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Satire Zipfel Für Zyniker und andere Fieslinge

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Alt 19.01.2017, 21:49   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Standard Dummes Bauchgefühl



Dummes Bauchgefühl


Die Welt erreicht mich nur noch bruchstückhaft,
in etwa wie nervöses Nervenzucken,
weil ihre Narretei, in kleinen Schlucken
genossen, meinem Geist schon Schmerz verschafft.

Ich lege Zügel bloßem Lendensaft
und meiner großen Klappe an, im Ducken
vor diesem Anblick muss ich auch nicht spucken,
am Ende kostet das nur meine Kraft.

Verschlossen habe ich die dunklen Pforten,
denn bloßer Dummheit lässt sich nichts entgegnen,
sie blüht wie Unkraut auf an allen Orten.

Ich täte sie so gern mit Lyrik segnen,
doch leider fehlt es mir dafür an Worten.
O lieber Gott! Lass Hirn vom Himmel regnen!


Falderwald
. .. .
19.01.2017, 20:05 Uhr MEZ

__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 19.01.2017, 22:12   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Faldi!

Eine Frage:
"Bloßem Lendensaft Zügel anlegen" - soll das bedeuten, auf Sex um seiner selbst willen zu verzichten, wenn er lieblos ist - oder will das LyrIch Ejakulat sparen? - Jedenfalls kommt die Formulierung schon ein wenig schräg rüber ...

Die andere Deutung wäre eine organisch bauchbezogene: Verdauungsflüssigkeit als "Lendensaft" verfehlt mE. aber das erwünschte Bild, denn zum einen heißt es ja ganz schlicht "Magensaft", zum anderen verbindet man mit den Lenden viel eher einen das Gemächt betreffenden Inhalt - wie meine erste Deutung ja beweist ...

Auch rein organisch liegen die Lenden einiges unter dem Magen!

S4Z1 - Statt des etwas tapsigen "täte" käme hier ein "würde" besser.

Schön geschrieben, aber insgesamt finde ich mich nicht so recht ins Bild: Spricht hier das Bauchgefühl selbst als LyrIch oder beschreibt ein LyrIch hier sein Bauchgefühl? Die Bilder verschwimmen ineinander. Dass es das Bauchgefühl selbst ist, wird von der Conclusio konterkariert, denn ein Bauchgefühl, ganz mit sich selbst zufrieden, würde nie nach Hirn rufen, nach logischem Kalkül.
Ich sehe hier also eher ein Hirn als LyrIch, das Zuflucht im körpereigenen Bauchgefühl sucht, weil es an der Dummheit der Welt verzweifelt. Aber was sagt das als Bunker benutzte Bauchgefühl eigentlich dazu?

Ich ersuche um Klärung!

Gern gelesen - ich vermute, du willst mit diesen Zeilen einem in letzter Zeit erlebtem Frust Luft machen. Das Gefühl kenne ich und kann es nachempfinden, gerade als Dauerdompteur bei den geistig und moralisch Unfertigen ... Zur Zeit verhält sich die Weltpolitik ja auch verdächtig nach Pausenhofregeln - so weit vorhanden!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (21.01.2017 um 14:01 Uhr)
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Alt 19.01.2017, 22:14   #3
Thomas
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Lieber Falderwald,

ich habe fast einen Schrecken bekommen und mich gefragt, ob es etwas sehr Ernstes ist, mit dir. Aber die Schlusszeile hat mich beruhigt und ich konnte Schmunzeln.

Liebe Grüße
Thomas

P.S.: Morgen hält der Wichtigling ja seine Antrittsrede, mal sehen, was es da regnet.
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Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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Alt 23.01.2017, 21:32   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus Erich,

Zitat:
Zitat von Erich
Eine Frage:
"Bloßem Lendensaft Zügel anlegen" - soll das bedeuten, auf Sex um seiner selbst willen zu verzichten, wenn er lieblos ist - oder will das LyrIch Ejakulat sparen?
Ich bin doch nicht blöd!!!

Das ist eine saloppe Formulierung und ich dachte, sie käme rüber, wenn man den Kontext betrachtet.

Ich fange mal vorne an:

Da sitzt einer, der Tag für Tag die blödsinnigsten Nachrichten aus der ganzen weiteren und näheren Welt über sich ergehen lassen muss. Da jagt eine Krise die andere, Krieg und Fanatismus reichen sich die Hände, das ganze System des Kapitalismus wackelt, überall schießen die kleinen Egoisten wie die Pilze aus dem Boden und wenn man sich dazu noch die Not und das Elend der Menschen anschaut, daneben diejenigen, die Not und Elend auch an friedlichen Orten verbreiten, dann könnte man eigentlich daran verzweifeln. Also lässt man das nicht mehr an sich ran, oder eben nur noch bruchstückhaft, damit die eigene Moral und Ethik daran keinen Schaden nimmt.

Auf jeden Fall ist der Typ so fertig, dass er sich (natürlich nur rein fiktiv) vornimmt, nicht mehr seinem dummen Bauchgefühl zu folgen, das ihn ständig und beharrlich dazu drängt, jeder sich anbietenden stinkenden Muschi mit hartem lyrischen Schwanz sein intellektuelles Meinungsejakulat einzuhämmern. Also hält er mal die Klappe und duckt sich einfach darunter weg, damit er nicht ob all der auf ihn einstürzenden Kotze selbst anfangen muss zu spucken. So ein kräftiges Erbrechen mit Magenkrämpfen kann sehr kräftezehrend sein.
Das alles habe ich versucht, in nette Worte zu kleiden.

Also macht er einfach dicht und lässt den ganzen dummen Mist einfach nicht mehr an sich ran, der ihm überall wie Wildkraut wuchernd begegnet.

Er würde zwar gerne (s.o. sein bedrängendes dummes Bauchgefühl), doch für die versammelte Blödheit des unendlichen Universums auf einem winzig kleinen, biologisch und chemisch verseuchten feuchten Kügelchen Fliegendreck fehlen sogar ihm, dem Dichter, die Worte (das passt ganz bestimmt nicht in 14 Zeilen).
Deshalb sein Wunsch an den Oberhirten, er solle Vernunft, resp. Hirn vom Himmel regnen lassen.

War das jetzt so schwer zu verstehen?

Vielen Dank für deine Gedanken zum Thema...


Moin Thomas,

ich nehme an, du hast das so in etwa aufgefasst, wie beschrieben, auch wenn du zunächst Zweifel an der Gesundheit des Protagonisten bekommen hast.
Obwohl, da ist schon etwas dran, man könnte langsam aber sicher den Verstand verlieren, wenn man sieht, was hier und andernorts so alles abgeht.

Das Problem dabei ist, dass wir aus der Entfernung immer schon ein wertendes Vorurteil parat haben, wenn wir uns in unserer persönlichen Ethik und Moral gestört fühlen.

C'est la vie oder wie der Brite sagen würde - Scheißegal, wie der Stoiker sagen würde.

Vielen Dank für deinen Kommi...


Ich bedanke mich für eure Rückmeldungen...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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