16.05.2009, 14:33 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Sie muss den Arsch hinhalten
...und wenn die Kunst in die Pornographie mündet, ist es Pornographie? Pornographie hat diese gewisse Freiheit, denn sie kennt keine Tabus. Auch „etwas andere“ sexuelle Handlungen wären dann nur Pornographie. Das Argument heißt: Freie Entfaltung der Sexualität. Auf den Bereich der Kunst übertragen, hieße das, dass z.B. Darstellungen in mikroskopischen Einzelheiten von sexuellen Beziehungen zwischen Erwachsenen nicht eingeschränkt werden dürfen, wenn sie unter dem Argument einer Kunst oder Satire verteidigt und unter dem Aspekt der freien künstlerischen Entfaltung vom Konsumenten eingefordert wird. Indem sie mit der Freiheit der Kunst gleichgesetzt wird, ist mit dem Anspruch auf Freiheit alles Kunst bzw. Satire, auch Kunst. (Man könnte z.B. den Geschlechtsakt pur mit Musik von King Crimson unterlegen, während man auf einer Bühne zwei vögeln lässt und beides dann nur als bewusst eingesetzte Rahmenhandlung für die eigentliche Aussage deklarieren.) Die eigentliche (künstlerische, klar doch) Aussage wiederum sei dabei wiederum Sache des Zuschauers. Wer getraut sich zu sagen, dass es Pornographie ist? Ich halte nichts von der Vermutung, dass dieser Aktion wahrscheinlich nur Voyeure ihre Aufmerksamkeit widmen. Die Bumsenden könnten genauso gut annehmen, ihr Tun ist Kunst. Man muss ihnen diese Glaubensfreiheit zugestehen; wie alle Glaubensfreiheiten. Auch die Poesie - muss die nicht verblümeln? Unverblümt zu ficken ist eine Sache. Unpoetisch die Sache beim Namen nennen - ist das Kunst? Diese Freiheit der Direktheit - ist das ordinär oder originell? Warum dann überhaupt differenzieren zwischen Art und Unart? Denn, wenn alles Diesbezügliche wegen der Vereinnahmung der freien Darstellungsoption Kunst sei, was ist dann keine? Genau. Nichts. |
16.05.2009, 15:15 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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... Die Belange der Gemeinschaft sind wandelbar. „Wo und in welcher Zeit“ ist die entscheidende Frage. Die strafrechtliche Definition des Begriffs Pornografie basiert auf dem Fanny-Hill-Urteil des Bundesgerichtshofs aus dem Jahr 1969. Das Gericht ging der Frage nach, ob es sich bei Schilderungen geschlechtlicher Vorgänge grundsätzlich um unzüchtige Schriften handelt, die einem Verbreitungsverbot unterlagen. Es kam dabei zu der Erkenntnis, dass eine solche Schrift unzüchtig sei, wenn sie „aufdringlich vergröbernd oder anreißerisch ist und dadurch Belange der Gemeinschaft stört oder ernsthaft gefährdet“. Im Zuge der Strafrechtsreform wurde 1973 der Begriff unzüchtige Schriften durch pornografische Schriften ersetzt. Nach Auffassung des Sonderausschusses des Bundestags für die Strafrechtsreform sind Schriften, Ton- und Bildträger dann als pornografisch einzustufen, wenn sie „zum Ausdruck bringen, dass sie ausschließlich oder überwiegend auf die Erregung eines sexuellen Reizes bei dem Betrachter abzielen und dabei die im Einklang mit allgemeinen gesellschaftlichen Wertvorstellungen gezogenen Grenzen des sexuellen Anstandes eindeutig überschreiten“. Das Internet selbst hat Fakten geschaffen, die diese Wischi-Waschi Definition als ziemlich naiv erscheinen lassen. Es gibt eindeutige Grenzen, die neu definiert werden müssen. Manche Berichterstattungen in den Medien muss ich einfach abschalten, da hört bei mir die Kunst eindeutig auf.
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chorch chorch |
03.06.2009, 01:15 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Hans.B.
Deinem Kommentar möchte ich inhaltlich auf jeden Fall da zustimmen, wo er die Definition enthält, dass Pornographie auf die Erregung sexueller Empfindungen zielt. Nicht nur Internet, denke ich, verwischt diese Umrisse, die wohl in der Standartbezeichnung (immer wieder) neu festgelegt werden müssten, wie du auch kritisch anmerkst. Ich habe in meiner Glosse die Möglichkeit miteinbezogen, dass Pornographie entweder a)schon allein nackte Haut sein kann oder b) Pornographie gar nicht mehr Thema ist, weil die Kunst den Anspruch erhebt, dass nichts zensiert werden soll. Solange Kunst in irgendeiner "Selbstkontrolle" unterscheidet zwischen sexuell erregend und rein für den künstlerischen Ausdruck wird es Diskussionen geben, wo die Grenze zur Pornographie verläuft. Was ich vorwiegend im Text auszudrücken versuche ist, dass mir die Freiheit der Pornographie weit größer scheint, als die der Kunst. Im Endeffekt "lernt" Kunst von der (Freiheit) der Pornographie oder anderen extremen Darstellungen (z.B. Gewalt), oder integriert sie als formalen Ausdruck. Kunst müsste, damit sie in keinster Weise pornographieverdächtig wäre, darüber hinausgehen, sich eben nicht missbrauchen lassen, damit Pornographie im Kleid der Kunst eben als Kunst (miss)verstanden wird. Somit wäre die Person, die erkennt, dass der Kaiser in Wirklichkeit gar kein (Kunst)kleid anhat, diejenige, die das Spiel der Pornographie (hier der Kaiser) durchschaut. Wie es umgedreht aussehen kann, hab ich vielleicht nicht gar so gekonnt in der Glosse darzustellen versucht: Wie sollte man hinter Pornographie erkennen, dass Kunst zum Ausdruck gebracht werden möchte? Ich habe keine Antwort darauf! Wir haben in der Poesie die Fülle der Metapher, die Sinnlichkeit von erotischen Sinnbildern oder Umschreibungen mit analogen Worten. Du hast sicher Erfahrung als Kabarettist auf der Bühne vor Zuhörern Warum ist die Reaktion bei auch noch so schön lyrisch oder poetisch "verpackten" pornographischen Anspielungen im Kabarett oder sonst auf der Bühne wohl immer "ein Knaller"? Warum steht dem Publikum kaum der Mund sekundenlang auf, und es kommt kein kunstverständiges Schweigen über die Lippen ob der Schönheit der poetischen Bilder aufgrund eines Gedichtes, das so schön zweideutig ist? Ich denke, wir müssen nicht darüber streiten, ob man sich der Kunst wegen auf die Schenkel klopft. Je mehr sich Sexualität als Darstellungsform in jeglichen Ausbuchtungen frei macht, desto näher kommen auch sämtliche Darstellungen, die sich nicht mehr Pornographie nennen lassen wollen! Immer dichter rücken demnach auch sexuelle Reize in den Bereich der Kunst, die sich damit einer Duldung ermächtigen wollen. Ob es die Kunst will oder nicht? Ich denke, wenn sie Feiheit hat, braucht sie sich Nötigungen nicht beugen. Blaugold |
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