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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 14.09.2009, 20:07   #1
Elly
Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 24.08.2009
Ort: Köln
Beiträge: 63
Standard Nebel

Raureif nässt die Füße
grauer Dunst steigt aus den Gräben
von den Wiesen
und der Nebel
legt ein fahles Tuch aufs Land
das kein eisiger Hauch
vermag zu heben.

Kälte schnürt der Weide
klamm die Kehle zu
schon längst rauscht hier kein Blätterdach
verstummtes Geäst ragt erstarrt in den Nebel
der ein letztes vergilbtes Blatt umfasst
kann nicht entlocken dem frostigen Wind
ein einziges Flüstern.

Der Nebel ist ein weicher Tod
beraubt die Natur ihrer Stimmen und Farben,
lautlose schwarze Vögel nur
und rot verwesende Rosen
ohne Widerhall schlägt das Herz
darf auf Antwort nicht hoffen.

Alles ist allein mit sich selbst
eingehüllt in feuchtkalten Schleier
getrennt vom Leben
kehrts sich nach innen
jetzt allein wird es lange so bleiben
deine Wärme und dein Licht
in diesem Nebel find ich sie nicht.
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Alt 16.09.2009, 15:37   #2
Louis Lazar
ComMODa
 
Registriert seit: 09.08.2009
Ort: Zürich, Schweiz
Beiträge: 314
Standard

Liebe Elly,

Ratlosigkeit macht sich breit. Ich gestehe, dass ich bei der Lektüre ein wenig voreingenommen war, weil ich kein grosser Verfechter der "freien Form" bin - zu oft wird sie als Entschuldigung herangezogen. Trotzdem habe ich mich um einen klaren Blick bemüht.

Dein Werk zeigt durchaus viele gute Ansätze. Folgende Stellen, beispielsweise, gefallen mir hervorragend:

Zitat:
Der Nebel ist ein weicher Tod
beraubt die Natur ihrer Stimmen und Farben,
(Auch wenn ich hier in der zweiten Zeile stolpere.)

Zitat:
Kälte schnürt der Weide
klamm die Kehle zu
oder auch:

Zitat:
der ein letztes vergilbtes Blatt umfasst

Die Wortwahl ist teilweise gut gelungen und ich kann mir vorstellen, dass sich mit Geduld und Musse einiges daraus machen liesse. Was mich auch gleich zur Kritik überleitet (Hier musst du nicht weiterlesen, wenn du nicht magst. ):

Rhythmisch komme ich an einigen Stellen wirklich nicht klar. Zeilen wie "das kein eisiger Hauch", "ragt erstarrt in den Nebel" und "kann nicht entlocken dem frostigen Wind" bleiben mir im Halse stecken und ich falle beim Lesen auf die Nase. Dabei hat es doch teilweise ein Metrum drin...

Beispielsweise die letzten zwei Zeilen, die du erstaunlicherweise reimst.

Zitat:
deine Wärme und dein Licht
in diesem Nebel find ich sie nicht.
XxXxXxX
xXxXxXx

Du hast sogar die richtige Silbenanzahl getroffen.

Zitat:
grauer Dunst steigt aus den Gräben
von den Wiesen
und der Nebel
XxXxXxXx,
XxXx,
XxXx,

So würde zumindest ich diese Zeilen betonen und an solchen Stellen lese ich gerne weiter. Auch zeigst du auch ein gewisses Gefühl für den Takt, weil du ab und an den Syntax verdrehst, um nicht aus dem gebastelten Metrum zu fallen.

Zitat:
kann nicht entlocken dem frostigen Wind
Zitat:
darf auf Antwort nicht hoffen
oder hier:

Zitat:
vermag zu heben
Leider bleibst du trotz der Verdrehungen selten im Rhythmus.

Da wäre noch eine Kleinigkeit:

Zitat:
schon längst rauscht hier kein Blätterdach
Hier würde ja - rein theoretisch - noch ein "mehr" hingehöhren, nicht? Du hast es aber weggelassen, um in der poetischen Sprache zu bleiben. Leider verliert der Satz dann allerdings, meinem Erachten nach, seine Logik.


Alles in allem bleibt ein gemischter Eindruck. Du bist nicht aus der gebundenen Form ausgebrochen, um frei zu schreiben, sondern du schreibst frei, ohne zu wissen, dass du es auch gebunden könntest. Das ganze Gedicht erscheint mir verunsichert und fragil. Die vielen guten Ansätze - und die seien hier noch einmal betont - gehen im fehlenden Rhythmus und der verdrehten Sprache unter.

Doch meine Kritik ist subjektiv und erhebt keinen Anspruch auf Richtigkeit. Vielleicht ist auch alles ganz anders.


Liebe Grüsse und nichts für ungut,
Louis Lazar
Louis Lazar ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.09.2009, 16:00   #3
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard

Liebe Elly,

ich mag freie Verse auch nicht so sehr, aber hier hast Du mir ein großes Gefallen entlocken können.
Der Nebel - falls nicht schon dicht - wird verdichtet.
Wenn mir auch einige Wendungen nicht zusagen, denn:
Kann man einer Weide die Kehle zuschnüren?
I c h sah nicht den Baum, ich sah die Kuhweide . Das sollte m.E. deutlicher sein. Evtl.

"Der Trauerweide schnürt jetzt
die Kälte klamme Adern zu" .... oder so ähnlich.

Ansonsten:
Herrliche Metaphern! Viele davon wirklich unverbraucht und für mich Naturgedichtenarren bezaubernd!

Metrik ist mir immer noch ein Fremdwort.
Aber eine schöne Melodie vermag ich zu erkennen!

Lieben Gruß
von
cyparis
Leier ist offline   Mit Zitat antworten
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