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Alt 07.09.2011, 10:55   #1
Sanssouci
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Beiträge: n/a
Standard Längst wird es Herbst

Längst wird es Herbst.
Der Morgennebel trübt den Blick
auf einen weiten Horizont.
Bizarr hält eine Wolkenfront
die Sonnenstrahlen noch zurück.

Längst wird es Herbst.
Die Katze fängt sich eine Maus.
Schon wehen Blätter hin und her
von links nach rechts - und immer mehr
verlieren sich vor meinem Haus.

Längst wird es Herbst.
Die Äpfel reif, das Korn gemäht,
von Strohballen jetzt Kinder hopsen.
Die ersten Vögel ziehn. Wir mopsen
uns eine Frucht von Nachbars Beet.

Längst ist es Herbst.
Und Jahr um Jahr verblasst, verblüht.
Am Abendhimmel leuchten Sterne,
der Tag geht schnell zu Ende. Gerne
hätt ich den Sommer noch bemüht.

Geändert von Sanssouci (13.09.2011 um 09:36 Uhr)
 
Alt 08.09.2011, 21:00   #2
Stimme der Zeit
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
Registriert seit: 15.03.2011
Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Hallo, Sanssouci,

ein schön geschriebenes Gedicht, das vom Herbst des Lebens erzählt. Ich assoziiere besonders mit den Blättern, die sich vor dem Haus "verlieren" die verstreichende Zeit. Blatt für Blatt wird "umgeblättert" und Blatt für Blatt, Tag für Tag vergeht ...

Mir gefällt auch das Bild der Wolkenfront, die "bizarr" wirkt. Unerwartet? Auch die "Banalität" der kleinen Ereignisse des Alltags findet in deinem Werk seinen Platz, denn "mittendrin, einfach so" fängt die Katze eine Maus. Das LI hat sicher Kinder (vielleicht bereits Enkel), die mit den "Strohballen" spielen - symbolisieren die Strohballen Geschenke, Geschichten oder Ähnliches?

Aber das LI besitzt doch noch ein Fünkchen "Kindheit", denn es geht mit den Kindern in Nachbars Beet eine Frucht "mopsen".

Der Tag, jeder Tag geht (zu) schnell zu Ende. Ich kenne das, je älter man wird, desto "schneller" scheint die Zeit zu vergehen. Leider kann man den "Sommer" nicht festhalten ...

Ich verspüre einen "Hauch" Melancholie, aber auch eine Art "friedliche Annahme" dessen, was uns gegeben ist. Ich seufze ein bisschen, aber das Gedicht ist nicht traurig stimmend. Fein, wie es die Stimmung transportiert.


Jetzt muss ich trotzdem ein wenig "kritteln":

Zitat:
Längst wird es Herbst.
Der Morgennebel trübt den Blick
auf einen weiten Horizont.
Bizarr hält eine Wolkenfront
ein Sonnenstrahlen noch zurück.
Ich verstehe, im Sinne von "sonnig" strahlen, aber es wirkt doch eher wie ein Fehler ... Wie wäre es, wenn du vielleicht doch

"die Sonnenstrahlen noch zurück"

in Betracht ziehst? Denn sonst müsste es korrekterweise

"ein Strahlen der Sonne noch zurück"

lauten, was überhaupt nicht ins Metrum passt.
Zitat:
Längst wird es Herbst.
Die Katze fängt sich eine Maus.
Schon wehen Blätter hin und her
von links nach rechts - und immer mehr
verlieren sich vor meinem Haus.
Hier möchte ich nicht wirklich kritisieren, aber "verlieren" sich die Blätter vor dem Haus oder "versammeln" sie sich nicht eher?

Zitat:
Längst wird es Herbst.
Die Äpfel reif, das Korn gemäht,
von Strohballen jetzt Kinder hopsen. - ein bisschen inversiv, aber ich fand keine passende Alternative, ohne den "Strohballen" aufgeben zu müssen
Die ersten Vögel ziehn. Wir mopsen
uns eine Frucht von Nachbars Beet.

Längst ist es Herbst.
Und Jahr um Jahr verblasst, verblüht.
Am Abendhimmel leuchten Sterne,
der Tag geht schnell zu Ende. Gerne
hätt ich den Sommer noch bemüht.
Vielleicht setzt du ein *Sternchen hinter Frucht? Nicht jeder weiß, dass hier von Feldfrüchten die Rede ist, es wirkt etwas "missverständlich". Eigentlich wachsen Früchte auf Bäumen, und ein Beet ist kein Feld ...

Ich hoffe, du nimmst mir meine Vorschläge und Anmerkungen nicht "übel". Es sind ja eigentlich auch nur Kleinigkeiten, denn mir gefällt dein Herbstgedicht wirklich gut.

Deshalb noch zum Schluss etwas Positives: Die Wiederholung des ersten Verses (Kehrvers) finde ich sehr ansprechend, besonders auch die leichte Variation in der letzten Strophe, was gut zum Inhalt passt. Es wird Herbst - und dann ist Herbst.

Sehr gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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Stimme der Zeit ist offline  
Alt 13.09.2011, 09:36   #3
Sanssouci
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Beiträge: n/a
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Hallo Stimme der Zeit!
Danke für deine ausführliche Betrachtung meines Herbstgedichtes. Darüber habe ich mich sehr gefreut.
Zu deinen Anmerkungen:
Die Idee mit ein bzw. die Sonnenstrahlen finde ich gut. Sie wird sogleich übernommen.
Das Versammeln der Blätter hatte ich auch zuerst im Kopf, dann aber dachte ich an Abschied nehmen, an Herbst, an Fallenlassen und fand das Verlieren passender. Jetzt fiel mir noch eine andere Möglichkeit ein: "Verkreiseln". Ich bin mir noch nicht im Klaren, was nun (für mich) besser passt von den drei Möglichkeiten.
Die Inversion in S 3, Z 3 geht für mich in Ordnung.
Dass man Früchte nicht nur vom Baum, sondern auch vom Feld ernten kann, sollte meines Wissens einigermaßen verbreitet und von daher bekannt sein. Da kann ich auf eine *-Anmerkung verzichten bzw. hast du es ja schon ausreichend erklärt.
Toll dass du auch die Variation der Z 1 in der letzten Strophe erwähnst.
Danke für dein Lob und deine positiv-kritische Rückmeldung.

Es grüßt dich Sanssouci
 
Alt 30.10.2011, 14:30   #4
Chavali
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Hallo Sanssouci,

da blättere ich die Rubrik so durch und finde hier dein schönes Herbstgedicht.
Es gefällt mir sehr! Hier sind alle Gefühle vereint, die im Herbst allgegenwärtig sind.
Man findet sich ab mit den Gegebenheiten des Herbstes, der Wind bläst die Blätter, nun ja, so ist es eben.
Pragmatismus.
Und dann auch Melancholie:
Zitat:
Längst ist es Herbst.
Und Jahr um Jahr verblasst, verblüht.
Am Abendhimmel leuchten Sterne,
der Tag geht schnell zu Ende. Gerne
hätt ich den Sommer noch bemüht.
Diese Strophe ist mir die liebste, weil ich diese Stimmungen mag.
Interessant auch das Reimschema: Bunt wie Herbstblätter und niemals langweilig wie ein ausgefeiltes Metrum.

Sehr gern gelesen!
Herbstlich freundliche Grüße,
Chavali
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© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline  
Alt 01.12.2011, 11:31   #5
Sanssouci
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Hallo Chavali,

da sag ich doch einfach mal DANKE für dein Vorbeischauen und für das hinerlassene Lob! Hab' mich sehr darüber gefreut!

Grüße von Sanssouci
 
Alt 01.12.2011, 14:11   #6
maria-antonia
Neuer Eiland-Dichter
 
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Beiträge: 1
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Hallo Leute,

ich finde das Gedicht über den Herbst wirklich cool.

Ich habe auch ein Gedicht, allerdings nicht zum Herbst, sondern über den Wein.

In vino veritas
das ist echt krass
Daß im Wein die Wahrheit liegt
ist gut weil so die Ehrlichkeit siegt
Du kannst nen edlen Tropfen trinken
um entspannt in den Schlaf zu sinken
Wein ist eine tolle Sache
die ich immer wieder mache
Gelobt seien alle Winzer sehr
und die guten umso mehr
Und zu Weihnachten ich die Wege lenke
in Richtung der tollen Weingeschenke
Deshalb und das ist bestimmt nicht hohl
sage ich zu euch allen - zum Wohl!

Das war mein Weingedicht! Hoffe, es gefällt euch.

Maria-Antonia

----------------------------------------------

Link editiert.

Stimme der Zeit
i. a. der Moderation

Geändert von Stimme der Zeit (01.12.2011 um 15:47 Uhr)
maria-antonia ist offline  
Alt 01.12.2011, 15:50   #7
Stimme der Zeit
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Hallo, Maria-Antonia,

abgesehen von Links zu Wikipedia und YouTube-Verlinkungen in speziellen Unterforen des internen Mitgliederbereichs sind Verlinkungen ohne vorherige Absprache mit Moderation und Administration nicht gestattet. Bitte lies dir diesbezüglich noch einmal die Eiland-Regeln durch.

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Stimme der Zeit ist offline  
Alt 01.12.2011, 17:08   #8
Sanssouci
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Hallo Maria-Antonia!

Danke für deinen coolen Eintrag zu meinem Herbstgedicht.
Weshalb stellst du dein Wein-Gedicht nicht unter deinem Namen ein?
Dann kann man es auch kommentieren. Wäre doch mal ne Idee, oder?

Grüße von Sanssouci
 
Alt 02.12.2011, 16:22   #9
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

hallo sanssouci,

glückwunsch zu deinem herbstgedicht!
(obwohl man mittlerweile schon sagen muss: längst wird es WINTER)
umso lieber habe ich mich auf die strohballen gehockt und dem eben erst um die ecke biegenden sommer hinterdrein gewunken!

da werden wir jetzt wohl noch ein weilchen warten müssen.


der sommer bleibt in unsern sinnen
ist winter draußen! doch da drinnen
wärmt uns erinnrung an das licht.
die dunkelheit verzehrt uns nicht!

tut sie es doch, dann nimm die flöte
zur hand: sie zaubert fort die nöte,
die manchmal unser herz umschlingen.
spiel, musikant! vor allen dingen

ist die musik, manch zarte weise,
ein boot, das trägt. die lebensreise,
sie sei erfüllt von ihrem klang!
dann wird kein winter je zu lang.

liebe grüße,
larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
a.c.larin ist offline  
Alt 20.12.2011, 10:37   #10
Sanssouci
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Liebe A.C.!

Das hast du aber schön (und so passend) gedichtet. Hab' mich sehr darüber gefreut und bedanke mich herzlich dafür. Die Überraschung war um so größer, als ich erst jetzt deinen Eintrag entdeckt habe.
Danke auch für dein Lob bzw. deinen hinterlegten Glückwunsch.

Weihnachtliche Grüße fliegen nach Wien zu dir von Sanssouci
 
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