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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 17.07.2014, 18:57   #1
Claudi
Senf-Ei
 
Registriert seit: 26.04.2014
Beiträge: 861
Standard Der große Wurf

.

"Den Affen noch, dann ruft das Himmelbett!"
Kaum sprachs der Herr, schon war der Zoo komplett
und plangerecht am sechsten Tag vollendet.
Dann sprach er weiter: "Werf ich den Verschnitt
zusammen mit dem letzten Klumpen Kitt
noch hinterher, so hab ich nichts verschwendet."


.
__________________
.
Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich
Abgestandenen Quark; darüber verträufele Wermut,
Bis aus dem Rührwerk, Burps! endlich das Bäuerchen kommt.
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Alt 18.07.2014, 07:40   #2
Sidgrani
Von Raben umkreist
 
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Registriert seit: 27.12.2009
Ort: Am Niederrhein
Beiträge: 1.051
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Hei Claudi,

ich finde es ganz prima, dass endlich jemand das Buch Genesis zu Ende geschrieben hat und uns die Augen über die Entstehung von Adam öffnet.

Dafür, dass Adam aus dem Verschnitt und dem Rest geformt wurde, ist doch ein stattliches Exemplar daraus geworden, wie man heute noch an uns Männern feststellen kann. Auch Eva, die aus dem Rest vom Rest verschnitten wurde, hat sich im Laufe der Jahrhunderte prächtig gemacht. Die Beschimpfung der Ehefrau: „Du bist der letzte Lumpen“ , ist ab heute in einem ganz anderen Licht zu sehen.

Deine kleine Schöpfungsgeschichte ist witzig und originell, gefällt mir gut.

Lieben Gruß
Sid
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Alle meine Texte: © Sidgrani

"Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch"

»Erich Kästner«
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Alt 18.07.2014, 16:43   #3
Chavali
ADäquat
 
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Liebe Claudi,

dieses zweifellos interessante Teil las ich schon gestern und musste erstmal innehalten...
Nun ist es ein Glück, dass Sid schon geantwortet hat, denn damit
Zitat:
Buch Genesis
kann ich leider wenig anfangen
Und dass Adam und Eva (die auch mir als Atheistin ein Begriff sind) aus Kitt gemacht sein sollen,
entlockte mir ein Lächeln.
Da du aber den Vers hier in die Denkerklause gestellt hast, sollte es wohl keine Satire sein?


Gern darüber nachgedacht hat mit lieben Grüßen
Chavali
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© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

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Alt 18.07.2014, 18:44   #4
Claudi
Senf-Ei
 
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Beiträge: 861
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Hi Sid,

schön, dass Du mit meinem kleinen Auffrischungskurs in Bibelkunde was anfangen konntest. Wie ich sehe, hast Du Dir auch bereits weiterführende Gedanken dazu gemacht, wie es bei einem Gedicht in dieser Rubrik wünschenswert ist. Das freut mich sehr! Danke für Deine lustige Interpretation!


Hi Chavi,

Zitat:
Da du aber den Vers hier in die Denkerklause gestellt hast, sollte es wohl keine Satire sein?
Der Satirecharakter ist bei diesem Ding sicher nicht zu verleugnen. Dennoch ist es auch etwas zum Nachdenken. Ich möchte jetzt noch nicht gleich alles verraten und gebe b.B. später noch ein paar Tipps. Es ist eine Art lyrisches Vexierbild. Je nachdem, aus welchem Winkel Du es betrachtest, kannst Du zu unterschiedlichen Interpretationen kommen.


Danke für Euren Besuch!

Liebe Grüße
Claudi
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Alt 19.07.2014, 08:05   #5
Lailany
Kiwifrüchtchen
 
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Beiträge: 945
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Liebe Claudi,
Du hast mit dem originellen Text dem mM nach unaufregenden Schweifreim ein äußerst peppiges Outfit verpasst.
Mir gefällt diese Version um Längen besser als Dein Original. Sie hat richtig Biss und ist provokanter. Der Titel rundet alles mit nötiger Schärfe ab.
Somit durfte ich ein fein ausgewogen pikant gewürztes Gericht goutieren.
Genau so, wie ich es mag.

Sehr gern gelesen und diesmal nicht gesenft, sondern Hot Chilli Sauce gekleckert.

LG von Lai und ein schönes WE wünsch ich Dir.
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"Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal

Geändert von Lailany (19.07.2014 um 10:51 Uhr)
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Alt 19.07.2014, 10:23   #6
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, Claudi!

Sehr gelungen! Nicht nur der Mensch als "Schöpfung" und "überlegenes Wesen" wird hier herrlich augenzwinkernd demontiert, der Text legt auch schonungslos die Naivität und Unwissenheit der Autoren sog. "Heiliger Bücher" offen, deren kruden Welterklärungsmodellen auf der Basis bronzezeitlichen Wissens von der Welt viele leider auch heute noch unreflektiert und kognitiv völlig vernagelt nachlaufen, bloß weil man ihnen als Kinder beigebracht hat, dass alles stimmen muss, was da drinsteht, bloß weil es eben "heilige" Bücher seien.

Sehr gern gelesen und genossen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 23.07.2014, 00:04   #7
Claudi
Senf-Ei
 
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Liebe Ev,

stimmt, es gab zwei Versionen von diesem Gedicht. Aber die Urfassung ist die oben eingestellte. Ich habe ihr nur einen anderen Titel verpasst. Die Überarbeitung, die ich anderswo in der Rubrik "Humor und Satire" gepostet hatte, fand ich zwar sprachlich einen Tick frecher, sie war mir aber nach der verbalen Zuspitzung letztlich zu richtungweisend. Hier ist sie nochmal:


Sah Tiere

"Den Affen noch, dann ruft das Himmelbett!"
Kaum sprachs der Herr, schon war der Zoo komplett
termingerecht am sechsten Tag vollendet.
Beim Saubermachen warf er den Verschnitt
zusammen mit dem letzten Klumpen Kitt
zum Fenster raus. Wer hätts denn noch verwendet?


Die alte Version gibt mehr Spielraum zur Interpretation und soll jetzt hier stehen bleiben. Ich bin gespannt, was da noch alles drin steckt. Was mich selbst überrascht hat und was ich gar nicht geplant hatte: Nun hat dieses Gedicht sogar eine Wiederauferstehung durchgemacht.


Hi Erich,

es freut mich sehr, dass Dir dieses Schandwerk so viel Spaß bereitet hat. Ich glaube, die Heiligen Schriften sind auch solche Vexierbilder, von inspirierten Menschen verfasst. Wenn man sie in ihrem historischen Kontext begreift, kann man in ihnen all das entdecken, wonach man auf der Suche ist. Nimmt man sie wörtlich und erklärt den daraus resultierenden Quatsch auch für andere als verbindlich, kann man damit ebenso großen Schaden anrichten. Nein, ich werde mir jetzt nicht die Finger herausreißen, mit denen ich das Gedicht getippt habe.

Vielen Dank für Eure Kommentare!


Hi Chavi,

hier nun der versprochene Tipp: Nehmen wir mal das Bild des biblischen Schöpfers als Metapher für einen kreativen Menschen. Vielleicht für einen Dichter, der sich für ein bestimmtes Thema einen begrenzten Zeitrahmen gesetzt hat. Mit diesem neuen Ansatz lässt sich in eine ganz andere Richtung spinnen, und der Titel könnte dabei sogar sein ironisches Outfit ablegen.


Liebe Grüße
Claudi
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Geändert von Claudi (25.07.2014 um 20:00 Uhr) Grund: Formulierung
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Alt 23.07.2014, 17:11   #8
ginTon
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Hi claudi,,

ich finde den Text sehr gut, musste aber immer wieder drüber lesen, um ihn zu verstehen.
So lese ich das erste Zitat, ist es denn eines? dass man sich nach getaner Arbeit ausruhen
soll.
Betrachtet man diese Zeile zeitgemäß so steckt in ihr viel Wahrheit, wo sich doch viele zer-
reiben durch die Arbeit. Der Affe als sinngemäße Vorentwicklungsstufe des Menschen wird
somit zurück auf den Boden der Tatsachen manövriert. Als psych. Hinweise finde ich manche
Zitate gar nicht so verkehrt.

Zitat:
"Den Affen noch, dann ruft das Himmelbett!"
Kaum sprachs der Herr, schon war der Zoo komplett
und plangerecht am sechsten Tag vollendet.
Dann sprach er weiter: "Werf ich den Verschnitt
zusammen mit dem letzten Klumpen Kitt
noch hinterher, so hab ich nichts verschwendet."
Das Kitt lese ich als die Bastelstunde, da der erste Mensch aus Lehm zusammengekittet wurde
oder Erde. Der Mensch wird schließlich als Überbleibsel aus den Resten geformt?

Der Text ist satirisch, aber für mich nicht wirklich greifbar. Muss er ja auch nicht, einzig und allein
geht es darum sich Gedanken über das Thema zu machen, was ich als gelungen empfinde...

LG gin
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Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


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Alt 23.07.2014, 17:35   #9
Chavali
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Huhu Claudi,

Zitat:
hier nun der versprochene Tipp: Nehmen wir mal das Bild des biblischen Schöpfers als Metapher für einen kreativen Menschen.
Vielleicht für einen Dichter, der sich für ein bestimmtes Thema einen begrenzten Zeitrahmen gesetzt hat.
Mit diesem neuen Ansatz lässt sich in eine ganz andere Richtung spinnen, und der Titel könnte dabei sogar sein ironisches Outfit ablegen.

Das ist ganz schön um die Ecke gedacht!
Der Kitt, den man aus dem Fenster warf, ist also das Werk eines Dichters, dessen Text verissen wurde...
Und vielleicht noch dazu mit harschen Worten niedergemacht...?

Der Titel Sah Tiere für das Original ist ja schon Satire an sich.

Der große Wurf - diesen Titel würde ich eher einem Dichter zuordnen, der glaubte, mit seinem Werk
einen großen Wurf gelandet zu haben und erkennen muss, dass andere - seine Leserschaft -
das ganz und gar nicht so sehen.

Ach ja, einige Interpretationsmöglichkeiten. Meine sind jetzt ausgeschöpft


Lieben Gruß,
Chavi
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Alt 27.07.2014, 12:39   #10
Claudi
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Hi Gin,

in dieser bösen Persiflage knüpfe ich an die Schöpfungsgeschichte aus dem Alten Testament (1. Buch Mose) an. Demnach erschuf Gott die Welt in sechs Tagen und ruhte am siebten Tag. Das Himmelbett schien mir ein gelungener Gag zu sein, um den Leser darauf einzustimmen, dass hier keine ernsthaften Betrachtungen zu erwarten sind.

Zitat:
Der Mensch wird schließlich als Überbleibsel aus den Resten geformt?
Genau. Das ist das provokante Gedankenspiel, zu dem ich einlade. Man kann sich jetzt fragen, ob das Zufallsprodukt ein großer Wurf, ein kleiner Ausrutscher oder sogar eine Riesenpleite war.

Danke für Deine Teilnahme an dieser etwas eigenwilligen Bibelstunde und für die Beschäftigung mit meinem Text.




Hi Chavi,

Zitat:
Das ist ganz schön um die Ecke gedacht!
Ja, von Dir. Das finde ich auch. So weit kann ich Dir folgen:

Zitat:
Der große Wurf - diesen Titel würde ich eher einem Dichter zuordnen, der glaubte, mit einem Werk einen großen Wurf gelandet zu haben
Ja, kann ich mir auch gut vorstellen. Wobei der Satz ja nicht unbedingt in der Vergangenheit stehen müsste, oder? Könnte ja auch ein gegenwärtiges Projekt sein, egal welcher Kunstrichtung. Dann biegst Du, was selbstverständlich erlaubt ist, um die Ecke:

Zitat:
und erkennen muss, dass andere - seine Leserschaft -das ganz und gar nicht so sehen.
Kann natürlich auch sein. Aber wo findest Du ein Indiz dafür im Text? Der Titel liest sich doch eigentlich viel optimistischer, wenn man ihn nicht ironisch nimmt.

Es ging mir aber nicht darum, zwei verschiedene Gedichte zu schreiben. Tatsächlich sind beide als Satire gedacht. Mit dem neuen Titel winke ich lediglich etwas dezenter. Die Gedanken dazu kommen vom Leser.


Liebe Grüße
Claudi
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Geändert von Claudi (27.07.2014 um 12:41 Uhr)
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