20.04.2014, 10:22 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Eieiei
Esel-ei
Ein Esel legte mit Geschrei und viel Tamtam ein Osterei. Ein diplomierter Osterhase, der rümpfte ob des Eis die Nase. Es kam ein altes Huhn vorbei und gackerte: "Das ist kein Ei." Der Esel war jedoch entzückt, wie gut ihm dieses s-Ei geglückt: "Es ist modern und seine Form zersprengt genial die alte Norm. Die Farbe, herrlich anzuschaun, ist ein symbolisch-buntes Braun." Fünf Spatzen haben dann geschickt das braune Osterei zerpickt. Der konsternierte Esel fand, es fehle ihnen Kunstverstand.
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller Geändert von Thomas (21.04.2014 um 16:10 Uhr) |
21.04.2014, 04:54 | #2 |
Kiwifrüchtchen
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Lieber Thomas,
tja, wenns dem Esel zu gut geht, geht er aufs Eis tanzen. Findet er kein Eis vor, versucht er sich eben mit Eier legen. Amüsanter kleiner Text, der sicher auch Kindern gefallen würde. Wobei das symbolisch bunte Braun uU allzu wissbegierige Fragen aufwerfen könnte. Etwas Kritik, wenn Du erlaubst: 3 Zeilen am Stück, die mit 'ein' beginnen. S1 Z4 beginnt als einzige betont. Kleine Mängel, die sich mit ein paar Pinselstrichen leicht ausmerzen ließen. Vllt magst Du da nochmals drüberschauen. Sehr gern gelesen und besenft. HG von Lailany
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21.04.2014, 16:13 | #3 | |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Liebe Lailany,
Ei(n)ei(n)ei(n), das ist mir durch die Lappen gegangen. Danke für den Hinweis. Es ist korrigiert Ich hatte auch gedacht, dass es für Kinder sein könnte, habe es aber wegen des (für Kinder unverständlichen) "symbolisch-bunt" lieber hier eingestellt. Liebe Grüße Thomas Zitat:
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25.04.2014, 20:52 | #4 |
Lyrische Emotion
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Moin Thomas,
das ist eine sympathische und humorige kleine Parabel, die uns einmal mehr bestätigt, dass alles relativ ist und nur vom Standpunkt des Betrachters abhängt. In dem alten erfahrenen Huhn musste diese(s) Esel-ei ja geradezu Widerspruch erwecken, wobei man aber bedenken sollte, dass der Kunstverstand mancher Zeitgenossen eben vom üblichen Mainstream abweicht. Sehr schön auch die Zweideutigkeit mit dem Wortspiel "s-Ei" in der zweiten Strophe. Ich könnte mir aber auch durchaus vorstellen, dass dieses Ei für die fünf Spatzen durchaus doch ein Osterei gewesen ist, denn sie haben es ja zerpickt und wer weiß, was sie alles darin gefunden haben. Und was tun wir mit unseren Ostereiern? Die bleiben ja auch nicht heile. Also gibt es noch obendrein dies zum Trost für den Esel und sein schönes farbig braunes Osterei. Ein kleiner Unterton in diesem Gedicht könnte auch die sogenannte "braune Szene" ansprechen, wenn ich mich nicht täusche, nämlich das "symbolisch-bunte Braun". Vielleicht ist es nicht beabsichtigt, aber es passte auch zum Titel. Der Text war unterhaltsam und hat mir gut gefallen. Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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15.05.2014, 10:33 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Lieber Falderwald,
entschuldige meine lange Reaktionszeit. Danke für deinen Kommentar exakten. Die politische Brauntönung hatte ich nicht im Sinn, der Gedanke ist jedoch gar nicht abwegig. Es freut mich, dass du auf die Ambivalenz eingehst, denn sie ist meine Absicht, es ist ja nicht alles Huhn, was gackert - oder war das was mit Gold? Liebe Grüße Thomas
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18.05.2014, 09:07 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Thomas,
so mancher Künstler hat sich schon über die sogenannten Kunstkenner nach einer harten Kritik aufgeregt. Alles Kunstbanausen, heißt es dann, wenn die eigene Genialität nicht erkannt wird und das Kunstwerk als das enttarnt wurde, was es in Wirklichkeit ist, nämlich Mist. So auch dieser Esel, der sich und sein Schaffen verkannt fühlt. Und die Moral von der Geschicht? Ein wenig Mist macht es noch nicht. Dieses Ei würde ich mir zum Frühstück zwar nicht unbedingt auf dem Tisch wünschen, doch habe ich es mir genüsslich auf der Zunge zergehen lassen, denn Humor ist das beste Mittel, einen neuen Tag zu beginnen. Herzliche Inselgrüße Narvik
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Nur der fröhliche Mensch allein ist fähig, Wohlgefallen am Guten zu finden. (Kant) |
27.05.2014, 19:23 | #7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Lieber Narvik,
ja manche Dinge nimmt man mit Humor leichter. Der Esel ist doch sympathisch, er meint es ernst. Nicht so sympathische finde ich die Füchse, die es schaffen, sich ihrer entsprechenden Produkte zu vergolden lassen, und sich dabei ins Fäustchen lachen. Liebe Grüße Thomas
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