25.08.2012, 12:23 | #1 |
TENEBRAE
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August, Samstag vormittag
Ein Glockentaumeln küsst die Hügelränder,
die ferne Blaskapelle kniet im Klang. Ein sachtes Innehalten quert die Länder und schmeckt nach Feiertagen und Gesang. Die Morgenkühle duckt sich ungeständig noch scheu in Talestiefen um den Bach, der Tag wird mündig, reibt sich eigenhändig die letzten Nebel fort und gibt sich wach. Wo seid ihr einig meinem Sein und Werden, scheint er zu fragen, und ich weiß nicht was ich darauf sagen soll. Mir ward auf Erden kein mit Dazugehören und kein Maß. Vielleicht nur darum weiß ich so zu deuten, was sich an Welt vor meinem Sehnen regt - ich weiß mich ungebunden neu zu häuten mit jedem Tag, der meinen Geist bewegt. Ein leiser Wind greift in die grünen Wogen besonnter Hügel, wie in reife Ähren ein weiser Landmann fasst, was er gezogen, bedacht zu prüfen, und ich wollt, es wären die Tage alle so: Beseelte Stunden aus klaren Bildern vor entrücktem Schauen, das selig erntet, was es tief empfunden, um täglich neu mir diese Welt zu bauen.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (01.09.2019 um 13:08 Uhr) |
03.09.2012, 21:57 | #2 | ||
Slawische Seele
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Lieber eKy,
war das ein katholischer Feiertag? (Das kam so über mich.) Dieses Gedicht hat eine andere, neue Wirkung auf mich. Es entstehen viele Bilder und Stimmungen. Man lässt sich anfangs ganz auf Natur ein, genießt und dann sieht man das lyr. Ich und hört auf seine Gedanken. Die Naturbilder bleiben, aber sie stimmen nachdenklich, für Augenblicke sogar melancholisch und verwandeln sich in eine tiefe Sehnsucht. Zitat:
Zitat:
Und doch, ist beides verlässlich - jene Momente und die andere Wirklichkeit. Selbst beim Kommentieren fällt es schwer, die "andere Wirklichkeit" zu benennen. Der Leser hält lieber an den Bildern und Klängen fest. Dein Gedicht verführt dazu - es berührt eine vertraute Empfindsamkeit. Gern gelesen, genossen und "gesinnt". Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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04.09.2012, 11:40 | #3 | ||
Erfahrener Eiland-Dichter
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hihihi,
den guten erich ausgrechnet mit "katholischen feiertagen" in verbindung zu bringen - das wird ihm vermutlich noch die letzten kopfhaare sträuben! aber es stimmt schon: hier kommt eine sehr feierliche, fast andächtige stimmung herüber, und ein wenig wehmut auch, quasi zwischen den zeilen: Zitat:
Zitat:
mögen noch viele gute (sams)tage diesem einen folgen! lg, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! |
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04.09.2012, 15:17 | #4 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Hi, Dana, Larin!
Vielen Dank für eure Gedanken! So abwegig ist jener an einen katholischen Feiertag beileibe nicht - hier in Österreich auf dem Lande ist man SEHR katholisch und nimmt das sehr ernst, da kann man meckern, wie man will. Es könnte durchaus so ein Feiertag gewesen sein - und anders als larin denkt, verzweifle ich nicht daran. Gegen Gemeinschaftsrituale, Tradition und bäuerliche Borniertheit ist nun mal kein Kraut gewachsen (Achselzuck). Oder es war eine Hochzeit, eine Einweihungsfeier, ein Jubiläum, ein Dorffest,... der Möglichkeiten sind viele, und die Glocken werden für sowas alle Nase lang geläutet. Hier ist es ja auch nur der Einstieg, der "Background", die Hintergrundkulisse für die Überlegungen des Lyrich angesichts der Gesamtstimmung im Zusammenspiel ferner Menschenklänge und erhabener Natur. Ich ließ mich bei diesem Gedicht ganz frei "fließen", dahinrinnen. Es entstand, wie es wollte. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (16.10.2012 um 20:54 Uhr) |
16.10.2012, 21:33 | #5 | ||||
Lyrische Emotion
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Beiträge: 9.912
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Servus Erich,
ich habe mal ein wenig gestöbert und fand dieses Gedicht hier, nebst der dazugehörigen Kommentare. Als ich mit dem Lesen einstieg, dachte ich, ja, das ist es. Ich war in meinem Leben erst drei Mal in Österreich, zwei Mal in Wien und einmal in Salzburg, während eines längeres Aufenthaltes in Flachau. Aber das ist lange her, viel zu lange. In den letzten 30 Jahren habe ich eure schöne Alpenrepublik lediglich als Transitstrecke missbraucht, um nach Südtirol bzw. Italien, aber hauptsächlich nach Slowenien zu gelangen. Aber auch dort entstanden mir unvergessliche Bilder und wenn ich noch einmal dorthin kommen sollte, dann möchte ich es so, wie von dir beschrieben. Da ich jetzt auch wieder relativ fit bin, würde ich dann mit larin in Wien bummeln gehen und dich, mein lieber Erich, über alle erreichbaren 3000er scheuchen, zwar nicht, um sie zu erklettern, sondern um sie wandernd zu erforschen. Das können wir dann gern auch sonntags machen, wenn die anderen in die Kirche gehen. Allerdings, und ich betone, das war jetzt rein stimmungsabhängig, entstand mir beim erst Lesen spontan ein anderer Eindruck, so daß ich mich mit einem Scroll nach oben erst einmal vergewissern musste, ob wir hier in der richtigen Rubrik sind... Zitat:
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Allerdings würde ich dafür dann folgende kleine Änderungen vorschlagen, auch wenn ich deine Einstellung dazu kenne: Mein Glockentaumeln küsst die Hügelränder, die ferne Blaskapelle kniet im Klang. Mein sachtes Hinnehalten quert die Länder, es schmeckt nach Feiertagen und Gesang. Nein, Spaß beiseite, ich finde dieses Gedicht sehr schön und tiefsinnig, beschreibt es doch des Lebens ständiges Auf und Ab in anschaulichen Bildern. Auch scheint der Protagonist seine Wünsche schon auf ein recht realistisches Maß reduziert zu haben, weil er zu einer gewissen Einsicht gelangt ist, sich mit dem zufrieden zu geben, was das Leben ihm zu bieten hat. Und doch bleibt am Ende die Hoffnung auf eine gute Zeit erhalten. Das Gedicht hat mir mit seinen zeilenübergreifenden Reimen und seiner klar strukturierten Sprache sehr gut gefallen und ich hoffe, du nimmst mir den kleinen Scherz am Anfang nicht allzu übel... Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
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17.10.2012, 00:22 | #6 |
TENEBRAE
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Hi, Faldi!
Keine Sorge, ich krieg nicht so schnell was in den falschen Hals. Allerdings hülle ich mich bezüglich aller Umstände, die meine Glocken zum Taumeln bringen, lieber in diplomatisches Schweigen! Dana und du wart glaube ich letztes Jahr schon zu meinem Dichtertreffen eingeladen, aber da konntet ihr nicht, soweit ich mich entsinne. Heuer gab's auch ein Treffen, allerdings nur für Mitglieder von "LyriKern.de" (mit 2 speziellen Ausnahmen). Nächstes Jahr, wieder irgendwann so Juli, Anfang August, gibt es voraussichtlich wieder ein Treffen bei mir. Näheres bei Interesse per PN. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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