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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 06.01.2010, 12:14   #1
Medusa
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Standard Erasmus von Rotterdam (auf Wunsch eines einzelnen Herren)

Erasmus von Rotterdam

Illegitim als der Sohn eines sündhaften Priesters geboren,
lebte ich rastlos und stets als ein Suchender, furchtsam, doch ohne
Vorbehalt. Bücher erbrachten mir Rückzug und regten Verlangen,
Unnützem, klerikal Drückendem, deutlichen Einhalt zu bieten.

Früh schon erlernte ich Schreiben, das Denken, Verständnis und Kämpfen,
suchte in Klöstern die Heimstatt und Liebe. Dies brachte mir Ängste
ob der beschämend Verdrehungen hinsichtlich christlichen Denkens,
Handelns und Fühlens, ich suchte und fand nur die Lähmung gehorsamen

Glaubens, beschloss, mich den führenden Denkern zu nähern, zu lernen,
reiste umher. Ich erkannte jedoch auch die Torheit des Menschen,
suchte mit deutlicher Sprache Gehör, ja Vernunft und Verstehen.
Führte vertraute Gespräche mit klügsten Experten der damalig Zeiten.

Luther erhielt die verdiente, erwünschte Vertrautheit nicht; seine Papiere
über die Freiheit des Willens und Christen enttäuschten mich lange;
humanitäres Verstehen und Denken erschienen nicht richtig gesehen.
Denkern wie More, Melanchton und Zwingli verdanke ich Wissen.

Christentum, weitab von Dogmen, befreit von der Gier und den Mächten,
wurde mein Ziel, denn die Predigt, die Jesus am Berge hielt, sollte
Richtschnur und Orientierung der Christenheit bleiben und immer
Anker in unseren Herzen sein. Grüße vom heute wohl rechtens verehrten
Desiderius.

Medusa ist offline  
Alt 06.01.2010, 13:09   #2
Chavali
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Hui liebe Medusa,

was für ein Text!
Ich bewundere deinen Fleiß.
So richtig fließt der Text aber nicht für meine Begriffe, er wirkt eckig, kantig und eher wenig poetisch.
Das liegt sicher an der Erzählform mit seinen langen Zeilen und an dem fehlenden Reim.
Optisch sieht der Text gut aus, schön gleichmäßig, die Schrift passt und auch die Zeilenlänge.
Hier hast du sicher auf eine besondere Form der Gedichtschreibung zurückgegriffen, die mir allerdings Mühe macht,
dabei zu bleiben und mehrmals zu lesen, was sicher für das Verständnis des Inhaltes und der strophigen Form vonnöten wäre.

Derjenige, dem du den Text gewidmet hast, wird dir sicher mehr dazu sagen können.


Lieben Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline  
Alt 06.01.2010, 13:24   #3
Medusa
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Liebe Chavali,

ich kann Dir nur beipflichten: Der Hexameter liest sich erst flüssig, wenn Du ihn verinnerlicht hast .

Angestiftet hat mich ein Borstentier, das, nach dem Lesen meines Läuterungsberges, niederknieen wollte, bedichtete ich Erasmus von Rotterdam . Schaun wir mal, ob ich ihn beeindrucken kann .

Deine Einwände sind völlig in Ordnung, denn ich habe Schwierigkeiten, "Hölzernes" wegzukriegen; Poesie kriege ich bei diesem Thema nicht gebacken , obwohl sich der Hexameter sehr gut eignet, auch poetische Verse zu schmieden. Vergil, Dante und wie sie alle heißen haben es doch auch geschafft .

Ich grüße Dich herzlich und danke Dir für Deinen schnellen Kommentar ,
Medusa.
Medusa ist offline  
Alt 06.01.2010, 13:28   #4
Hans Beislschmidt
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Hey Medusa,

schön, dass du dich jetzt doch da ran gewagt hast.

Dein Werk ist gut recherchiert, jedoch hast du den Nebenschauplätzen einen zu großen Raum zugeteilt. Ich hätte mir noch gewünscht, dass er als Wegbereiter der Philosophen der Aufklärung Erwähnung gefunden hätte. Anstelle der sehr ausführlichen Vita hätte ich seinen Leitsatz mit verarbeitet: "Menschen werden nicht als Menschen geboren, sondern als solche erzogen". Der Vielschreiber hinterließ nicht nur über 100 Bücher sondern führte auch eine scharfe satirische Klinge: „Lob der Torheit“. Er war ein Spötter gegenüber tief verwurzelten Irrtümern, auch innerhalb der katholischen Kirche. Darüber hinaus stellte er sich gegen Luther, indem er dem Menschen einen freien Willen attestierte – also die Option zwischen Gut und Böse und wandte sich somit gegen Luthers These, dass alles auf göttlicher Vorhersehung beruhe. Diese Kraft der freien Geisteshaltung, die später bei Beccaria, Hume und Kant ihren Niederschlag fanden, ist der eigentliche Verdienst und Meilenstein von Desiderius alias Erasmus. Bei deinem Werk ist aber noch nicht der endgültige Schussstrich gezogen ...

Vorab aber schon mal ein Chapeau vom Hans
Hans Beislschmidt ist offline  
Alt 06.01.2010, 13:55   #5
a.c.larin
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hallo medusa,

da hast du mit erstaunlicher konsequenz ein geschichtliches thema hexametrisch abgehandelt, chapaeu!

es ist nicht ganz einfach zu lesen, da es ja schon etwas weiter weg von der alltagssprache ist - und hexameter sind ehrlich gesagt auch nicht gerade mein ding. trotzdem oder gerade deshalb: bravo!

nur eine einzige sache erscheint mir nicht ganz logisch:
erasmus spircht über sich, sein leben und seine zeitgenossen - würde er das aber selbst als "damalig zeit" ansprechen? für ihn wäre die damalige zeit ja durchaus "heutig". vielelicht fällt dir dazu noch eine variante ein.

liebe grüße,
larin
a.c.larin ist offline  
Alt 06.01.2010, 14:13   #6
Medusa
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Lieber Hans,

versuch mal, die fehlenden, relevanten Themen in einen Hexameter zu pressen - das ist schier unmöglich! Ich habs versucht; in einem anderen Versmaß wäre das sicher eher möglich. Schau mal, ein paar der wichtigen Erkenntnisse habe ich untergebracht:


Illegitim als der Sohn eines sündhaften Priesters geboren,
lebte ich rastlos und stets als ein Suchender, furchtsam, doch ohne Er war sehr oft auf Reisen.
Vorbehalt. Bücher erbrachten mir Rückzug und regten Verlangen, Er war sehr belesen.
Unnützem, klerikal Drückendem, deutlichen Einhalt zu bieten. Schon früh wetterte er gegen die Kirche.

Früh schon erlernte ich Schreiben, das Denken, Verständnis und Kämpfen,
suchte in Klöstern die Heimstatt und Liebe. Dies brachte mir Ängste Er war Augustinermönch.
ob der beschämend Verdrehungen hinsichtlich christlichen Denkens,
Handelns und Fühlens, ich suchte und fand nur die Lähmung gehorsamen

Glaubens, beschloss, mich den führenden Denkern zu nähern, zu lernen, Nicht eindeutig genug?
reiste umher. Ich erkannte jedoch auch die Torheit des Menschen, Eines seiner wichtigsten Werke (Lob der Torheit)!
suchte mit deutlicher Sprache Gehör, ja Vernunft und Verstehen. Noch eines: "Lob der Vernunft".
Führte vertraute Gespräche mit klügsten Experten der damalig Zeiten.

Luther erhielt die verdiente, erwünschte Vertrautheit nicht; seine Papiere
über die Freiheit des Willens und Christen enttäuschten mich lange; "Die Freiheit des Christenmenschen" (Luther), "Die Freiheit des Willens" (E. v. Rotterdam).
humanitäres Verstehen und Denken erschienen nicht richtig gesehen. "Handbuch des christlichen Streiters".
Denkern wie More, Melanchton und Zwingli verdanke ich Wissen. Allesamt Verfechter humanitären Gedankengutes, Befürworter (eingeschränkt!) der Reformation und Gegner der Institution Kirche.

Christentum, weitab von Dogmen, befreit von der Gier und den Mächten,
wurde mein Ziel, denn die Predigt, die Jesus am Berge hielt, sollte Sowohl an der Bergpredigt als auch am Neuen Testament orientierte er sich und baute seine Philosophie bzw. seinen Humanismus darauf auf.
Richtschnur und Orientierung der Christenheit bleiben und immer
Anker in unseren Herzen sein. Grüße vom heute wohl rechtens verehrten
Desiderius.

Ich verstehe schon, was Du meinst

Wenn ich Dich richtig verstehe, dann siehst Du noch keinen Grund, niederzuknieen . In Ordnung , ich bin ja nicht nachtragend . Vielleicht gehe ich noch mal ran und schreibe eine Villanelle oder ein Pantum, das könnte gut passen .


Ich danke Dir herzlich für Deinen Kommentar.
Habe ich Dir schon ein glückliches Neue Jahr gewünscht?
Viele liebe Grüße,
Medusa.





Liebe Larin,

vielen lieben Dank für Dein Lob .
Es ist in der Tat sehr schwer zu lesen; noch viel schwieriger war es, das Ding zu basteln; Konsequenz dem Versmaß gegenüber erscheint mir hier unabdingbar .
Meine Idee war es, Erasmus hier und heute anzusiedeln und erzählen zu lassen. Ich sehe in den "damaligen Zeiten" folglich kein Problem .
Nochmals Dankeschön für das schöne Kompliment .

Herzliche Grüße,
Medusa.

Geändert von Medusa (06.01.2010 um 16:01 Uhr)
Medusa ist offline  
Alt 06.01.2010, 15:53   #7
Hans Beislschmidt
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hey Medusa,

ich knie mich später noch mal rein, das Menschwerden der Menschen über Erziehung und Lernen lässt mir keine Ruhe, das fehlt einfach noch. Melde mich später noch mal.

Gruß vom Hans
Hans Beislschmidt ist offline  
Alt 06.01.2010, 16:29   #8
norbert
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...ich finde, der hexameter hat was getragenes, ernsthaftes, das passt bei diesm textinhalt eigentlich ganz gut.
nach meinem verständnis hat erasmus eher deswegen luther "abgesagt", weil er luther vorwarf, dass dieser seine abspaltung nicht genügend vorbereitet hatte. er warnte zu recht: die folgenden religionskriege forderten millionen von toten, die reformierte sparte zersplitterte schnell in lutheraner, calvinisten, zwinglianer etc.
toll, dass du dieses ziemlich komplizierte thema in diese form bekommen hast!
liebe grüße
erasmusbert
norbert ist offline  
Alt 06.01.2010, 17:25   #9
Medusa
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O.k. Hans,

wir lesen uns im Chat . Vielleicht sollten wir einen neuen Erasmus gemeinsam basteln?
Liebe Grüße,
Medusa.




Lieber Norbert,

lieben Dank für Dein Lob zum Hexameter

Geändert von Medusa (06.01.2010 um 18:09 Uhr)
Medusa ist offline  
Alt 06.01.2010, 18:06   #10
norbert
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nee, medusa,
ich verehre ihn absolut nicht.
für mich war er ein eitler breitmaulfrosch - seine gedanken waren sicher tw. ok,
aber die hatte - in noch radikalerer form - friedrichll., der aufgeklärte stauffer, schon über 200 jahre vorher formuliert.
wäre er wirklich konsequent gewesen, hätte er sich komplett aus dem religionstheater verabschiedet und auf die wissenschaften gesetzt - hat er aber nicht, so ist er weder fisch noch fleisch für mich.
liebe grüße
norbert
norbert ist offline  
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