24.02.2009, 11:24 | #1 |
gesperrte Senorissima
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Ersehnte Rückkehr
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Die Sonne taucht mir das Gemäuer in mattes, kaltes fahles Grau. In meine leergefegte Scheuer blickt nicht der lieben Augen Blau. Der Lärm erfüllt mit dunkler Stille die Räume, die nun viel zu groß in ihrer häßlich trüben Fülle des Geistes, ja! des Lebens bloß. Die Nächte wandeln sich nicht länger zu süßem, duftdurchwirktem Traum. Vor meinem Fenster singt nun bänger die Nachtigall im Erlenbaum. Das Morgens sanftdurchwirkte Röte steigt mir als Pein ins wehe Blut und brennt in meine bittren Nöte Not um Not mit neuer Glut. Es fangen mich die müden Tage mit ihren Eisenklammern ein, und in mein Herz die wilde Klage dringt: Du ließest mich allein. Mein Suchen kann Erfüllung finden erst dann, wenn wieder Deine Hand den Geist mir aus des Schmerzes Gründen zu Deinem Geist emporgebannt. Erst dann wird wieder Sonn' zur Sonne werden, erst dann wölbt wieder sich das Zelt, erst dann blaut Himmel über reichen Erden, erst dann beginnt der Lauf der Welt; erst dann zieht Ruhe in mich ein, erst dann bin ich auch heimgekehrt, erst dann, in Deinem Widerschein: erst dann ist Leben lebenswert. |
24.02.2009, 11:28 | #2 |
ADäquat
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Liebe cypi,
ich bin mir sicher, dass ich dieses, dein Gedicht noch viele Male lesen werde. Es ist ein GEDICHT! Wunderbar! So schmerzvoll, so elegisch, so sehnsüchtig! Ein Meisterwerk. Wert, in die Anthologie zu kommen Was soll ich sagen, außer Lob: Sogar die Wiederholungen in der letzten Strophe gefallen mir, weil sie sein müssen. Sie machen den Text zu einem Liebesgedicht erster Güte. Lobesgrüße, liebe, katzi
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24.02.2009, 11:42 | #3 |
gesperrte Senorissima
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Liebe Supikatzi,
jetzt bin ich aber wirklich verlegen: So überschwängliches Lob läßt mich schier erröten. Was mich besonders freut: Die Wiederholungen in der letzten Strophe erscheinen Dir nicht zu gewollt oder aufgesetzt. Sie mußten nämlich wirklich sein (bei dieser Fast-Apotheose). Hab Dank! Liebe Grüße von cyparis |
24.02.2009, 14:07 | #4 |
MohnArt
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Liebe Cypi,
wie schrecklich, da wurde jemand verlassen und kann sich seit dem an nichts mehr freuen. LI wartet tagein, tagaus, dass das geliebte Wesen wiederkommt und verspricht sich davon den Himmel auf Erden. Nun sind dies meist Träume, die an und für sich eine tiefe Berechtugung haben, aber im eigentlichen Leben eher unwahrscheinlich sind. Nur weil das LD zurückkehrt sind die Probleme, die Gründe des Verlassens meist nicht ausgeräumt. Das wirkliche Glück darf nicht durch die Anwesenheit oder Abwesenheit eines anderen Menschen abhängen, sondern muß m.E. in der eigenen Person und den eigenen Einstellungen begründet liegen. Dein Gedicht vermittelt aber auf wunderbare Weise die Sehnsucht nach dem Gegenüber, mit dem man alle Herrlichkeiten der Welt gerne teilen möchte. Mit lieben Grüße, Klatschmohn Geändert von Klatschmohn (24.02.2009 um 21:35 Uhr) |
24.02.2009, 15:44 | #5 |
gesperrte Senorissima
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Ja, liebe Klatschmohn,
auch Du hast es erkannt: Sehnsucht kann blassmachen. Aber in diesem Gedicht geht es nicht um die Träume, die im Realen unwahrscheinlich sind, sondern um eine zu überbrückende Zeit, von der LyrI hoffte, daß sie schnell vorbeigehe. (Stelle Dir ein Internat vor. Ein bewunderter Lehrer kommt erst sechs Wochen später.) Die "wunderbare Weise" weiß ich sehr zu goutieren! Lieben Dankesgruß von cyparis |
24.02.2009, 19:44 | #6 |
Gast
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Aloha liebe cyparis,
aye, die Räume, in denen die hässlich trüben Geister spuken, sind Seeräuber-Jenny leider nur allzu vertraut. Ein herzergreifendes Gedicht. Aber ein paar Verbesserungsvorschläge habe ich noch: Würdest du nur Not um Not mit neuer Glut schreiben, wäre die Metrik vollkommen. Die Zeilen und in mein Herz die wilde Klage dringt: Du ließest mich allein. gefallen mir nicht so. Mein Vorschlag: und in mein Herz dringt wilde Klage: Du ließest mich zurück allein. Erst dann wird wieder Sonn' zur Sonne werden, erst dann wölbt wieder sich das Zelt, erst dann blaut Himmel über reichen Erden, erst dann beginnt der Lauf der Welt; erst dann zieht Ruhe in mich ein, erst dann bin ich auch heimgekehrt, erst dann, in Deinem Widerschein: erst dann ist Leben lebenswert. Ich wünsche dir von Herzen, dass dieser Zustand bald ein Ende hat. Mitfühlende Grüße Seeräuber-Jenny Geändert von Seeräuber-Jenny (24.02.2009 um 19:46 Uhr) |
25.02.2009, 00:31 | #7 |
MohnArt
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Liebe Cypi,
ich danke Dir für die Leseeinweisung, so erhält der Text für mich ein ganz neues Gewicht. Da bekommt auch die Passage: Mein Suchen kann Erfüllung finden erst dann, wenn wieder Deine Hand den Geist mir aus des Schmerzes Gründen zu Deinem Geist emporgebannt. eine viel stärkere Bedeutung. Es geht demnach nicht nur um die pure Ängste verlassen zu sein, es fehlt ein Antrieb, eine Nahrung des Geistes und der Seele, eben das Emporgezogensein, das Gefühl etwas Besonderes zu sein. Ich kann mir vorstellen, dass viele Menschen ähnlich empfinden. Liebe Gutenachtgrüße, Müdmohn |
25.02.2009, 21:42 | #8 |
gesperrte Senorissima
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Liebe Jenny,
liebe Klatschmoh! Habt Dank für Eure Kommentare. Die Anregungen Jennys will ich mir zu Gemüte führen, vor allem der Zeilenumbruch gefällt mir auch nicht so ganz. Daß ich "Leseanleitung" geben mußte, spricht nicht eben für das Gedicht. Man sollte ja als Dichter nicht zu verschlüsselt schreiben. Das gelingt mir leider nicht immer. Liebe Grüße von cyparis |
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