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Alt 31.03.2017, 10:03   #1
Chavali
ADäquat
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 12.994
Standard Liebe verzeiht?

Eine meiner Freundinnen rief mich an, ob ich sie kurzfristig besuchen könne.
Und nun sitze ich hier in ihrem tiefen Sessel und sie hockt angespannt auf der Couch.
Erzählt mir mit bebenden Lippen von ihrem Mann, dem sie vertraut und der sie betrügt -
eine Liebschaft, eine Affäre, ein Verhältnis oder was auch immer....

Meine Gedanken schweifen ab und ich kann nicht mehr richtig zuhören.
Ich denke an meinen Mann, dem ich selbstverständlich vertraue. Selbstverständlich?
Was ist schon selbstverständlich. Auch diese Selbstverständlichkeit muss erst einmal erworben,
erarbeitet werden und erhalten bleiben.

Mein Mann würde mich nie betrügen - davon gehe ich aus. Kann ich wirklich davon ausgehen?
Gegen dieserart Versuchung ist doch niemand gefeit!
Trotzdem, nein, meiner liebt mich zu sehr, das würde er nicht übers Herz bringen
und damit unsere Ehe gefährden.

Was soll ich tun, fragt meine Freundin.
Das ist nicht so leicht zu beantworten, sage ich.
Wenn du ihn liebst, verzeihe ihm. Liebe verzeiht. Folge deinem Gefühl, deinem Bauchgefühl.
Verzeihe ihm so lange, bis du es nicht mehr kannst. Rede mit ihm, frage ihn nach dem Grund,
dann siehst du klarer.
Sie weint leise und bleibt stumm.

Wir haben einen Garten, etwas außerhalb der Stadt.
Meist fährt mein Mann nach der Arbeit noch hin und am Wochenende sind wir beide da.
Was, wenn er gar nicht im Garten ist wochentags? Wenn er auch eine heimliche Geliebte hat?
Wieso zweifele ich plötzlich...

Meine Freundin weint immer noch. Schau mal, spreche ich ihr Mut zu. Such das Gespräch, in aller Ruhe.
Denk darüber nach, wie sehr du ihn liebst und wie dein Leben ohne ihn wäre.
Stolz hin oder her. Liebe fragt nicht nach Stolz, Liebe ist Gefühl.
Sie lächelt mich an und ich nehme sie in den Arm.
Ich wünsch dir alles Glück der Welt, sage ich zum Abschied.

In dieser Nacht kommt mein Mann nicht nach Hause. Aus seinem Handy spricht die Computerstimme,
dass er nicht zu erreichen wäre.
Mir wird heiß und kalt und mein Herz klopft bis über den Kopf, als er endlich die Tür aufschließt.
Ich falle ihm um dem Hals: Um Himmels willen, was ist passiert?
Nichts, was nicht schon längst passiert ist, sagt er kühl und schiebt mich weg.

Nein, ich habe es nicht geahnt, nicht wissen können.
Werde ich ihm jemals verzeihen?
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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