Gedichte-Eiland

Thomas · 10.03.2016, 21:46

Elektromechanische Romanze

Mein Handy hat sich unsterblich verliebt
in die Spieluhr in meiner Vitrine,
es rattert seither und zwitschert und piept
wie diese alte Maschine,

wie dieser Vogelautomat
von Griesbaum konstruiert,
ein vorelektronischer Apparat
der stromlos funktioniert.

Ich hab den beiden deutlich gemacht,
dass sie nicht zusammenpassen.
Mein Handy heult nun Tag und Nacht
und schrieb, es würde mich hassen.

***Dana*** · 11.03.2016, 11:16

Lieber Thomas,

da steckt soooo viel drin.

Vielleicht nur für mich, trotzdem:

Ich hatte sofort das Bild einer sehr jungen und schönen Tochter. Diese hat sich in einen "unpassenden" älteren (altmodischen) Herren unsterblich verliebt.
Der Papa ist verzweifelt bis energisch, doch Töchterlein rebelliert.
Eltern haben in solchen Situationen gar keine Ahnung von Liebe. Man kann sie dafür nur hassen.

Die gewählten Metaphern, der Titel sind imponierend gut!!!

Selbst die Versmelodie fühlt sich "vorwurfsvoll" an.
Gefällt mir sehr.
Liebe Grüße
Dana

vedena · 18.03.2016, 11:14

Lieber Thomas,

lass die Uhr und das Handy ihre eigenen Fehler machen - sie glauben dir ohnehin nicht.

Du hast uns hier eine wirklich bezaubernde, elektromechanische Romanze geschenkt. Man kann sich eben nicht aussuchen, in wen man sich verliebt, und mag er auch noch so mechanisch sein ...

Mir gefällt's auch.

LG vEdenA

Thomas · 18.03.2016, 14:41

Liebe Dana, liebe vedena,

ich komme erst jetzt zum Antworten und möchte mich für eure schönen Kommentare bedanken. Wo die Liebe hinfällt, es ist immer das alte Spiel.

Liebe Grüße
Thomas

Terrapin · 22.03.2016, 16:47

Das ist wirklich köstlich gedichtet. Und Danas Interpretation von Vater und Tochter passt so innig und hat mir dieses Gedicht um eine Ebene erweitert.
Zu gerne gelesen. So rund und in sich geschlossen.

Bis bald, Pinni.

Thomas · 12.04.2016, 17:09

Lieber Terrapin,

herzlichen Dank für deinen leiben Kommentar, bitte entschuldige die späte Antowrt.

Liebe Grüße
Thomas

10.03.2016, 21:46	#1
Thomas Erfahrener Eiland-Dichter Registriert seit: 24.04.2011 Beiträge: 3.375	Elektromechanische Romanze Elektromechanische Romanze Mein Handy hat sich unsterblich verliebt in die Spieluhr in meiner Vitrine, es rattert seither und zwitschert und piept wie diese alte Maschine, wie dieser Vogelautomat von Griesbaum konstruiert, ein vorelektronischer Apparat der stromlos funktioniert. Ich hab den beiden deutlich gemacht, dass sie nicht zusammenpassen. Mein Handy heult nun Tag und Nacht und schrieb, es würde mich hassen. __________________ © Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller Geändert von Thomas (11.03.2016 um 07:51 Uhr)

11.03.2016, 11:16	#2
*Dana* Slawische Seele Registriert seit: 07.02.2009 Ort: Inselstadt Ratzeburg Beiträge: 5.637	Lieber Thomas, da steckt soooo viel drin. Vielleicht nur für mich, trotzdem: Ich hatte sofort das Bild einer sehr jungen und schönen Tochter. Diese hat sich in einen "unpassenden" älteren (altmodischen) Herren unsterblich verliebt. Der Papa ist verzweifelt bis energisch, doch Töchterlein rebelliert. Eltern haben in solchen Situationen gar keine Ahnung von Liebe. Man kann sie dafür nur hassen. Die gewählten Metaphern, der Titel sind imponierend gut!!! Selbst die Versmelodie fühlt sich "vorwurfsvoll" an. Gefällt mir sehr. Liebe Grüße Dana __________________ Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen, ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei)

18.03.2016, 11:14	#3
vedena Erfahrener Eiland-Dichter Registriert seit: 30.08.2010 Beiträge: 181	Lieber Thomas, lass die Uhr und das Handy ihre eigenen Fehler machen - sie glauben dir ohnehin nicht. Du hast uns hier eine wirklich bezaubernde, elektromechanische Romanze geschenkt. Man kann sich eben nicht aussuchen, in wen man sich verliebt, und mag er auch noch so mechanisch sein ... Mir gefällt's auch. LG vEdenA __________________ Mein Buch "Leitersprossen" ISBN-10: 3853060501 ISBN-13: 978-3853060506 - oder per PN !

18.03.2016, 14:41	#4
Thomas Erfahrener Eiland-Dichter Registriert seit: 24.04.2011 Beiträge: 3.375	Liebe Dana, liebe vedena, ich komme erst jetzt zum Antworten und möchte mich für eure schönen Kommentare bedanken. Wo die Liebe hinfällt, es ist immer das alte Spiel. Liebe Grüße Thomas __________________ © Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller

22.03.2016, 16:47	#5
Terrapin Erfahrener Eiland-Dichter Registriert seit: 27.08.2014 Beiträge: 469	Das ist wirklich köstlich gedichtet. Und Danas Interpretation von Vater und Tochter passt so innig und hat mir dieses Gedicht um eine Ebene erweitert. Zu gerne gelesen. So rund und in sich geschlossen. Bis bald, Pinni. __________________ Das Leben ist eines der schwierigsten.

12.04.2016, 17:09	#6
Thomas Erfahrener Eiland-Dichter Registriert seit: 24.04.2011 Beiträge: 3.375	Lieber Terrapin, herzlichen Dank für deinen leiben Kommentar, bitte entschuldige die späte Antowrt. Liebe Grüße Thomas __________________ © Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller

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