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Abends am Strand Sinnliches und Erotisches

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Alt 31.08.2010, 21:09   #1
Blaugold
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 23.02.2009
Ort: BadenWürttemberg
Beiträge: 526
Standard Mehrsinnig, offen und weit

Ich kann es nicht wirklich begreifen,
nicht aufgreifen im Nachhinein.
Und jetzt bin ich müde, gelandet;
ganz da fühl ich großartig klein
mich festgezurrt an rosa Schleifen,
von Frieden und Sattheit umrandet.

Es war wohl Ekstase. Ich fühlte nicht dich,
nicht mich oder sonstwie den Raum oder Zeit.
Die angenehm hautnahe Anspannung wich
der berstenden Lust. Da war jetzt kein Ich.
Nicht eng, es war mehrsinnig, offen und weit!

Jetzt fühl ich mich müde und großartig klein,
denn das hält noch an, so im Nachhinein.
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Alt 01.09.2010, 06:40   #2
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

hallo blaugold,

eine berührende nachlese ist das - und was ganz besonders berührt, ist die tatsache, dass der weg in die transzendenz genau durch den körper führte.
verblüffend?
nur für den, der glaubt, das es "niedere instinkte" gibt.

wer einmal erfahren hat, dass das ewige allem vergängliche innewohnt, der beginnt, achtung zu entwickeln, oder , um deine eigenen worte zu verwenden:
denkt fortan "mehrsinnig, offen und weit".

möge es noch lange anhalten!

lg, larin
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Alt 05.09.2010, 16:29   #3
Blaugold
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 23.02.2009
Ort: BadenWürttemberg
Beiträge: 526
Standard

Hallo larin

im Grunde verstehe ich deinen Kommentar und es könnte dahingehend auch so sein, wie du anmerktest. Viele Erfahrungen sind meist nur unzureichend beschrieben (worden). Wir versuchen sozusagen vieles aus zweiter Hand zu erklären und zu definieren. Fast jeder hat das Wort "Transzendenz" wohl schon gehört und möchte es verstehen. Doch ohne die eigene Erfahrung davon bleibt es ganz sicher nur ein Aufgreifen von Konventionen.

Allerdings wollte ich in meinem Gedicht gar nicht ganz so weit gehen.
Das Lyrische Ich schreibt von seinen Empfindungen unmittelbar nach einem Orgasmus, nach Sex mit dem Partner. Klar, so denkt man wahrscheinlich nicht wirklich danach. Nur der Poet.

Eigentlich ganz banal. Der Titel soll die Grenzüberschreitung des engen ICH-Seins während des Höhepunktes beschreiben, das sich ja zugunsten der Ekstase/Euphorie auflöst. Im Nachhinein ist zwar eine Erinnerung im LI, aber sie ist eben nicht mehr das, was es tatsächlich ist. Denn Erinnerungen sind eng an das Gedächtnis gebunden.

Ich danke dir für deine ebenso plausible Interpretation zum Gedicht.


Blaugold
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Alt 15.10.2011, 15:50   #4
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
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Hallo, Blaugold,

dieses Gedicht von dir stammt zwar aus einer Zeit vor meiner "Eiland-Landung", aber ich möchte es gerne kommentieren.

Ich bin immer ein wenig erstaunt, wenn ich ein "gereimtes" Erotikgedicht lese. Mir persönlich gelingt es bisher nicht, intensive Gefühle in "Reime" zu "legen". Da "sträubt" sich mir die "Feder". Um so mehr gefällt es mir, zu lesen, dass andere es können.

Interessant ist das Versmaß. Es variiert in Strophe 1 noch, während es in Strophe 2 und 3 fast ausschließlich (bis auf eine Stelle) in einen daktylischen Rhythmus übergeht. (Bei Erotikgedichten bin ich, im Gegensatz zu sonst, nicht "festgelegt" auf metrische Regeln.)

Das passt schön zum Inhalt, denn während das LI in der ersten Strophe noch zwischen "Staunen" und "Entspannung" schwankt, gibt es sich dann dieser hin.

Dem entspricht auch das Reimschema: abcbac, dedde, ff. Fein gemacht, der Wechsel zum umarmenden und zuletzt zum Paareim!

Wenn ich einen Abschnitt aus deiner Antwort an a.c.larin zitieren darf:

Zitat:
Das Lyrische Ich schreibt von seinen Empfindungen unmittelbar nach einem Orgasmus, nach Sex mit dem Partner. Klar, so denkt man wahrscheinlich nicht wirklich danach. Nur der Poet.
Genau so habe ich den Text verstanden, noch bevor ich die Kommentare und deine Antworten las. Mhm, ob "man" wahrscheinlich danach nicht wirklich so denkt, sondern nur der Poet - ich weiß nicht. Aber in jedem Fall sind es sehr schöne und poetische Gedanken, die dieses Werk "aussendet".

Zitat:
Da war jetzt kein Ich.
Nicht eng, es war mehrsinnig, offen und weit!
Das ist meine persönliche "Lieblingsstelle". In einem Buch las ich einmal (lange her, ich habe längst vergessen, in welchem, aber die Zeilen blieben "haften") Folgendes:

Zitat: Ich habe mich verloren, um mich in deinen Armen neu geboren wieder zu finden.

Ein schönes Gedicht, das ich sehr gerne gelesen und kommentiert habe.

Liebe Grüße

Stimme
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