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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 24.08.2012, 23:30   #1
Dana
Slawische Seele
 
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Standard Treffer!

..
.

Grad losgelassen traf sie tief,
die Kränkung, beißend ausgesprochen,
sie nagte, sie verstrickte sich
und schaffte es, sich einzulochen

im Herzen, das mit jedem Schlag
die Wunde fühlte, zwar bedeckt,
doch irgendwann, fast noch im Schlaf,
vom nächsten Tropfen aufgeschreckt,

zerriss das Band im Überlauf.
Zum Giftpfeil wurde jedes Wort
der Herzen im beengten Raum;
was dann geschah, war Seelenmord.

Sie hat das Zauberwort verfehlt
und spannte darum nur den Bogen;
hat losgelassen, ungezielt
den allerletzen Stoß vollzogen.
.
.
.
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 28.08.2012, 13:50   #2
Galapapa
Galapapa
 
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Liebe Dana,
wenn ich Deine Verse richtig verstanden habe, dann erzählen sie von der Entstehung eines Bruchs in einer Freundschaft oder Beziehung.
Sehr schön hast Du beschrieben, wie die alles auslösende Kränkung wie eine Wunde klafft und daraus langsam das kaputt geht, was bisher verbunden hat.
Das "Band zerriss", das Fass lief über und der Konflikt wird zum Krieg.
Unter dem Zauberwort, das das lyrische Ich verfehlt hat, stelle ich mir vor, dass verpasst wurde, im richigen Moment aufeinander zuzugehen und klärende Worte zu wechseln.
Wahrscheinlicher erscheint mir aber, dass mit dem Zauberwort ein absoluter Schlussstrich gemeint sein kann; nur er wäre der gezielte Schuss gewesen, der auch eine Genugtuung gebracht hätte.
Irgendwie werde ich aber auch das Gefühl nicht los, dass ich von Anfang an falsch liege mit meiner Interpretation.
Ich bin mal gespannt: Hab ich die Nuss angeknackt oder nur den Knacker verbogen?
Herzliche Grüße!
Galapapa
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Alt 02.09.2012, 20:48   #3
Dana
Slawische Seele
 
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Lieber Galapapa,

besser hätte ich nicht interpretieren können.

Es ist eines jener "Dinger", die fast von selbst in Reimen kommen. Ich habe danach für mich die Deutung gesucht und gefunden. Du hast sie exakt benannt - ganz besonders in der Version:

Zitat:
Zitat von Galapapa
Wahrscheinlicher erscheint mir aber, dass mit dem Zauberwort ein absoluter Schlussstrich gemeint sein kann; nur er wäre der gezielte Schuss gewesen, der auch eine Genugtuung gebracht hätte.
Nicht ausschließlich "Genugtuung" - Lösung oder "Erlösung" für beide Teile.
Ich habe ja einen Protagonisten ausgelassen. Darin stecken zwei "schuldige" und zugleich zwei wunderbare Menschen.

Du bist ein zuverlässiger Knacker.

Liebe Grüße
Dana
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(Frederike Frei)
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Alt 02.09.2012, 23:07   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Liebe Dana,

das Problem in einer solchen Situation ist doch meist, das sich zwei Menschen gegenüberstehen, die ihre gegenseitigen Schwächen zu kennen glauben, d.h. sich besser und näher kennen.

Ein Fremder oder ein nur weitläufiger Bekannter könnte solche Bestürzungen kaum hervorrufen.

Leider ist es wohl so, daß Menschen, je näher sie jemandem stehen, denjenigen auch am tiefsten verletzen können.
Manchmal wird es gezielt getan, aber oftmals auch aus Unbedachtsamkeit. Da rutscht dem einen etwas heraus, was ihm hinterher sofort wieder leid tut.

Der andere aber denkt sich dann, wenn er das so äußert, dann hat er wohl auch schon darüber nachgedacht und unterstellt somit trotzdem eine absichtliche Kränkung.

Je nachdem, wie auf diese nun reagiert wird, entsteht daraus eine Katze, die sich in den sprichwörtlichen Schwanz beißt.
Dabei wäre es so leicht, mit nur einem Wort, hier das Zauberwort, alles wieder in die rechten Bahnen zu lenken, doch wer soll den Anfang machen?

Das ist dann auch nicht immer so leicht, denn plötzlich sind beide verletzt.
Der eine durch die Äußerung, der andere durch die unterstellte Absicht.

Ein probates Mittel dagegen wäre vielleicht der Humor. Denn wer sich selbst nicht so ernst nimmt, wird auch schneller einen Lapsus eingestehen.

Doch dazu gehören immer zwei, denn wenn der andere nicht will, endet es oft tragisch.

So, wie es in diesem traurigen Gedicht wohl stattgefunden hat.


In diesem Sinne gerne gelesen und kommentiert. .. .


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 03.09.2012, 20:12   #5
Chavali
ADäquat
 
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Beiträge: 13.001
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Liebe Dana,

ich kann deine in poetische Worte gefasste Geschichte oder besser die beschriebene Situation
gut nachvollziehen.
Schon Goethe (?) sagte:
Wir verletzen am ehesten die, die wir am meisten lieben.

Sehr gut gelungen finde die zeilenübergreifenden Reime.
Das Reimschema abcb hat seinen ganz eigenen Reiz und verführt zu intensiver Rezitation.

Gefällt mir sehr gut!

Lieben Gruß,
Chavali

__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 25.09.2012, 21:46   #6
Dana
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Lieber Faldi,

du hast sehr gut interpretiert und das Anliegen verstanden.
Ich kann mich nur bedanken, besonders für das angebotene Heilmittel "Humor". Es ist unschädlich und hat kaum Nebenwirkungen - wird aber viel zu selten gemeinsam "eingenommen", was Bedingung ist. Manchmal gibt es zwei, die es schaffen.

Liebe Chavali,

danke für dein schönes Lob und Verständnis mit dem Goethe-Zitat.
Wir Menschen haben stets den Wunsch fröhlich und lachend zu leben. Warum greifen wir das Finstere und Üble schneller auf?
Ich lasse es so stehen und übe mich bewusster, um meinetwegen, in Leichtigkeit.

Das wünsche ich uns allen.

Liebe Grüße
Dana
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