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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 24.06.2013, 20:17   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Der letzte Spaziergang

Nur einmal mehr, bevor ich endlich gehe,
den einen Weg noch schaffen nach den Wiesen,
da ich als Kind gespielt, nur einzig diesen,
den ich im Schmerz so deutlich vor mir sehe:

Als Knaben liefen wir ihn alle Tage,
als wär es nichts, gedankenlos und frei -
nun fragt mich jeder Schritt, wie weit es sei,
und jedes Atemholen wird zur Plage!

Das war ich wirklich einst, so schwerelos,
so unbefangen springend, so lebendig
aus jeder Beuge schnellend, flink und wendig,
den Kopf voll Träumen - und die Füße bloß!

Und was ich war, das will ich mit mir tragen
durch jedes Keuchen auf dem Weg dorthin,
wo ich lebendiger gewesen bin,
bevor die Sinne mir den Dienst versagen.

Dort will ich blicken über Zeit und Auen,
will mich versickern lassen in den Tag,
bis mir der abgelaufene Vertrag
die Augen schließt, um ein Danach zu schauen...
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (06.03.2016 um 10:55 Uhr)
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Alt 24.06.2013, 20:25   #2
Thomas
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Standard

Hallo Erich,

ich denke, das ist sehr gut geraten. Es erinnert mich spontan an Eichendorffs "Letzte Heimkehr".

Ich habe keinen Verbesserungsvorschlag zu machen.

Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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Alt 24.06.2013, 20:47   #3
Chavali
ADäquat
 
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Beiträge: 13.004
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Oh ja, Erich -

ein Highlight an Inhalt, Form und Sprache.
Ein Rückblick und ein Ausblick.

Es macht ein wenig sentimental, weil wir alle irgendwann mal einen letzten Spaziergang machen.

Sehr schön und weich die letzte Strophe:
Zitat:
Dort will ich blicken über Zeit und Auen,
will mich versickern lassen in den Tag,
bis mir der abgelaufene Vertrag
die Augen schließt, um ein Danach zu schauen...
Sehr gern gelesen!
LG Chavali

__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 25.06.2013, 15:14   #4
Erich Kykal
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HI, Thomas, Chavi!

Vielen Dank für euren Zuspruch!
So arg ist es bei mir natürlich noch nicht, aber ab einem gewissen Alter plagen einen doch schon ausreichend Wehwehchen, um sich den weiteren Ablauf drastisch ausmalen zu können!
Wie heißt es so schön? - Das Leiden des Alters ist notwendig, um uns mit unserem Sterben zu versöhnen! Wem alles nur noch wehtut, der geht leichter, vielleicht irgendwann sogar gern!

LG, eKy
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Alt 25.06.2013, 18:51   #5
Thomas
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Hi Erich,

Zähne zusammenbeißen (solange noch vorhanden) und dableiben!

Liebe Grüße
Thomas
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Alt 26.06.2013, 11:17   #6
a.c.larin
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hi erich,
ich sags ja immer: der körper ist ein verschleißartikel!
sollten wir uns darüber wundern?
eigentlich nicht.
auch autos und computer halten schließlich nicht ewig.

wie schön, dass du aber dichterisch-mental keinerlei verschleißerscheinungen zeigst.

lg, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
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Alt 29.06.2013, 21:02   #7
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Lärchen!

Autos und Computern ist es allerdings wurscht, wie lange sie funktionieren...

Lädierte Grüße, eKy
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Alt 30.06.2013, 06:36   #8
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Zitat:
Autos und Computern ist es allerdings wurscht, wie lange sie funktionieren
da hast jetzt du wieder recht.

jedenfalls kenne ich das mit dem mühsameren spazieren laufen auch schon - und es nervt ziemlich!

es gibt allerdings auch die sogenannten "bessere tage"
da scheint alles wie früher zu sein.

fazit: man wird bescheiden und freut sich der kleinen erfolge.
(und erkennt mit bedauern, wie viele davon man einstmals eingesteckt hat, ohne sie überhaupt zu bemerken)

den rat von thomas würd ich allerdings nur mit großer vorsicht befolgen!
(zähne zusammenbeißen? nur wenn die nicht drohen, sich auch zu verabschieden)


ich denke, im großen und ganzen wird die natur schon recht haben, mit dem, was sie tut: sie entsorgt das alte und macht platz für neues.
ist ja nur das kleine ego, das glaubt, sich dem mahlstrom der zeit widersetzen zu müssen.....( da gehts meinem ego nicht anders als deinem. )

heute schlaflos und daher schon früh auf den beinen,
lg, larin
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Alt 30.06.2013, 09:42   #9
Erich Kykal
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Schlaflos? Wie das? - Ich hoffe, kein gesundheitliches Problem! (Naja, würde zum Gedicht passen...)

LG, eKy
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Alt 05.03.2016, 10:16   #10
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
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Hallo eKy,

beim Durchblättern deines Buches "Tiefgänger" bin ich auf dieses Gedicht gestoßen, das mir hier entgangen ist. Aufgefallen ist mir im Buch in S3Z4 die Passage "und die Füsse bloß!" Da du sonst durchgängig das "ß" dort verwendet, wo es auch heute noch hingehört (und ja auch nicht in der Schweiz lebst, wo das "ß" schon längst abgeschafft ist, konnte es sich bei "Füsse" statt "Füße" nur um einen unbemerkt gebliebenen Schreibfehler handeln. Nun finde ich dies auch hier wieder.

S4 :

Zitat:
Dort will ich blicken über Zeit und Auen,
will mich versickern lassen in den Tag,
bis mir der abgelaufene Vertrag
die Augen schließt, um ein Danach zu schauen...
lässt mich, da ich deine Weltanschauung kenne, etwas ratlos zurück: Welches Danach willst du schauen, nach dem letzten Gang, da ist doch nichts mehr? Im Buch lautet der Titel "Der letzte Gang", hier titelst du "Der letzte Spaziergang".

Sehr gern, die Sprache wie immer bewundernd, gelesen.

LG Fridolin
__________________
Reime zu schütteln, gilt vielen als Nonsens von Spaßern, nichts Rechtes!
Aber die Spaßer mit Ernst suchen im Unsinn den Sinn!
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