in weiten Raum treiben" sehr poetisch anhört, es ist aber faktisch falsch, da ein Ding zwar in den Weltraum, nicht aber in den Raum an sich treiben kann, denn es befindet sich ja schon in diesem Raum. Ohne Raum gäbe es kein Ding, ohne Ding keinen Raum, beide können sich nicht verlassen.

*Ein wenig problematisch ist auch Zeile 6, weil hier ein Hilfsverb fehlt, was ein wenig störend wirkt. Obwohl die "bedrohlichen Ereignisse" in der Vergangenheit liegen, müssen wir sie also in die Gegenwart holen, ohne den Zeitbezug zu verlieren.

Anregung:

befreit von allem, nichts mehr was dir droht oder befreit von allem, nichts mehr das bedroht oder aber befreit von allem, was dich sonst bedroht (was mir am besten gefällt).

Aber daran kannst du selbst noch ein wenig werkeln.

Ansonsten geht diese Strophe eigentlich in Ordnung und auch die Aussage ist in ein schönes Metaphernbild gekleidet, das zunächst eine angenehme und romantische Stimmung vermittelt, jedoch auch zum Nachdenken anregt.
Es deutet sich an, daß der Inhalt sich hier nicht vordergründig um das romantische Bild, sondern um den Wunschtraum nach einem besseren Leben, als das jetzige, dreht, denn die Befreiung von vorhandenen Bedrohungen wird ja erwähnt.


Wenden wir uns nun dem zweiten Teil des unzeitgemäßen Gedichtes zu.

Hier betritt das Lyrische Ich zum ersten Male in der zweiten Strophe die Bühne, womit die erste in diesem zweiten Teil eigentlich einen Übergang zu Teil I darstellt, wo noch aus der äußeren Perspektive erzählt wird.
Hier hätte ich auch noch ein paar stilistische Anregungen anzubieten, da manche der Phrasen ein wenig pathetisch klingen, obwohl dies in einem romantischen Ostergedicht ja durchaus angebracht sein kann.
Aber du kannst ja mal schauen, was dir gefällt.

Wie herrlich aus dem kalten Tod
Der Nebelnacht und Sorgen
Sich in den jungen Morgen
Die Sonne hebt im Himmelsrot. (oder in tiefem Rot)

(Der Horizont leuchtet vor Sonnenaufgang oftmals tiefrot.)

Als ich sie heute früh gesehen,
Da stieg mein Herz empor
Und übersang der Vögel Chor
Mit tönend hellem Freudenklang:
"Auch du wirst auferstehen!"

So wird das doppelte "sang" und das "und" an dieser Stelle vermieden und es bleibt Spielraum für eigene Änderungsideen.

Ich komme mir als Schwärmer vor
Der wirre Zeilen schreibt; --
Und dennoch bleibt
Der Lobgesang
Mir lang im Ohr.

Lobgesang wäre für ein österliches Gedicht doch durchaus geeignet und würde zudem eine echte Reimalternative zu Klang darstellen.

Im zweiten Teil steht also die Auferstehung und damit das Osterfest im Vordergrund und wäre demnach ja eigentlich doch zeitgemäß, doch könnte der Titel so interpretierbar sein, daß sich in der heutigen Zeit immer mehr Menschen vom christlichen Glauben abwenden und daher ein solcher Text eben doch unzeitgemäß ist.

In diesem Sinne würde ich also sagen: Ziel erreicht und ein ordentliches und romantisches Ostergedicht mit Pathos und Enthusiasmus pünktlich zum Einstand abgeliefert, dem ein ehrliches lyrisches Bemühen zu Grunde lag.

Eine religiöse Diskussion möchte ich an dieser Stelle vermeiden, denn es gilt hier den Inhalt und nicht eine Weltanschauung zu besprechen.

Ich hoffe, ich konnte ein paar anregende Gedanken mit dieser Besprechung hinterlassen und habe dich nicht gleich erschlagen und abgeschreckt.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.04.2011, 12:45   #4
Thomas
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Hallo Dana,
vielen Dank für deinen Kommentar. Ich war sehr erleichtert, weil ich mich sofort verstanden gefühlt hab. „Sicher wissen“ im Sinne von „beweisen“ kann man das natürlich nicht. Das macht aber gar nichts, da der Bereich des Beweisbaren begrenzt sein muss. Aber die Poesie ermöglicht es uns (als Teil der schöne Kunst) auch unbeweisbar Wahres sagen.
Viele Grüße
Thomas

--------------------------------------------------------------------------
Ich habe die beiden Beiträge zusammengeführt. i.A. der Moderatin Falderwald
--------------------------------------------------------------------------

Hallo Falderwald,

danke für die anregenden Gedanken, sie haben mich gar nicht abgeschreckt, im Gegenteil. Das mit den Groß- und Kleinbuchstaben am Zeilenanfang ist mir gar nicht aufgefallen und kommt daher, dass ich, als ich meine Notizen aufschrieb, den PC wechselte und das Word-Programm des zweiten PCs mir nach der Entertaste automatisch einen Großbuchstaben macht. Deshalb ist auch das „I“ in der vierten Zeile (die ich nachträglich verschlimmbessert habe) groß geraten.

Du hast recht, die vierte Zeile geht so gar nicht, alles was du sagst stimmt, und das Wort "grenzenlos" ist so zutreffen, dass ich mich wundere, warum ich nicht selbst darauf gekommen bin. Aber "dunkel" ist der Raum ganz und gar nicht. Was hältst du davon, wenn ich ganz einfach sage: "in eine grenzenlosen Raum"?

Auch mit der Zeile 6 hast du wohl Recht. Ich habe das fehlende Hilfsverb für eine "lässliche Sünde" erachtet, aber jetzt stört es mich auch. Die Idee "einst" durch "sonst" zu ersetzten ist gut, aber der Bezug auf die Vergangenheit geht dabei doch verloren. Der ist mir hier sehr wichtig. Vielleicht könnte man sagen: "befreit von allem, was dich hat bedroht." Es klingt etwas hart und das "hat" ist durch die Umstellung sehr betont. Ganz glücklich bin ich damit noch nicht.

Dein Vorschlag für die erste Strophe von Teil II ist sprachlich sehr schön, aber er trifft nicht ganz, was ich empfinde. Ich denke tatsächlich an die Sonne, die es geschafft hat, die das Dunkelrote überwindet die zwar noch in rötlichem Himmel steht, aber schon beginnt golden zu erstrahlen.

Die Wiederholung des Wortes "sang" kommt daher, dass das Herz beim Emporsteigen sang und sang und sang… Normalerweise soll man nicht wiederholen, aber hier muss es einfach sein, denke ich.

Dein Vorschlag "Lobgesang" ist sehr gut, viel sinnlicher als "Hoffnungsklang".

Ich muss natürlich noch etwas nachdenken, aber als Zwischenstand wäre folgendes zu notieren:

Unzeitgemäßes Gedicht

I

Ein langer Schlaf in sanftem Abendrot,
Du merkst der Sonne Sinken kaum,
Auf glatter Fläche treibt dein Boot
In einen grenzenlosen Raum,
Gewiegt von einem Zukunftstraum,
Befreit von allem, was dich hat bedroht.
Ein langer Schlaf nur ist der Tod.

II

Wie herrlich aus dem kalten Tod
Der Nebelnacht und Sorgen
Hebt in den zarten Morgen
Die Sonne sich in gold‘nem Rot.

Als ich sie heute früh gesehen,
Da stieg mein Herz empor
Und übersang der Vögel Chor
Und sang mit hellem Freudenklang:
"Auch du wirst auferstehen!"

Ich komme mir als Schwärmer vor
Der wirre Zeilen schreibt; -
Und dennoch bleibt
Der Lobgesang
Mir lang im Ohr.


Ich habe jetzt alle Zeilenanfänge mit Großbuchstaben geschrieben. Gibt es Gründe für Groß- oder Kleinschreibung, oder ist es nur Konvention? Vom Schriftbild gefällt mir Großschreibung oft besser, aber manche Gedichte lesen sich dann schwieriger.

Nochmals vielen Dank für die Anregungen mit der Bitte um weitere Kommentare.

Viele Grüße
Thomas

Geändert von Falderwald (25.04.2011 um 13:53 Uhr) Grund: Beiträge zusammengeführt
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.04.2011, 15:38   #5
Falderwald
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Hallo Thomas,

ich habe deine beiden Antworten zu einem Post zusammengefügt, weil es bei uns, wie in den meisten Foren, üblich ist, dies in einem Beitrag abzuhandeln, also ein sogenanntes Doppelposting zu vermeiden.
Und hier muss gleiches Recht für alle gelten.

-----------------------------------

Selbstverständlich bleiben Änderungsvorschläge immer nur Anregungen, weil niemand einen Text besser kennt, als der Autor selbst.
Der Kommentator kann sich also nur von "außen" an den Text heran arbeiten und trifft daher manchmal neben die eigentlichen Intentionen des Autors.

Zur Veränderung der Zeile 4 in Teil I kann ich nur sagen, daß ich das anfangs auch so in Betracht gezogen habe.
Jedoch käme durch diese Umstellung eine Doppelung zum Tragen, weshalb ich das wieder verwarf:

In einen grenzenlosen Raum,
Gewiegt von einem Zukunftstraum,

Zudem stellt sich hier die Frage in welchen Raum das Boot treibt. Das bleibt mir zu unbestimmt, denn so viele Räume gibt es schließlich nicht.
Und da hier wohl ein spezieller Raum gemeint ist, finde ich, daß er schon einer näheren Definition bedürfte, sonst bleibt es m. E. zu schwammig.

Zu Zeile 6 will ich erwähnen, daß ich diesen Gedanken auch hatte, es aber ebenfalls wieder verwarf, da die Einfügung des Wortes "hat" an dieser Stelle eine unschöne Inversion darstellt, die mir ebenfalls nicht gefällt.

Zu Strophe 1 in Teil II kann ich nur sagen, daß ich mir unter einem "zarten" Morgen nicht viel vorstellen kann. Gibt es auch einen wilden oder einen harten Morgen? Ich glaube kaum. Ein Morgen kann z.B. jung, schön, hell oder dunkel sein, aber zart?
Zur Sonne möchte ich noch anmerken, daß es mir nicht stringent erscheint, wenn sie das "Dunkelrote" überwindet.
Schließlich ist sie der ursächliche Grund für die Färbung des Horizonts und die Himmelsröte kündigt ihren bevorstehenden Aufgang an.

Zum singenden Herzen möchte ich noch anmerken, daß es hier der Doppelung gar nicht bedarf. Das Herz "übersingt" doch schon den Vogelchor, ist also demnach schon viel lauter, so daß das zweite "sang" hier eher störend, als verstärkend wirkt, denn der Leser hat das singende Herz ja schon vernommen.

Aber wie schon gesagt, kann ich nur die Wirkung des Textes auf mich beurteilen, so wie er bei mir ankommt.
Andere Kommentatoren sehen das vielleicht anders und dann ist es auch gut.

Wenn ich aber ein solch ausführliches Feedback abgebe, dann möchte ich dies auch gewissenhaft tun und nichts unter den Teppich kehren, was mir als Leser, auf den das Gedicht ja wirken soll, auffällt.


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.04.2011, 20:15   #6
Thomas
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Hallo Falterwald,

ich habe wenig Erfahrung mit Foren, ich dachte es ist höflicher den Teilnehmern einzeln zu antworten und wusste gar nicht, dass das ein Doppelposting ist. In Zukunft mache ich es in einer Antwort.

Ich verstehe alle deine Punkte sehr gut und bin mit dem, was ich als Zwischenstand bezeichnet habe, noch nicht zufrieden. Aber es ist sehr schwer, ein Gedicht, wenn es einmal da steht, zu verbessern, und manches lässt sich auch nur schwer logisch begründen. Vielleicht habe ich mich auch verleiten lassen, zu schnell zu antworten. Und vielleicht kommen ja noch, wie du sagst, ergänzende Anregungen von anderen Kommentatoren. Ich bin gespannt was am Ende dabei herauskommt. Mein Pegasus jedenfalls scharrt mit den Hufen und ist frohen Mutes.

Bis bald und liebe Grüße
Thomas
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.04.2011, 21:29   #7
Falderwald
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Guten Abend Thomas,

das war auch nur als Hinweis gedacht, niemand hat gemeckert, doch wenn ich in einen fremden Beitrag eingreife, muss ich das auch kenntlich machen und begründen.
Ich will gerne kurz erläutern, warum das so ist:
In einem Forum stehen alle Gedicht quasi in einem freien Wettwerb zueinander. Dabei möchte jeder seinen Text gerne auf der Hauptseite möglichst oben plaziert haben.
Der Faden mit dem letzten Beitrag rutscht automatisch an die erste Stelle, egal welchen Einstellungsdatums er ist und wann der letzte Eintrag war.
Um so ein unfaires Pushing zu vermeiden, muss der letzte Eintragende warten, bis sich jemand anders zu Wort gemeldet hat.
In einigen Fällen im unteren Mitgliederbereich wird das nicht so eng gesehen und bei Fortsetzungsgeschichten ist es sogar erlaubt, weil notwendig, doch im Allgemeinen und vor allen in den Textforen gilt diese Regel.
Ich denke, das ist im Sinne eines fairen Wettbewerbs angebracht und als notwendig einzusehen.
Erforderliche Änderungen kann jeder Autor später selbstverständlich an seinem Beitrag vornehmen und jemand anderen per PN darauf hinweisen.

---

Deine Einwände kann ich gut nachvollziehen.
Jetzt haben wir die Problemstellen lokalisiert und erörtert, finden jedoch aufgrund der inhaltlichen Differenzen bezüglich der Stimmung im emotionalen Bereich des Textes nicht zueinander, weil wir zwei völlig verschiedene Betrachtungsebenen besitzen.
Ich weiß, was es heißt, ein Gefühl in einen Text zu legen und wie schwer es ist, eine feierliche Stimmung in Worte zu fassen und diese dem Leser zu vermitteln.
Deswegen ist es wahrscheinlich kaum möglich, Patentlösungen anzubieten, man kann lediglich Anregungen hinterlassen, weil es eben nicht der eigene Text ist.
Ob sich noch jemand hier meldet, kann ich leider nicht sagen und wenn, dann ist dies auch nicht unbedingt mit einem solchen Austausch verbunden, denn dafür muss man Zeit investieren.
Meine Kommis sind auch nicht immer so lang.

Das war sozusagen zum Einstand und vom Osterhasen...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.04.2011, 10:25   #8
LyTau
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Hallo Thomas,
dein Gedicht, das du uns pünktlich zur Osterzeit geschenkt hast, hat mich begeistert, denn die Bilder, die du in Worte gekleidet hast, sind nicht nur schön, sondern sie gehen auch in die Tiefe und sie berühren; denn dein Gedicht betrachtet und beschreibt eine existenzielle Glaubensbeziehung. In dem 1. Teil beschäftigt sich LyI mit den Gedanken an den Tod und versucht, eigene Vorstellungen zum Thema Tod in Worte zu fassen.

2.Teil, 1.Str. LyrI beobachtet einen Sonnenaufgang der sich aus dem Morgengrau erhebt und dieses Bild der Auferstehung Christi gleichsetzt. Ein wunderschönes Bild! Aus der Dunkelheit ins Licht. Aus der Unwissenheit in die Klarheit über den Lauf des Lebens.
Und mit diesem religiösen Bild wird eine jubelnde Hoffnung präsentiert: "Auch du wirst auferstehen"…denn nach dem Tod folgt: Das Licht, das ewige Leben. (2.Str. 2.Teil)

In der 3. Str. kommt LyrI zurück auf den Boden der Tatsachen, aber drückt aus, dass dieser Eindruck des neues Tages als ein Bild der Hoffnung und der Auferstehung, die gleichzeitig in Verbindung mit eigenem Schicksal verbunden ist, seitdem im LyrI immerwährend nachklingt.

Thomas, das sind einfach wunderschöne Bilder!

Was die Technik anbelangt: Du verwendest zwar Reim, aber mit ungleichen Zeilenlängen, was ich als passend und zeitgemäß betrachte und was mir persönlich auch oftmals mehr gefällt, denn durch die ungleichen Verslängen kann man dem Gedicht eine besondere Dynamik verleihen. Und das ist dir besonders in dem 2. Teil gelungen.
Trotzdem habe ich zwei Anregungen:
a) 2.Teil, 1.Z.: das Wort „kaltem“ würde ich in "stummen" umwandeln. Rein gefühlsmäßig, aus dem Bauch heraus, würde es mir besser ins Bild passen.

b) Und dann würde ich die Anfangsbuchstaben in den Zeilen nicht durchgängig groß schreiben, sondern nur dann, wenn es wirklich sein muss. Ich habe irgendwie das Gefühl, die Großbuchstaben am Anfang jeder Zeile behindern den Lesefluss. Ich zeige es dir anschaulich, was ich genau meine (ich habe auch einige Kommata reingestreut):

Ein langer Schlaf in sanftem Abendrot,
du merkst der Sonne Sinken kaum.
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befreit von allem, was dich hat bedroht.
Ein langer Schlaf nur ist der Tod.

II

Wie herrlich aus dem kalten Tod,
der Nebelnacht und Sorgen,
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Als ich sie heute früh gesehen,
da stieg mein Herz empor
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und sang mit hellem Freudenklang:
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der wirre Zeilen schreibt.
Und dennoch bleibt
der Lobgesang mir lang im Ohr.



Sehr gerne gelesen und kommentiert: Ein Gedicht, das auch in mir lange nachklingen wird.

herzliche Grüße
lyTau

Geändert von LyTau (28.04.2011 um 10:05 Uhr)
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Alt 30.04.2011, 07:19   #9
Thomas
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Hallo LyTau,

herzlichen Dank für deinen einfühlsamen Kommentar, natürlich auch für die Kommas und die Anfangsbuchstaben. Besonders gefreut hat es mich, dass du gesehen hast, was mit dem lyrischen Ich in Verlauf des Gedichtes geschieht.

Nett, dass du darüber hinwegsiehst, dass ich "zwar" Reime verwende. Ich bin tatsächlich der nicht sehr "zeitgemäßen" Meinung, dass Reime in der Lyrik hilfreich sind, poetische Ideen auszudrücken. Alles was sich hinten reimt, ist beileibe kein Gedicht, aber ganz ohne Reime geht’s fast nicht. Oder anders ausgedrückt, nur wenigen ist das Sprachgefühl gegeben, um (wie Goethe) einen "Prometheus" zu schreiben.

Deine Kritik am "kalten Tod" ist treffend. Jetzt, wo du es sagst finde auch ich es zu abgegriffen und merke erneut, wie hilfreich es ist, wenn man über Gedichte sprechen kann. Aber "stumm" finde ich auch nicht sehr passend, weil ich hier ein Adjektiv brauche, was auch zu "Nacht" passt und möglichst ein "A" haben sollte, um die Vokalmelodie nicht zu stören. Nach einigem Nachdenken ist mit die Lösung "bang" eingefallen, "banger Tod" ist etwas überraschend und es gibt "bange Nächte", in denen man wach liegt, auch lässt es die Sorge anklingen, von der die Hoffnung befreit.

Viele Grüße
Thomas
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Alt 30.04.2011, 10:15   #10
Falderwald
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Guten Morgen Thomas,

auch wenn deine Antwort an LyTau gegeben war, möchte ich kurz noch etwas einwerfen:

Der "bange" Tod trifft es überhaupt nicht.
Wieso sollte der Tod bang sein?

Der Tod ist ganz bestimmt nicht bang, das träfe höchstens auf den Menschen zu, der sich vor dem Tod fürchtet.
Der kalte Tod war auf jeden Fall besser gewählt, weil der Tod eben kein Gefühl beinhaltet, nicht wertet, sondern einfach eintritt und somit jedes Lebewesen irgendwann heimsucht (außer Johannes Heesters ).

Kalt ist hingegen "nur" eine Zustandsbeschreibung, doch bang bezeichnet eine Gemütsregung, die ich dem Tod an sich abspreche.

Diese Veränderung scheint mir also nicht logisch nachvollziehbar.


Liebe Grüße

Falderwald
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