Götterdämmerung

[Mephisto]

Die Religion ist das WC,
auf dem der glaubenstreue Mann
mit seinem Ach und seinem Weh
sich unbedarft erleichtern kann.

Da schwafelt irgendein Prophet
von Göttlichkeit und Paradies,
schon bohrt sich heiliges Sekret
ins Hirn des Narren wie ein Spieß.

Ach, kleiner Mensch, du glaubst es kaum,
wie sich das Dasein amüsiert.
Dein angsterfüllter Göttertraum
hat deinen freien Geist dressiert.

Das lächerliche Ritual
erreicht den großen Höhepunkt,
wenn auf den Knien ein Choral
sein Flehen in den Himmel funkt.

Oh Gott, Jehovah, oh Allah,
oh Götter jeder andren Art,
wann war schon jemals einer da
und hat der Welt sich offenbart?

Ach, kleiner Mensch, du glaubst so viel
für dein internes Seligsein.
Warum lässt dich dein Gott im Spiel
auf dieser Welt jetzt so allein?

In Ehrfurcht ist der Mensch erstarrt,
weil der, der hier nicht richtig frommt,
mit angstbedrohter Gegenwart
als Seele in die Hölle kommt.

Das Universum ist so groß
und steckt doch voller Niedertracht,
wie schwer ist doch des Menschen Los,
weil er sein Leid sich selber macht.

Ach, kleiner Mensch, du glaubst es nicht,
wer alles eine Wahrheit kennt.
So schau im Spiegel dein Gesicht:
Dort siehst du, was man Teufel nennt.