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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 25.08.2014, 12:26   #11
Chavali
ADäquat
 
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Registriert seit: 07.02.2009
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Liebe momo,

Zitat:
dieses Gedicht gefällt mir ausserordentlich gut.
Das freut mich wirklich sehr! Danke
Zitat:
Wer ist der, der Gedichte schreibt?
Ein träumender Wort- und Gedankenfänger
Da hast du gut recht.
Ich füge noch hinzu: ...und fantasiebegabt - das ist, wie ich finde, eine gute Voraussetzung
für stimmungsvolle Gedichte, die berühren auf die eine oder andere Art.

Zitat:
Gerne gelesen und noch lieber mitgeträumt.
Nochmals *danke* für deine Rückmeldung!

Lieben Gruß, Chavali


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© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

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Alt 27.08.2014, 09:42   #12
AAAAAZ
Wortgespielin
 
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Hallo Chavali,

Dein Gedicht, und Faldis Ausführungen waren für mich sehr interessant.
Der Thomas Mann'schen Annahme eines Spieltrieb bei den Beweggründen eines Schreiberlings könnte noch ein biblischer Text entgegengesetzt werden. (So ganz könnte ich dieser Auffassung von Thomas Mann nicht folgen, hinter allem Schreiben den unschuldigen kindlichen Spieltrieb zu vermuten. Z.B. bei Agitationsgedichten oder Prosa mag dies nur bedingt zutreffen, hier steht die Verbreitung und Vertretung einer höheren Idee, einer Ideologie oder eine Motivation und Kritik im Vordergrund, und das Geschriebene wird lediglich Mittel zum Zweck.)
Nun zur Bibelstelle Matthäus 12/13f:
,,Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.
Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens;und ein böser Mensch bringt Böses hervor aus seinem bösen Schatz!"
Letzteres ist nicht mein Favorit, werden hier nicht auch Moralfäden direkt mit eingewoben. Aber diese Wertung und Unterstellung wird ja auch subkutan in manchen Kommentaren spürbar, sodaß dieser Aspekt für mich hierher gehört.
Es mag an beiden Thesen etwas dran sein, scheint mir aber insgesamt so schwer greifbar wie z.B. der Liebesbgriff und somit ist das Lyrische Ich prädestiniert für viel Schwafelei ( meiner inklusive).
Da wäre denn noch die Feigenblatt und Alibifunktion des LI's zu benennen, welche den Schreiber unangreifbar macht, weil er aus dem Elixier der freien Kunst getrunken hat, und angeblich nur seine empathischen Ergüsse zu Papier bringt.
Oder schöpft ein Mensch wirklich aus seiner Phantasie, und was macht diese eigentlich aus?
Zeig mir dein Zimmer, und ich sage dir, wer du bist. In dieser Bauart wird der Literat von seinen Kommentatoren oft zu Tode geritten, und gnadenlos an sein Li gekettet.
Nun, wie soll man sich dem Lyrischen Ich trotzdem nähern?
Ob wir nun ein Schubladenkästchen für den Schreiberling zimmern wollen, oder ob wir uns dem Werk in aller Offenheit und Unvoreingenommenheit stellen wollen, wie einem zufälligen Stein am Strand, ist vermutlich Geschmacksache. Rein werkimmmanente Interpretationen sind begrenzt, tragen aber immer die reine Weste der Unvoreingenommenheit. Nur im Kontext ergeben sich immer wertvolle zusätzliche Anhaltspunkte.
Es liegt vermutlich im Auge des Betrachters, in einem Bild von Picasso das Geniale zu erkennen und sie nicht als persönlichen Ausdruck seiner zerrissenen Lebensphasen mit einer seiner amourösen Verstrickungen oder gar als Ausgeburt von psychischer Pathologie zu betrachten.
Und trotzdem, wer wollte das aufdröseln können, wer wollte deine offene Frage im Gedicht beantworten können.
In meinem Mikrokosmos hänge ich der These an, dass beim Menschen schon alle Spielarten angelegt sind. Er ist grausam, hart, liebesbedürftig, nett, sittsam, pervers,.. alles zugleich, wie eine umfassende ,,DNA" mit allen erdenklichen Perönlichkeitsmerkmalen und - Strukturen. Zeige mir einen Menschen ohne Abgründe und ohne alter Ego. In wieweit er seine inneren Seiten auslebt, mag von vielem abhängen und dem einen oder anderen vielleicht sogar manchmal wie ein persönlicher Käfig erscheinen, wenn er seinen stummen Seiten keine Stimme schenkt. Von daher vermag mich kein lyrisches Ich zu verwundern und überraschen, auch wenn ich den Urheber persönlich kenne. Ich weis um seine inneren Abgründe. Dieser hat ja lyrisch oder prosaisch betrachtet jederzeit alle Möglichkeiten, aus seiner sozialen Nummer und seinem Käfig auszusteigen, mit Hilfe seines LI's. Egal, wie sie zu ihrem lyrischen Ich stehen, der/die Autor/in bleibt der Schöpfer seiner/ihrer Worte. Und der Betrachter muss sich ebenso nachsagen lassen, dass er das lyrische Ich betrachtet, wie er es eben betrachten will, und er macht aus ihm, was er will. Und bei sämtlichen Schöpfungstheorien bleibt er auch wiederum Schöpfer der Betrachtungsweise. LG AZ

Geändert von AAAAAZ (28.08.2014 um 16:26 Uhr)
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Alt 28.08.2014, 18:06   #13
Chavali
ADäquat
 
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Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
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Hallo Wortgespielin,

du wirst deinem Titel ja mehr als gerecht

Über deine Ausführungen zu dem Text habe ich mich sehr gefreut!
Zeigen sie doch deine intensive Beschäftigung mit Inhalt und Aussage.

Einen generellen Spieltrieb würde ich auch nicht vermuten, dafür sind viele Texte viel zu ernst und passen
gar nicht in die Spiel-Abteilung, jedenfalls nicht in die leichte Kategorie.

Da halte ich es doch schon eher mit dem Bibelspruch (ich wusste gar nicht, dass das ein solcher ist ):
Zitat:
Zitat von AZ
Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.
Und offensichtlich haben kreative Kräfte, wie es alle sind, die sich den schönen Künsten zuwenden,
ein riesengroßes, volles Herz

Zitat:
Zitat von AZ
Da wäre denn noch die Feigenblatt und Alibifunktion des LI's zu benennen, welche den Schreiber unangreifbar macht,
weil er aus dem Elixier der freien Kunst getrunken hat, und angeblich nur seine empathischen Ergüsse zu Papier bringt.
Oder schöpft ein Mensch wirklich aus seiner Phantasie, und was macht diese eigentlich aus?
Richtig. Ich möchte auch nicht angreifbar sein. Wenn ich einen dramatischen oder melancholischen Text veröffentliche,
ist das zunächst einmal meine Fantasie.

Generell meine Fantasie - denn wer will schon beurteilen, ob sich das oder dies oder jenes genauso abgespielt hat,
oder ob man nicht etwas dazugedichtet oder etwas weggelassen hat?

Ich selbst bin doch nicht wichtig in dem Text, möchte viel mehr, dass meine Leser sich darin erkennen, sich mitfreuen,
mitleiden und ihre eigene Geschichte daraus basteln.
Ich will berühren mit meinen Texten und das nicht immer in positivem Sinne.
Ich möchte, dass meine Leser sich mit dem Werk auseinander setzen und ihnen Kopfkino liefern.
Das alles möchte ich, wenn mein Dichterherz spricht.

Du fragst, was Fantasie ausmacht. Es ist die kreative Fähigkeit des Menschen - da sag ich dir sicher nix Neues.
Die kreative Vorstellungskraft und die Fähigkeit, sie in Bildern und Gedichten auszudrücken, das ist Fantasie.

Die inneren Abgründe, von denen du sprichst, sind solche Fantasielieferer.
Ohne all diese negativen und positiven Seiten in uns und die Fähigkeit, sie mit Worten darzustellen,
könnte sich unser lyrisches Ich nicht ausleben.

Und, du hast ganz recht, soll doch der Leser oder Betrachter sich ausdenken, ob man selbst oder
das LI in den Texten dargestellt wird

Der Schreiber hat - außer hier in den Foren - dann nichts mehr damit zu tun.


Danke nochmals, sehr interessant, ich habe deine Ausführungen mehrmals gelesen.
Ich hoffe, die Antwort wird deinen Überlegungen gerecht.

LG Chavali


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